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086 - Das grüne Phantom

086 - Das grüne Phantom

Titel: 086 - Das grüne Phantom
Autoren: Dämonenkiller
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war.
    Die Stille des Hauses hatte etwas Bedrückendes. Schmidt schaltete das Radio ein, auf Zimmerlautstärke. Die flotte Musik lenkte ihn ein wenig ab. Dann kamen die Achtuhrnachrichten. Zuerst verlas der Sprecher die üblichen Sensations- und Katastrophenmeldungen, dann kamen Regionalnachrichten. Werner Schmidt horchte auf.
    „Auf der Landstraße zwischen Wilstedt und Winkeldorf ereignete sich in der vergangenen Nacht gegen dreiundzwanzig Uhr ein grauenhaftes Verbrechen. Der Gastwirt Hinnerk Ohm aus Schössen wurde von einem Unbekannten erschlagen und so entsetzlich zugerichtet, daß der Zustand der Leiche bei den ermittelnden Behörden die größte Betroffenheit auslöste. Hinnerk Ohms PKW wurde völlig demoliert, der Motorblock auf bisher noch ungeklärte Weise herausgerissen und auf die Straße geschleudert. Das Verbrechen wurde gegen vierundzwanzig Uhr fünfzehn von einem PKW-Fahrer aus Winkeldorf, der sich auf dem Heimweg befand, entdeckt. Hinnerk Ohm wurde zuletzt gesehen, als er mit zwei Bekannten seinen Heimatort Schössen gegen zweiundzwanzig Uhr fünfzehn verließ. Es wird nach den beiden Personen gefahndet, die sich vermutlich bei Hinnerk Ohm im Wagen befanden. Ihre Zeugenaussage wird von der Polizei dringend benötigt. Es handelt sich um die einundzwanzigjährige Elke Siversen aus Schössen und den achtunddreißigjährigen Kraftfahrzeugmechaniker Adam Raspers, ebenfalls in Schössen wohnhaft. Elke Siversen ist ein Meter achtundfünfzig groß, hat schwarzes Haar und…"
    Eine genaue Beschreibung Elke Siversens und Adam Raspers folgte. Es wurde auch erwähnt, welche Kleidungsstücke sie trugen. Der Sprecher erwähnte weiter die zerrissene Kleidung, die im Wagen gefunden Worden war. Er sprach von einer hellen Baumwollhose, in deren Gesäßtasche eine Geldbörse mit einem Fünfzig- und einem Zehnmarkschein und etwas Kleingeld gesteckt hatte, einem blauen kurzärmeligen Hemd und hellen Sommerschuhen.
    Werner Schmidt erstarrte. Das waren die Sachen, die er am vergangenen Abend getragen hatte. Die sechzig Mark hatte er von Thomas Becker bekommen, weil er sie beim Mieten von Joost Jansens Hütte vorgestreckt hatte.
    Er hatte also Hinnerk Ohm getötet und den Wagen demoliert. Er war auch jenes Ungeheuer gewesen, das in der Nacht zuvor auf der Moorinsel den alten Harms Jansen und den jungen Jan Neidhart umgebracht hatte. Er war das Ungeheuer, das grüne Scheusal. Es gab keinen Zweifel.
    Werner Schmidt war wie betäubt. Er hörte nicht mehr, was der Sprecher noch sagte. In der auf die Nachrichten folgenden Aktualitätensendung sollte mehr über den Mord an Hinnerk Ohm berichtet werden.
    Werner Schmidt schaltete das Radio ab. Er mußte sein ungeheures Wissen erst einmal verkraften, wenn das überhaupt möglich war. Er verbarg das Gesicht in den Händen. Was sollte er jetzt tun?
    Am liebsten wäre er, auf der Stelle gestorben.
    Nach einer Weile erhob er sich. Er mußte sich der Polizei stellen, einen anderen Weg gab es nicht.
    Er war ohne Zweifel gemeingefährlich. Man mußte ihn einsperren oder sonstwie unschädlich machen. Sein Fall war einmalig, so glaubte er, der nichts von der Schwarzen Familie und den Dämonen wußte. Er fragte sich, wie es soweit hatte kommen können.
    Sein Erlebnis auf der Südseeinsel Rarotonga fiel ihm ein. War er damals zum Ungeheuer gemacht worden? Oder war das erst in der vorletzten Nacht bei der Schwarzen Messe auf der Moorinsel geschehen?
    Werner Schmidt war völlig verzweifelt. Er trat ins Badezimmer und betrachtete sein Gesicht im Spiegel. Mörder! dachte er. Ungeheuer! Wie sollte er je wieder einem Menschen in die Augen sehen?
    Da war es, als wischte eine unsichtbare Hand über seine Stirn. Werner Schmidt erinnerte sich an nichts mehr. Er wußte nur noch, daß er mit Elke Siversen und zwei Männern auf dem Weg nach Hamburg gewesen war. Dort mußte er hin. Es war sehr wichtig. Weshalb das so war, wußte Schmidt nicht. Doch er mußte dem inneren Drang gehorchen.
    Er durchsuchte die Wohnung des Totengräbers, was er aus eigenem Antrieb nie getan hätte, und steckte fünfhundert Mark ein, die er zwischen der Wäsche im Schlafzimmer fand. Dann verließ er das Haus durch das Fenster und marschierte zur nächsten Landstraße. Er hielt einen Wagen an, der ihn in einem Ort nahe der Autobahn absetzte. An der Autobahnauffahrt spielte er dann wieder den Anhalter.
    Eine Stunde später war er in Hamburg. Als er über den Fischmarkt bummelte, wo die Stände schon geschlossen wurden, überlegte
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