0856 - Treffpunkt Totenwelt
Schutzschirm abgezogene Energie aufnahmen und speicherten. In das Erstaunen über die enorme Leistungsfähigkeit dieser Maschinen mischte sich ernste Sorge. Der Schutzschirm wurde automatisch mit zusätzlicher Energie versorgt, wenn seine Stabilität bedroht wurde - und die Kraftstationen der Space-Jet verfügten über eine Leistungskapazität, die die von Robotern gewaltig überstieg. Wenn der Schirm Instabilitätserscheinungen zeigte, dann bedeutete das, daß die Kraftstationen ihre Reserven bereits eingesetzt hatten - und daß sie nicht ausreichten!
Und da sprach bereits die nächste Alarmanlage an. Das Heulkonzert nervte Vanne, zumal er mit einem Blick auf die Kontrollen erkannte, daß auch die Energiereserven für die Notstartautomatik angegriffen wurden.
Das machte eine Flucht praktisch unmöglich.
Blieb nur noch, die Kampfansage anzunehmen und die Roboter zu zerstören!
Kershyll Vannes Finger huschten über die Kontrollen der Feuerschaltungen für die Transformkanone. Diese für planetarische Verhältnisse fast ultimate Waffe besaß eine autarke Energiestation.
Doch in dem Moment, in dem Vanne die Energiestation aktivierte, brachen die Feldleiter zur Versorgung der Transformkanone, kaum daß sie sich aufgebaut hatten, wieder zusammen. Die gesamte erzeugte Energie wurde abgezapft. Die Kraftstation der Transformkanone schaltete sich automatisch hoch, um die Anforderungen zu erfüllen, aber auch im Maximum der Leistung erhielt die Kanone kein Quant Energie.
Bestürzt begriff Vanne, daß er damit so gut wie wehrlos war. Unterdessen war der Schutzschirm erloschen, obwohl die Kraftstationen mit höchster Leistung arbeiteten.
Einige Roboter anderer Typen machten sich an der Bodenschleuse zu schaffen. Sie „knackten" die Impulsschlösser, ohne Schäden anzurichten.
Kershyll Vanne schloß seine Raumkombination, ließ den Druckhelm nach vorn klappen und aktivierte den Individualschutzschirm. Die Energiesphäre hüllte ihn konturig ein und gab ihm ein Gefühl der Sicherheit. Aber nur für wenige Sekunden, denn sie erlosch fast genauso schnell, wie sie sich aufgebaut hatte.
Vanne überlegte, ob er das Kanzeldach der Space-Jet absprengen und mit seinem Flugaggregat starten sollte, um, wenn schon nicht das Schiff, so wenigstens sich selbst zu retten, aber er wußte bereits vorher, daß auch die Energie des betreffenden Aggregats abgezapft werden würde.
Und wenige Sekunden danach drangen drei kleinere, aber ebenso plumpe Roboter wie die größten Exemplare, in die Steuerzentrale ein und packten Vanne an Armen und Beinen - es gab nichts, was Kershyll Vanne dagegen tun konnte.
Immerhin trafen sie keine Anstalten, den Mann zu verletzen oder zu töten. Deshalb verhielt er sich ruhig und ergab sich vorläufig in sein Schicksal als Gefangener der seltsamen Roboter...
4.
Die Vibrationen hatten Tlagalagh bis in die Grundfesten erschüttert, aber bis auf verschiedene unbedeutende Risse waren die Bauten der Miniaturstadt intakt geblieben.
Guy Nelson strich mit seinen derben Händen erstaunlich sanft über Mabels Haar.
Seine Schwester hatte sich erschrocken in seine Arme geflüchtet, als zusammen mit dem alles übertönenden Pfeifen die Erschütterungen eingesetzt hatten.
„Es ist wieder alles in bester Ordnung, Schwesterlein", sagte Guy mit rauer Stimme.
„Wahrscheinlich befinden wir uns schon jetzt in der Andromeda-Galaxie."
Er zog eine Folie aus der Brusttasche seiner Kombination und las die Botschaft, die in Mikroschrift - für ihn allerdings in normaler Schrift - darauf gedruckt worden war.
„Liebe Freunde, ein alter Bekannter meiner Eltern hat mich in dringender Form gebeten, ihn bei einem sehr wichtigen Vorhaben zu unterstützen. Deshalb habe ich den Intermitter auf volle Leistung geschaltet und mich auf die Rückreise begeben. Ich werde einen kleinen Umweg über die Andromeda-Galaxie machen und in einem uralten Stützpunkt meines Volkes Mittel und Wege finden, Euch wieder zur normalen Körpergröße zu verhelfen. Bald sehen wir uns in der Zentrale des Ewigkeitsschiffs wieder. Euer Tengri Lethos."
Guy Nelson räusperte sich.
„Du hast es gehört. Tengri wird uns helfen."
Langsam befreite Mabel sich aus seinen Armen. Angewidert zog sie die Nase kraus.
„Hoffentlich hilft er dir auch, deine Alkoholsucht zu überwinden, du mißratener Sproß der Nelson-Familie!" schimpfte sie. „Du riechst schon wieder penetrant nach Fusel."
Guy stieß auf.
„Nach echtem uralten Bourbon!" protestierte er.
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