0857 - Erbe der Aphilie
durchlaufen zunächst einen Wandler und werden dort in positronischen Kode umgesetzt. Der Wandler erzeugt bei seiner Tätigkeit ein ganz charakteristisches Streuimpulsmuster. Dieses Muster habe ich selbst mit den empfindlichsten Geräten nicht ermitteln können. Also muß ich schließen, daß der Wandler nicht in Tätigkeit war.
Was bedeutet, daß NATHAN seine organische Hälfte für die Arbeiten in Germyr nicht in Anspruch nimmt."
Redfern wirkte ein wenig verwundert.
„Das würde man von einem aphilischen Programm erwarten, nicht wahr?" erkundigte er sich.
„In der Tat", bestätigte Payne Hamiller. „Aber aufgrund seiner Basisprogrammierung ist NATHAN gezwungen, bei jeder Tätigkeit, die von einer der beiden Hälften ausgeführt wird, die andere Hälfte mit Daten bezüglich dieser Tätigkeit zu versorgen. Dieser Datenaustausch findet hier offenbar nicht statt. Ich frage dich, warum nicht?"
Redfern zuckte mit den Schultern.
„Bin ich ein NATHAN-Experte? Sag' du mir, warum NATHAN sich so absonderlich verhält!"
„Es besteht die Möglichkeit, daß die Aphiliker seine Basisprogrammierung geändert ha-ben!"
Redfern machte große Augen.
„Das ist unmöglich!"
„Warum? Trevor Casalle besaß dieselben Vollmachten wie Perry Rhodan. Außerdem war ihm das Vertrauensmänner-Gremium blind ergeben. Er konnte mühelos selbst die schwerstwiegende Programmänderung in NATHAN durchsetzen."
„Das ist es nicht", widersprach Redfern. „Sind wir nicht zu der Überzeugung gelangt, daß NATHAN ein Gegner der Aphilie war? Hätte er eine Änderung seiner Basisprogrammie-rung zugelassen, selbst wenn sie ordnungsgemäß von dem zuständigen Komitee ange-ordnet worden wäre?"
Payne Hamiller hob die Schultern.
„Es scheint so - oder nicht? Was immer NATHAN im Germyr-Sektor tut: seine organische Hälfte ist nicht daran beteiligt!"
Redfern stand auf und ging voller Unruhe ein paar Schritte.
„Es muß eine andere Erklärung geben!" stieß er hervor. „Mann, das würde doch sonst bedeuten, daß wir diesem Mammut von einem Rechner hilflos ausgeliefert sind!"
„Ich fürchte, das trifft den Nagel auf den Kopf!" antwortete Hamiller.
„Und was willst du dagegen unternehmen?"
„Ich?" fragte Hamiller, augenscheinlich überrascht, daß ihm die Verantwortung zugeschoben wurde. „Das ist eine Sache, über die das ganze Kabinett zu entscheiden hat, nicht ich alleine."
Redfern lächelte.
„Sie werden dir die Sache trotzdem zuschieben", meinte er. „Im Augenblick bist du unser Experte Nummer eins! Am besten fängst du gleich jetzt an, dir den Kopf darüber zu zer-brechen."
Hamiller hatte eine abschlägige Antwort auf der Zunge. Er kam nicht dazu, sie auszusprechen. Das helle Signal eines Summers ertönte. Unmittelbar danach ertönte eine auf-geregte Stimme: „Eine dringende Meldung für den Terranischen Rat der Wissenschaften!"
Payne Hamiller sprang auf und näherte sich dem Interkom.
„Hamiller hier! Was für eine Meldung ist das?"
„Der Leistungsverbrauch im Sektor Germyr ist vor wenigen Minuten auf null abgesunken, Sir. Es scheint, als habe NATHAN alle Tätigkeiten in Germyr eingestellt."
Hamiller starrte sekundenlang vor sich hin.
„Ist Kanthall noch da?" fragte er plötzlich.
Die Stimme aus dem Interkom antwortete: „Er hält sich im Kontrollraum auf Sir."
„Sagen Sie ihm, er soll sich bereithalten!" forderte Hamiller. „Es ist Zeit für ein weiteres Gespräch mit NATHAN."
6.
„Warum immer ich?" erkundigte sich Jentho Kanthall mürrisch. „Kommen Sie mit NATHAN nicht alleine zurecht?"
Hamillers Gesicht war undurchdringlich.
„Sie spielen eine der wichtigsten Rollen auf Terra, Kanthall", antwortete er voller Ernst.
„Sie repräsentieren die Übergangsperiode von der Aphilie zu einer Menschheit, die wieder im Vollbesitz ihrer Sinne ist. NATHANs Alleingang im Gerrnyr-Sektor ist von entscheiden-der Bedeutung. Wir haben von Sekunde zu Sekunde mehr Grund zu glauben, daß dort ein spätaphilisches Programm abläuft. Es ist nicht mehr als logisch, daß Sie an den Ver-handlungen teilnehmen müssen."
Kanthalls Miene verriet Bitterkeit.
„Also gut, gehen wir!" knurrte er.
Sie nahmen denselben Korridor, in dem Payne Hamiller sich vor ein paar Tagen an sei-ne Freundschaft mit dem Letzten Antiquar erinnert hatte. Aber diesmal war er selbst der-jenige, der die Initiative führte. Als das Schott der Verbindungsstelle sich öffnete, trat er als erster in den runden Raum und ließ sich in einem der
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