0859 - Ring der Gewalt
Bordspeicher und setzte sich in den abgenutzten schweren Sessel, kippte ihn nach hinten und schloß die Augen.
„Vielleicht", sagte er leise und nachdenklich, „kommt ein Sammlerschiff und holt uns ab. Das wäre das schönste Geschenk seit einem Jahrhundert."
Hy, wie ihn wenige Freunde nennen durften, machte sich keine Illusionen: dieses Ereig-nis war so gut wie ausgeschlossen. Zumal die Hyperfunkanlage ausgefallen war und nur empfangen, aber nicht senden konnte. Eine Reparatur war unmöglich.
Hytawath brauchte Ruhe, einige Stunden lang.
Dann würde er sich, ungern zwar, aber einsichtig, den Biologen stellen.
Unvermittelt fiel er, von der Stille und der leisen Musik beruhigt, in einen leichten Schlaf. Er wachte auf, als er ein Glas klirren hörte. Langsam öffnete er die Augen und sah vor dem feuerroten Viereck der Luke die Gestalt Meraldas. Pooibor, die düstere Sonne, ging unter und verwandelte die Hälfte des Horizonts in ein Meer aus Flammen und Blut. Das Mädchen in der weißen Kleidung erinnerte ihn an eine Gestalt seiner Träume; allerdings an einen Traum, der keineswegs auf Vorcher Pool stattgefunden hatte.
„Ist in der Siedlung wieder alles ruhig?" fragte er leise und richtete sich auf. Meralda nickte und stellte die Flasche ab.
„Ja. Der Angriff ist zurückgeschlagen worden. Jetzt patrouillieren kleine Gruppen entlang des Zaunes. Es war ein wilder Alptraum, Hy."
„In einigen Tagen, dies sage ich zu dir als Chefin dieser Siedlung, kommen Rrussus Leute und bringen neues Gemüse. Oder vielleicht auch Fleisch. Ich habe ihm einen Strah-ler und etliche Energiemagazine geschenkt; er war hinreißend und absolut souverän im Kampf und in allen anderen Sachen."
Auch Meralda gehörte zu der Mehrheit der Siedler, die im Lauf der Auseinandersetzung eine bestimmte Lebensform angenommen hatten, halb bewußt, halb automatisch. Blitz-schnell und kräftig, hart und entschlossen zu überleben. „Mußte das sein? Wir haben nicht zuviel Waffen."
„Wir haben mehr Waffen als Essen. Ich brachte für jeden von uns mindestens ein Kilo Fleisch mit."
„In Ordnung. Ich werde es Voin erklären."
„Erklären oder nicht, es ändert nichts daran. Ohne die Eingeborenen könntet ihr eure Herrschaft keine zehn Tage lang halten."
„Hast du noch immer etwas dagegen ...?" fragte sie ausdruckslos.
„Es interessiert mich nicht. Ich tue meine Pflicht, nicht weniger. Ich habe keine Absichten, deine Nachfolge anzutreten. Gibt es etwas Neues im Funkverkehr?"
„Ja."
Es gab für bestimmte Kleidungsstücke keinen Ersatz, das merken sie seit Jahrzehnten. Es gab auch keine Möglichkeit, das Hyperfunkgerät zu reparieren, obwohl sich die Bastler daran förmlich ausgetobt hatten. Aber noch immer empfingen die Leute der KARMA die Botschaften aus dem All.
„Wie ist der letzte Stand?"
Meralda und er liebten sich auf eine höchst merkwürdige Weise. Hytawath hielt zwar das schönste Mädchen der Siedlung in seinen Armen, aber er kannte ihren harten und prag-matisch ausgerichteten Charakter.
„Wir haben aus allen möglichen Mitteilungen, glaubt Voin, ein ganz gutes und zutreffen-des Bild zusammenstellen können. Roi Danton und Julian Tifflor setzen überall in der Ga-laxis die Sammlerschiffe ein."
Seit dem ersten aufgefangenen Funkspruch, der vom Ende der Larenherrschaft berich-tete, bereitete sich Hytawath darauf vor, doch noch diesen höllischen Planeten verlassen zu können. Aber er sprach nicht einmal mit Meralda darüber.
„Die Schiffe sollen verstreute Siedler, wie beispielsweise uns, abholen und zur Erde bringen. Die Sendeleistung einiger Funksprüche war ziemlich stark. Es kann sein, daß ein Schiff oder mehrere hier in der Nähe operieren."
Hytawath blickte Meralda beunruhigt an. Sie war nervös und gereizt, das sah er auf den ersten Blick. Mit einiger Sicherheit gab es innerhalb der Siedlung wieder Probleme, die er noch nicht kannte.
„Poolbor ist in der terranischen Raumfahrt gut bekannt. Wir hatten die Koordinaten in der Bordpositronik. Kann sein, daß es anderen Schiffen ähnlich geht?" murmelte er.
„Kann auch nicht sein. Man flog diesen Stern selten an. Er war praktisch nutzlos. Und wir hätten uns seinerzeit auch besser ein anderes Ziel aussuchen sollen."
Weder sie noch er waren im Jahr der Flucht geboren gewesen. Sie vermochten sich nur undeutlich die Panik der Jahre vorzustellen. Meralda trug noch immer die ergonometri-sche Waffe; der Strahler war am Unterarm angeschnallt und wurde durch reine
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