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0859 - Ring der Gewalt

Titel: 0859 - Ring der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Flasche hob und beide Gläser wieder nachfüllte. Der Alkohol war eine Destillation des makrobiolo-gischen Labors, die Gläser gehörten zum letzten Dutzend, das noch vorhanden war. Aber man hatte noch einige Zehntausend Kunststoffbecher mit eingeprägtem Schiffsnamen KARMA in den muffigen Magazinen.
    „Wir waren niemals Kinder. Wir waren schon erwachsen, als man uns in die Gravitationssimulatoren brachte."
    „Wir haben jedenfalls von unserer Unbefangenheit nicht viel retten können", mußte er ihr beipflichten. Sie trat aus dem Lichtkegel eines Tiefstrahlers hinaus und setzte sich in Hys abgewetzten Sessel. Die Säume ihres hellen Schiffsanzugs waren ausgefranst, einige Nähte klafften auseinander. „Und inzwischen betrachten dich alle anderen - oder sehr viele jedenfalls - Überlebenden der KARMA mit einem Mißtrauen, das stärker und intensi-ver wird. Sie sehen, obwohl du sie ernährst, in dir nur den Außenseiter, den wirklich Fremden, den einzigen Freund des Planeten."
    „Das weiß ich. Genauer: ich warte eigentlich nur noch auf den Zeitpunkt, an dem diese Ablehnung offen ausgesprochen wird. Es wird wohl noch eine Zeitlang dauern, denn vor-läufig sind sie auf mich angewiesen."
    Sie flüsterte: „Was sie nicht zu deinen Freunden macht. Erweise jemandem einen lebenswichtigen Dienst, und er wird dich irgendwann hassen. Das ist die bittere Wahrheit."
    Hytawath lachte hart und humorlos.
    „Manchmal fühle ich mich wie neunzig. Ich weiß, daß du leider recht hast. Indes habe ich die schwache Hoffnung, daß wenigstens du mich noch nicht mit deinem Haß verfolgst. Oder irre ich gründlich?"
    „Nein", meinte sie. „Ich hasse dich nicht. Aber ich bin nicht sicher, ob wir uns noch lieben."
    „Der Abend der Wahrheit", knurrte Hytawath und blieb vor dem Sessel stehen. Ihre Knie berührten sich. „Es gibt nicht allzu viele Möglichkeiten, das herauszufinden. Meine Gefüh-le sind sicher ein wenig älter geworden, schärfer und genauer, auch leichter auszuspre-chen, aber grundsätzlich haben sie sich nicht verändert."
    „Ehrlich?"
    Er hob die breiten Schultern und trank das Glas leer.
    „Welchen Grund oder welchen Vorteil hätte ich, wenn ich lügen würde?"
    Sie streckte die Hand aus und bat: „Komm! Halte mich fest. Ich weiß selbst nicht, wie alles enden soll."
    Er zog sie an sich und murmelte verzweifelt: „Das weiß niemand von uns."
    Mitten in der Nacht wachte er auf und hörte sofort wieder die Geräusche. Er stand vorsichtig auf, um Meralda nicht zu wecken. Sie lag zusammengekrümmt da, ihr Haar breite-te sich wie ein Strahlenkranz auf dem dunklen Kissen aus. Hytawath trat an die Luke und blickte hinunter. Aus etwa vierhundert Metern Höhe sah er im grellen Licht der Scheinwer-fer, daß die Natur von Vorcher Pool schon dabei war, die Hinterlassenschaft ihrer rasen-den Angriffe zu beseitigen. Auf schlanken Masten diesseits des Zaunes befanden sich schwere Beleuchtungskörper, die aus dem Schiff ausgebaut worden waren. Sie schufen einen weißen Ring aus kreidiger Helligkeit rund um Koyle-City.
    Einige der Scheinwerfer waren beweglich und wurden von einem winzigen Computer gesteuert. Sie richteten sich jetzt auf das Gebiet, das noch zu Mittag von den verschmorten Körpern der vielen angrei-fenden Tiere übersät gewesen war. Aber jetzt gab es dort wieder neues Leben.
    Eine Myriade von kleinen und großen Aasfressern riß, kaute und nagte an den zahllosen Kadavern.
    Kiefer krachten, Häute und Panzer wurden aufgerissen, die riesigen Echsen schlugen mit Schwingen und Hakenschnäbeln aufeinander ein und stießen schrille Laute aus.
    Nicht mehr zu sehen, aber zweifellos vorhanden, nagten einige Milliarden Insekten an den Res-ten. Hundeartige Tiere mit glänzenden Schuppen fraßen die Brocken, die von den riesi-gen Raubechsen übrig gelassen wurden. Um jeden Kadaver hatte sich ein dichter Kreis gebildet, in dem es wimmelte und brodelte.
    „Unappetitliche Angelegenheit", sagte er sich leise, „aber wenigstens haben wir nicht ta-gelang den Gestank verwesenden Fleisches in der Nase."
    Die Wolken hingen schon wieder tief. Er sah nicht einen einzigen Stern, und zwischen dem Schiff und dem Dschungel gingen immer wieder kleinere Regengüsse nieder. Ein warmer Sturm trieb die Wassertropfen nach Westen.
    Hytawath ging zurück in den Schutz der Dunkelheit, setzte sich auf den Rand der Liege und betrachtete den Körper und das Gesicht des Mädchens.
    Jetzt konnte er sicher sein, daß von allen Illusionen und den großen

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