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0857 - Erbe der Aphilie

Titel: 0857 - Erbe der Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Eifersüchteleien zurückzu-stellen und unsere Arbeit nicht weiter zu behindern!"
    Pemmo Kalaainen trat wortlos beiseite. In diesem Augenblick fragte er sich zum ersten Mal, ob er für den Umgang mit Robotern die nötige Qualifikation besitze.
     
    *
     
    Payne Hamiller war zeit seines Lebens ein Einzelgänger gewesen. Die Praxis der einsamen Entscheidungen hatte er in sein neues Amt als Terranischer Rat für Wissenschaf-ten mit hinübergenommen. Niemand außer Redfern wußte davon, daß Hamiller eine mehrstündige Stillegung sämtlicher sublunaren Anlagen angeordnet hatte, damit in der daraus resultierenden Stille die Vorgänge im Innern des Sektors Germyr besser ange-messen werden konnten.
    Vielleicht war aber das, was viele letzten Endes als die Heimlichtuerei eines wirklichkeitsfremden Genies betrachteten, reine Taktik. Denn auch NATHAN würde erst in dem Augenblick, in dem die Abschaltung tatsächlich vorgenommen wurde, von Hamillers Plan erfahren. Hamiller hatte wenig Bedenken, daß die Hyperinpotronik dem Abschaltbefehl gehorchen würde. In ihren normalen Funktionen benahm sie sich wie früher - als willfähri-ger Diener der Menschheit. Nur Germyr blieb wahrscheinlich aktiv.
    Die dortige Tätigkeit unterstand nicht menschlicher Kontrolle. NATHAN litt an einer Art inpotronischer Schizo-phrenie.
    Nicht Schizophrenie, schoß es Hamiller durch den Sinn, während er über die Sache nachdachte. Schizophrenie war eine Krankheit. NATHAN war nicht krank. Er wußte genau, was er tat. Er war doppelgesichtig! Das war der richtige Ausdruck!
    NATHAN mit dem Januskopf!
    Die Vorstellung amüsierte Hamiller ein paar Augenblicke lang. Dann wandte er sich wie-der seinen Vorbereitungen zu. Durch Zufall erfuhr er von den Messungen, die unter Pemmo Kalaainens Leitung zur Zeit an der Germyr-Peripherie durchgeführt wurden. Er versuchte, mit Kalaainen Verbindung aufzunehmen, erreichte jedoch nur Augustus, den Ka-zwo. Diesem erteilte er die Anweisung, den Meßplatz mit zusätzlichen, vorher nicht eingeplanten Geräten auszustatten.
    Die mehrstündige Abschaltung betraf nur NATHANs Tätigkeit innerhalb der sublunaren Anlagen. Nicht davon betroffen waren die Dienste, die die Hyperinpotronik für Terra ver-richtete. Klimakontrolle und die Steuerung mehrerer positronischer Rechnernetze auf der Erde blieben während der Abschaltperiode aktiv.
    Zwanzig Minuten vor dem entscheidenden Zeitpunkt hatte Payne Hamiller eine kurze Konferenz mit einer Gruppe von vierundzwanzig Kontrolleuren, denen er seine Absicht kundtat. Die Kontrolleure wurden von ihm angewiesen, zum verabredeten Augenblick jeder in seinem Kontrollbereich die Abschaltung vorzunehmen. Denn es gab keinen Ort, von dem aus NATHAN zentral hätte stillgelegt werden können. Das war eine der Sicherheits-vorkehrungen, die noch die Regierung des Solaren Imperiums zum Schutz der Hyperin-potronik getroffen hatte, denn ein zentraler Schaltort wäre eine unerträgliche Herausforde-rung für die in jeder Epoche der Menschheitsgeschichte vorhandenen Anarchisten und Terroristen gewesen.
    Es war 20:14 am 18. Januar 3586, als sämtliche lunaren Aktivitäten NATHANs abgeschaltet wurden. Ein paar Minuten noch ging das Rumoren der Roboter in den Werften und Kraftwerken des Mondes weiter; denn eine globale Sicherheitsschaltung sorgte dafür, daß ein Abschaltvorgang nicht zu Chaos und Vernichtung führte, sondern den abgeschal-teten Maschinen und Robotern die Möglichkeit gab, eine gerade begonnene Tätigkeit zu Ende oder doch wenigstens bis zu einem Punkt zu führen, an dem sie ohne schwerwie-gende Folgen unterbrochen werden konnte.
    Dann aber herrschte Ruhe.
    Es wurde still im Innern des Mondes. Lediglich im Innern des Sektors Germyr hielt das Rumoren an.
    Ohne es zu wissen, hatte Payne Hamiller den Zeitpunkt der Abschaltung so gewählt, daß er unmittelbar vor einem Zacken in NATHANs Leistungsverbrauch-Kurve lag. Die Wirkung war beachtlich.
     
    *
     
    Um 20:15 Uhr stellte Sali fest, daß der Störgeräuschpegel auf allen Meßgeräten drastisch abgefallen war. Sie teilte dies Pemmo mit. Pemmo hatte keine Ahnung, wie er sich diese Entwicklung erklären solle. Aber er entschloß sich ohne Zögern, sie für seine Zwecke zu nutzen. Er gab Augustus den Auftrag, die Sensitivitätsschwelle sämtlicher Geräte um eine Größenordnung niedriger zu setzen. Der Ka-zwo führte den Befehl sofort aus.
    Gegen 20:23 begann der erwartete steile Anstieg des Leistungsverbrauchs im Sektor Germyr, dessen Randzone von

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