Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0859 - Ring der Gewalt

Titel: 0859 - Ring der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
schüttelte es mit einem harten Griff.
    Hytawath schob seine Waffe wieder in das Halfter des Brustgurts zurück und sah zu, wie der erste vollbeladene Wagen von Cherkels Traktor ins Innere der Siedlung gezerrt wurde und die Männer den zweiten heranschoben. Sie begrüßten den Jäger nur mit einem knappen Lächeln oder mit einem ebensolchen Kopfnicken. Hytawath ging neben dem Wagen über die Brücke, roch den stechenden Dunst des Säuregrabens und sah einige verdächtige Ausbeulungen des Bodens. Irgendwie hatten es Wurzeln geschafft, sich un-terhalb des Grabens hindurchzuwühlen und näherten sich einer der stählernen Zaunstüt-zen. Hytawath seufzte, zog seine Waffe und blieb stehen.
    Er feuerte einmal kurz in die Steine, die von Säurekristallen in allen Farben überzogen waren.
    Unter den Steinen gab es plötzlich schlangenartige Bewegungen. Die kochende, vernichtende Hitze reizte den Stoffwechsel der hölzernen Wurzel und ließ sie zittern und vib-rieren. Eine erste Wurzel wurde zwischen dem losen Kiesgeröll hochgerissen.
    Wieder feuerte der Jäger. Ein paar Männer drehten sich kurz um und sahen, worum es ging. Die lange Wurzel hob sich aus dem Kies, erstarrte in der Luft, und jetzt schossen auch einige andere Siedler ihre Waffen ab. Sie zertrennten und verbrannten die Wurzeln, die mehr und mehr aus dem Boden hervorkrochen, je mehr sie vernichtet wurden.
    Als abzusehen war, daß die anderen Siedler die Aufgabe begriffen hatten, ging Hytawath weiter, passierte die Brücke und sah, wie der einfache, aus Einzelteilen zusammen-geschweißte Traktor mit Cherkel im Sitz wieder heranknatterte. Auf dem simplen Trittbrett neben ihm stand Meralda und klammerte sich an einer Verstrebung fest.
    Cherkel bremste nur kurz und brüllte mit seiner lauten Baßstimme: „Alles klar, Kleiner?"
    „Nichts ist klar. Aber es gibt genügend Steaks die nächsten Tage. Liegt etwas vor?"
    Meralda warf ihm einen langen, schwer zu deutenden Blick zu.
    „Wir haben wieder Funksprüche aufgefangen. Wir sehen uns - übrigens haben die Biologen einiges mit dir vor, Hy!"
    „Ich habe zuerst mit mir selbst etwas vor", erwiderte er und spürte plötzlich die Erschöp-fung. „Bis bald."
    Sie hob kurz die Hand, der Schlepper röhrte weiter und packte mit der halbautomatischen Kupplung den zweiten Wagen, auf dem sich schon die Fleischteile türmten.
    Das waren Vorgänge, um die sich Borl nicht zu kümmern brauchte. Er ging schweigend durch die Siedlung, die sich kreisförmig im Schatten und Schutz des Schiffes ausbreitete, auf die Rampe zu, die fast seit hundert Jahren hier lag und tief eingesunken war. Die E-nergie innerhalb des Schiffes wurde haushälterisch verwaltet; es gab nur jeweils einen Aufwärts- und einen Abwärtsschacht des Antigravlifts. Er schwebte hinauf in die Ebene, in der seine eigentümliche Kabine lag. Ruhe und Stille umfingen ihn. Er stieß das Schott zu dem ehemaligen Magazinraum auf, der eine Öffnung nach außen besaß. Als er in der Mitte des Raumes stand, wußte er, daß er es wieder einmal geschafft hatte. Er war zu Hause.
     
    4.
     
    Sein Vater war unbekannt. Vielleicht war es jemand, der heute noch lebte. Borl wußte es nicht; es interessierte ihn auch nicht wirklich. Sein Leben jedenfalls war eine Kette von erstaunlichen und unwahrscheinlichen Vorgängen gewesen, und er war sicher, daß es so oder ähnlich weitergehen würde.
    Er kannte die Geschichte von dem Angriff der winzigen Springschlange, die eine Winzigkeit Gift in den Kreislauf seiner Mutter abgesondert hatte. Dies mochte der erste Grund seiner Immunität im Verhältnis zu Vorcher Pool sein. Er kannte, ebenfalls aus Erzählun-gen, auch die Wahrheit über den Tod seiner Mutter.
    Mehrere Stunden vor seiner Geburt, bohrte eine Pflanze den Giftdorn in den Körper der Mutter. Tassa Borl lebte noch elf Minuten und schleppte sich hochschwanger ins Schiff und zu den Ärzten. Die Geburt ging ohne sonderliche Schwierigkeiten vor sich, aber die Mutter starb dabei. Das Baby war geradezu verblüffend gesund und wurde von der Ge-meinschaft der Siedler erzogen wie auch einige andere Kinder aus diesen Jahren. Sobald es möglich war, wurde auch Hytawath Borl in das Training der Siedler mit einbezogen. Es war schon vor sechsundzwanzig Jahren die Pflicht eines jeden Menschen, sich in den Simulatoren ausbilden zu lassen. Dort wirkten Darstellungen und Projektionen aller Pflan-zen und Tiere zusammen mit eineinhalbfacher Schwerkraft als Trainingselemente, die keinen anderen Zweck

Weitere Kostenlose Bücher