0856 - Leas Hexenladen
anders aus.«
»Himmel, ich denke, ich habe mir den richtigen Partner ausgesucht. Aber ich würde gern erfahren, wie es jetzt weitergeht. Hast du inzwischen einen Plan?«
»Muß ich das?«
Sie lachte ziemlich unecht. »Ich bitte dich, John, das haben die Polizisten doch immer.«
»Ja, im Kino oder im Fernsehen. Ich denke da anders drüber. Ich weiß nicht, was noch auf uns zukommt. Fest steht, daß Lea mir etwas versprochen hat. Sie wird es durchhalten, und ich denke, daß sie auch den Zeitpunkt einhalten wird.«
»Du meinst, sie kommt erst bei Anbruch der Dämmerung.«
»Ja, aber nicht allein.«
Maureen ging in kleinen Schritten zurück. »Klar, John, ich weiß. Wir müssen auch mit diesen drei alten Weibern rechnen.«
»Sehr richtig. Auf jeden Fall dürfen sie von uns nicht unterschätzt werden.« Ich nahm eine Feder und zielte damit auf den Fensterrahmen. Ich war sicher, daß die Spitze selbst im harten Holz steckenblieb, wenn die Waffe wuchtig genug geworfen wurde. Das wollte ich nicht ausprobieren, sondern legte die Feder wieder zur Seite.
Maureen blickte auf ihre Uhr. »Eigentlich möchte ich mich noch duschen, John, was hältst du davon?«
»Sofort?«
»Ja, es ist noch hell.«
»Okay, ich kann dich nicht daran hindern. Aber gib acht, bitte!«
»Werde ich.« Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. »Am sichersten wäre es, wenn du in meinem Zimmer Wache halten würdest. Wie stehst du dazu?«
»Ich bin einverstanden.«
»Okay, dann komm.«
Wir gingen auf die andere Seite des Flurs. Wohl war mir dabei aber nicht…
***
Maureens Zimmer war mit dem meinen beinahe identisch, und auch die Naßzelle war so klein, daß man sich kaum drehen konnte. Ein Fenster gab es sowieso nicht, und ich brauchte nicht viel zu durchsuchen, um erkennen zu können, daß man uns keine Falle gestellt hatte.
»Dann kann ich mich ja duschen - oder?«
»Ja, Maureen, du kannst.«
Sie drückte sich an mir vorbei, ein bestimmtes Lächeln auf den Lippen. Ich zog mich wieder zurück.
Im Zimmer setzte ich mich in einen Sessel, der dringend eine Aufpolsterung benötigt hätte. Ich sank tief ein. Er gefiel mir ebensowenig wie die Tapete mit den Blümchen. Wahrscheinlich würde das alles noch verändert und renoviert werden.
Es war Zeit vergangen, die Sonne hatte sich auf ihrer Wanderung in westliche Richtung bewegt, und es würde nicht mehr lange dauern, dann fielen ihre Strahlen waagerecht über das Land.
Ich hörte das Rauschen der Dusche, stand auf, ging zum Fenster und schaute mich an der Rückseite um. Dort parkten zwei alte Autos neben einem Schuppen. Vor dessen Tür stapelten sich Dachpfannen, und auch einige lange Holzbalken.
Es wirkte alles normal.
Es war ruhig, das Leben nahm seinen Gang, und dennoch durfte ich die Worte der Hexe nicht aus meinem Gedächtnis verbannen Sie würde zu einem ihrer Tricks greifen, und wenn sie reagierte, war es kein fauler Zauber, sondern gefährliche Magie.
Es hatte keinen Sinn, wenn ich mir Gedanken machte, was sie versuchen wollte. Ich kannte sie und ihre Möglichkeiten nicht genau, aber ich mußte auf der Hut sein.
Als ich Maureens Stimme hörte, fiel mir erst auf, daß sie die Dusche abgestellt hatte.
»John?«
»Was ist?«
»Ist noch alles in Ordnung?«
»Du kannst beruhigt sein. Ich bin hier und habe auch noch keinen Besuch bekommen.«
»Wunderbar.«
»Wie lange dauert es noch bei dir?«
»Höchstens fünf Minuten. Wenn du willst, kannst du dich danach duschen.«
»Mal sehen.«
Ich hatte mich wieder gesetzt, die Dusche rauschte weiter, als es an die Zimmertür klopfte.
Augenblicklich war ich hellwach, denn ich rechnete mit einer bösen Überraschung.
»Ja…«, dehnte ich.
»Darf ich eintreten?«
Es war eine mir nicht bekannte Frauenstimme. »Gut, kommen Sie.«
Es ging so schnell, daß ich nicht einmal dazu kam, mich zu erheben. Aber ich bekam große Augen, als ich die Frau sah, deren enge Kleidung sie eher ausgezogen als angezogen aussehen ließ.
Leggings, ein hautenger Pullover, gewisse unschuldige Augen, der Schmollmund, so etwas war früher einer Brigitte Bardot zugestanden worden.
Ich erhob mich. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich soll Ihnen etwas geben.«
»Mir?«
Die Frau nickte. »Ich wohne hier in der Nähe, und ich traf Lea auf der Straße.«
»Ach nein.«
»Doch, doch.« Sie klappte ihre kleine Tasche auf, griff hinein, aber sie holte keine Waffe hervor, sondern einen kleinen rechteckigen Herrenspiegel, den sie mir hinhielt.
»Was soll ich
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