086 - Der Alptraum-Dämon
war er nicht…
***
Butch Gwynne, einer der acht Männer, die die ALBATROS rund um die Uhr zu bewachen hatten, kehrte allein zur Yacht zurück. Fortgefahren war er mit Virgil Redmond - und mit dem Auftrag, diesen zu liquidieren.
Das hatte er getan. Redmond lag jetzt tot im Tropenwald, und es war nicht damit zu rechnen, daß ihn so bald jemand entdeckte.
Sobald der große bullige Gwynne wieder an Bord war, begab er sich zu seinem Boß Milburn Lewis Caan, der ihn ungeduldig erwartete.
Caan und Redmond waren Komplizen beim Postraub gewesen. Zwei grundverschiedene Menschen. Daß es mit ihnen nicht lange gutgehen konnte, hatte eigentlich auf der Hand gelegen.
Milburn L. Caan hatte gespürt, daß Redmond bald etwas gegen ihn unternehmen würde, und er wiederum hatte rechtzeitig etwas dagegen unternommen.
Heimlich hatte er die scharfe Munition aus Redmonds Waffe genommen und gegen Platzpatronen ausgetauscht, und als Redmond dann auf ihn schoß, konnte er ihn getrost auslachen.
Jetzt stand Butch Gwynne vor Milburn L. Caan, breitbeinig, stämmig, ein Koloß.
»Hast du meinen Freund Virgil sicher an Land gebracht?« fragte Caan boshaft.
Gwynne grinste. »Er erreichte wohlbehalten die Insel, Boß.«
»Gut. Und dann?«
Gwynne hob die Schultern. »Tja, dann… Er dachte bis zuletzt, er könne gehen, wohin er wolle.«
»Ich hoffe, du hast ihn eines Besseren belehrt.«
»Natürlich habe ich das, Boß.«
»Und womit?« wollte Caan wissen.
»Damit«, sagte Butch Gwynne und zog eine Stahlsaite aus seiner Spezialuhr.
»Hatte er lange zu leiden?«
»Nicht übermäßig. Er liegt jetzt im Wald und ruht sich aus.«
»Ich bin mit dir sehr zufrieden, Butch.«
»Vielen Dank, Boß. Wenn du wieder etwas prompt und präzise erledigt haben möchtest, wende dich vertrauensvoll an mich. Ich werde dich bestimmt nicht enttäuschen.«
»Davon bin ich überzeugt«, sagte Caan. Er wies auf die Bar. »Nimm dir was zu trinken.«
Später, als Caan allein war, huschte ein kaltes Lächeln über sein Gesicht. Er richtete seinen Blick auf den Tresor, in dem er den wertvollen Jadegott aufbewahrte.
Zehn Millionen US-Dollar hatte er dafür bezahlt. Malas gehörte nun ihm allein. Er wollte fünfundzwanzig Millionen dafür haben, und er war sicher, daß er sie bekommen würde.
Er zog sich in seine Kajüte zurück und legte sich in die Koje. Er hielt sich für einen Glückspilz. Für ihn lief alles optimal. Während vier seiner Komplizen entweder den Tod gefunden hatten oder eingelocht worden waren, war ihm mit Virgil Redmond die Flucht geglückt, und sie hatten von Enzo Maradona in Venezuela die wertvolle Statue gekauft.
Jetzt lebte auch Virgil nicht mehr, und Caan konnte frei seine Entscheidungen treffen. Niemand würde mehr einen Einwand haben, mit diesem und jenem nicht einverstanden sein, fortwährend herumnörgeln.
Die Sache hatte sich besser entwickelt, als Caan gedacht hatte. Sobald er Malas für 25 Millionen an den Mann gebracht hatte, würde er auch das geplante Waffengeschäft tätigen und sein Geld auf diese Weise noch einmal verdoppeln. Mit fünfzig Millionen Dollar konnte er ein Leben im Schlaraffenland führen. Herrlich…
Mit diesen schönen Zukunftsaussichten döste er langsam ein.
Da vernahm er einen dumpfen Knall und schreckte hoch.
Es ist irgend etwas mit Malas, schoß es ihm durch den Kopf, während er aus der Koje sprang.
***
Der Kontakt bestand seit langem, aber nun hatte er sich intensiviert. Eine einzigartige Wechselbeziehung bestand zwischen Malas und Carrasco. Der Schamane war nicht nur der Diener des Alptraumdämons, er durfte diesem auch befehlen.
»Komm!« verlangte Carrasco auf der Insel, und Malas hörte ihn.
»Komm zu mir, damit ich dich nach Hause bringen kann. Du gehörst nicht auf dieses Schiff. In unserem Tempel ist dein Platz!«
Und Malas gehorchte, weil er wollte. Was der Schamane über diese große Entfernung von ihm verlangte, war in seinem Sinn. Der Alptraumdämon wollte in den Urwald zurückkehren.
Und als erstes sprengte er mit seiner starken magischen Kraft den Safe, in den man ihn gesperrt hatte. Er hatte den Wunsch, wieder frei zu sein.
Und er war wieder frei…
***
Caan kleidete sich hastig an. Verrückte Gedanken kamen ihm. Auch an Diebe dachte er. Ein Mann wie er wußte, wie korrupt Menschen sind.
Er hatte schließlich selbst schwere Verbrechen begangen, um sich zu bereichern. Unwillkürlich drängte sich ihm die Frage auf, ob er seinen Männern nicht zuviel Vertrauen
Weitere Kostenlose Bücher