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0859 - Ring der Gewalt

Titel: 0859 - Ring der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatten, als die Siedler mit allen Überlebenstechniken bekannt zu machen.
    Eines Tages, als sich ein kleiner Trupp von Siedlern aus dem Kreis hinauswagte, erfuhr Borl, daß er immun war.
    Sie wurden angegriffen, wild und übergangslos. Aber während sich die Angriffe des Rin-ges der Gewalt auf die Männer und Jungen seiner Gruppe konzentrierten und zwei Opfer forderten, wichen die Pflanzen ebenso vor ihm zurück wie die Tiere. Seine Immunität wur-de bekannt und einige Male getestet, aber nichts änderte sich. Damals war er elf Jahre.
    Natürlich untersuchte man ihn immer und immer wieder. Er trug das Geheimnis in sich, das den rund dreitausend Flüchtlingen den freien Aufenthalt in der ohnehin schon schwie-rigen Natur des Fluchtplaneten ermöglichte. Man testete sozusagen jede einzelne Zelle seines Körpers mit außerordentlicher Gründlichkeit und wissenschaftlicher Sorgfalt.
    Man fand - NICHTS.
    Die Antikörper, oder was immer es war, blieben sein Geheimnis, sein alleiniger Besitz.
    Er wurde zu einer Art Übermensch, zu einem biologischen Wunder. Und trotz aller Klugheit und Aufgeklärtheit betrachtete man ihn mit anderen Augen.
    Hytawath Borl war fremd, anders, rätselhaft und gefährlich.
    Natürlich war er keineswegs ein Ausgestoßener.
    Aber: Argwohn und das Bewußtsein, immer irgendwie der Mittelpunkt zu sein, veränderten ihn. Er zog sich in sich selbst zurück, ohne aber im geringsten seine Bildung und Ausbildung zu vernachlässigen. Er war, auf seine Art, einer der klügsten Männer seiner Altersgruppe. Da er im Gegensatz zu seinen Freunden in einer Zweig-Simultanwelt trainierte, war er überdies entschieden schneller und geschickter, kräftiger und leistungsfähiger. Die vielen Aufenthalte in der Natur außerhalb der Schutzkreise schärften auf natürliche, logische Weise seine Auffassungs- und Beobachtungsgabe. Er gewöhnte sich Gelassenheit und Ruhe an. Auch in überaus kritischen Situationen half ihm die anerzogene, nicht ererbte Beherrschung. Nur in außergewöhnlichen Situationen war er hart und kalt, unbarmherzig und selbst seinen besten Freunden unverständlich.
    Dann fürchtete ihn jeder, ausgenom-men vielleicht Meralda und Cherkel, eines seiner männlichen Vorbilder.
    So wuchs Hytawath Borl heran.
    Er hoffte, daß sein Leben mit sechsundzwanzig Jahren keineswegs in einer Sackgasse gelandet war. Er wollte etwas anderes. Er wollte mehr. Und vor allem wollte er von diesem Planeten weg.
    Er haßte Vorcher Pool und alle Umstände, die ihn zwangen, hier zu bleiben.
     
    *
     
    Zuerst entkleidete er sich, daraufhin reinigte er sorgfältig jeden Teil seiner Ausrüstung.
    Dann goß sich Borl ein Glas voll Schnaps und stellte sich zwanzig Minuten lang unter hei-ße und kalte Duschen. Schließlich zog er bequeme Kleidung an und trat an die Luke.
    Schweigend sah er hinunter, das Glas in den Fingern. Er war müde und ausgelaugt.
    Un-ten verluden sie gerade die letzten Körbe voller Früchte und Gemüse.
    „Ich habe meine Schuldigkeit getan. Natürlich werden sie mich beschimpfen, weil ich die Waffe dem Hetman geschenkt habe. Was soll's?" murmelte er.
    Der Laderaum war dreißig Quadratmeter groß. Eine Platte, die Borl entfernt hatte, gab den Eingang in Bad und Toilette eines benachbarten Apartments frei und in eine winzige Küche. Die Akustikverkleidung einer Messe war als Bodenbelag zweckentfremdet worden. Auf dem dunkelblauen Teppich lagen mehrere dicke, runde Matten; Geschenke der Frau-en des Hetmans, geflochten aus weichgekochten Gräsern des Planeten.
    Darauf standen Sessel, das Bett, eine Schreibplatte aus Terkonitstahl. An den schrägen Wänden hingen farbige Plakate und vergrößerte Photos, mangels gläserner Rahmungen hatte Borl sie mit farblosem Lack fixiert.
    Es war seine Welt.
    Etwas introvertiert, aber durchaus farbig und lebendig. Sehr gemütlich. Einer der größten Interkom-Bildschirme, mehrere Lampen und Tiefstrahler und ein Einbauschrank, ebenfalls ein Triumph der Improvisation über das langsam verfallende Raumschiff, vervoll-ständigten den recht harmonischen Eindruck. Für ihn war es die Mischung aus einer Mönchszelle und einem Raum, der jedermann bekannt war und häufig von Freunden und Gästen aufgesucht wurde. Vor der weit offenen Luke befanden sich ebenso wie an allen anderen Öffnungen starke Gitter und ein nichtrostendes Antiinsektennetz.
    Sogar die Geräusche aus der Klimaanlage hatte Borl gedämpft. Er trank und ging an den Interkom. Er wählte ein Musikprogramm aus dem

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