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0859 - Ring der Gewalt

Titel: 0859 - Ring der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gefühlen nur noch ein schmaler Rest übriggeblieben war.
    Die Unmöglichkeit, diesem teuflischen Kreis zu entfliehen, und der Kampf gegen Vorcher Pool vernichteten langsam, aber unaufhaltsam, jede gute menschliche Beziehung.
    Es war eine langsame, aber nachdrückliche Erosion. Hytawath legte sich hin, verschränk-te die Arme hinter dem Nacken und lag lange wach, erfüllt von pessimistischen Gedan-ken.
    Noch war er jung und stark und schnell.
    Aber er fühlte mit erschreckender Deutlichkeit, daß auch die gemeinsame Idee brüchig zu werden begann. Der Feind war klar definiert: Vorcher Pool und der Ring der Gewalt.
    Aber wenn die Verunsicherung derart drastisch wurde, wenn aus der unaufhörlichen Bedrohung die einzelnen Mitglieder der Gemeinschaft durchzudrehen begannen und ausge-rechnet ihn als Verräter, Fabelwesen oder Freund des Planeten betrachteten, dann war es für ihn höchste Zeit, auch den Rahmen seiner Verpflichtungen neu zu überdenken.
    Wohin soll ich fliehen?
    „Es gibt keine Fluchtmöglichkeit - außer, wenn ich mich mit Rrussus Stamm verbrüdern würde."
    Was sollte er tun?
    „Ich sehe keine Möglichkeit, ein anderes Leben zu führen. Der Planet hat uns gefangen. Er läßt uns nicht fliehen. Und er wird uns umbringen. Alle."
    Was ist die Alternative?
    „Es gibt keine. Wenn ich mich gleich umbringe, verkürze ich nur die qualvolle Entwicklung der nächsten Zeit."
    Gegen Morgen fiel er wieder in einen unruhigen Schlaf. Als er aufwachte, war Meralda gegangen.
     
    5.
     
    Das Raumschiff KARMA: Es spiegelte, selbst für abgestumpfte Menschen, den Niedergang mehr als deutlich wider. Die Energieanlagen liefen. Niemand konnte sagen, ob sie morgen, in einem Monat oder in zehn Jahren aussetzen würden. Buchstäblich alles, was nicht zu den technischen Systemen gehörte, war aus dem Schiff herausgeschafft, zu Reparaturzwecken demontiert oder zu anderen Zwecken gebraucht und mißbraucht worden.
    Noch gab es Vorräte und teilweise gefüllte Magazine: Kunststoffbecher, Energiemagazi-ne, Waffen, Kabel und Leitungen, alle möglichen Ausrüstungsgegenstände.
    Es gab keinen einzigen Gleiter, keine Korvette, kein Beiboot und keinen Shift. Die meis-ten Räume waren leer und ausgeräumt. Toiletten waren demontiert worden und standen jetzt ebenso in den Hütten der Siedler wie fast sämtliche Möbel oder Einbauten, die sich als Möbel zweckentfremden ließen. Wer innerhalb des Schiffes wohnte, wurde scheel angesehen; ein zweifelhaftes Vergnügen für mißtrauische Individualisten oder Menschen noch ärgerer Überzeugungen.
    Ein Rest von Klugheit hatte die Menschen davon überzeugt, daß es sinnvoll war, alle Labors, Werkstätten und Untersuchungseinrichtungen an Bord zu lassen. Auch das Hos-pital befand sich noch innerhalb der Terkonithülle, die niemals wieder fliegen würde. Im östlichen Teil der Siedlung hatten die Menschen die ausgezackten weißgeglühten Löcher und Risse ständig vor Augen. Sie stammten von den Projektoren der Überschweren. Von Woche zu Woche verfiel das Schiff ein wenig mehr.
    Noch war es über lebensfähig, aber die Möglichkeit, wichtige Reparaturen auszuführen, schwand mit der Zeit. Ein Jahrhundert später - und es gab tatsächlich einige Menschen, die in diesem geradezu arrogant großen Maßstab dachten -, und die KARMA war tatsäch-lich ein wertloses Wrack.
    Zuerst holte sich Hytawath Borl aus dem Magazin eine neue Waffe, füllte seinen Vorrat an wiederverwendbaren Energiezellen auf und ging dann zum biologischen Labor.
    „Ausgerechnet du!" sagte er und schüttelte Trubohns Hand. „Der Tag beginnt mit einem Schock!"
    Cherkel, ebenso groß und fast doppelt so breit wie Hytawath, schüttelte seine Hand mit einem mörderischen Griff und schlug dem Jäger auf die Schulter.
    „Der Schock ist ganz auf meiner Seite. Du bist der einzige erfolgreiche Typ unter uns."
    „Zuviel der Ehre. Ich habe gelernt, dir nicht zu glauben", entgegnete der Jäger. „Was planst du?"
    „Wie wir alle: das Überleben. Ins Labor?"
    „Ja. Die rituelle, überflüssige Untersuchung."
    „Komm! Ich habe frischen Kaffee gemacht."
    Kaffee! Ein Gebräu, das nachweisbar Koffein enthielt, aber wie rauchende kaustische Säure, dunkel gefärbt und verdünnt erhitzt, schmeckte. Die Chemiker waren stolz auf die-se Synthese, aber es war ein reines Verlegenheitsgetränk geworden. Noch arbeiteten einige der komplizierten Synthetisatoren der KARMA ohne allzu drastische Ausfälle.
    „Ich wußte es doch", brummte der Jäger.

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