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086 - Spukschloss im Mittelpunkt der Erde

086 - Spukschloss im Mittelpunkt der Erde

Titel: 086 - Spukschloss im Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Schluss , dass nur ein Wahnsinniger die Tat begangen haben
konnte. Im Haus fehlte nichts. Kein Schrank war durchwühlt, keine Schublade
aufgerissen, kein Wertgegenstand geraubt.
    Die alte Mrs. Mansing hatte ahnungslos ihrem Mörder geöffnet und war auf der Stelle auf grauenhafte
Weise getötet worden. Von Beginn der Untersuchung an zeichnete sich ab, dass der Unheimliche außer seinem Opfer keinerlei Spuren
hinterlassen hatte. »Sieht gerade so aus, als hätte er sich in Luft aufgelöst«,
murmelte Inspektor Garison , der von London angereist
war und die Untersuchungen leitete. »An diesem Fall beißen wir uns die Zähne
aus. Wenn wir wenigstens ein Motiv hätten ...«
    »Vielleicht ist das Motiv, das Haus«, meinte Bill Pauling, der
rundliche Sergeant aus Cromer , der nach dem
Leichenfund als Erster mit einem Kollegen am Tatort aufgetaucht war. Der Mann
angelte sich eine dickbauchige Zigarre aus der Außentasche seines Uniformrocks.
»Das Haus ?« , wiederholte Garison verwundert. »Wie meinen Sie das ?«
    »Man erzählt sich so einiges ... mit ihm soll etwas nicht in
Ordnung sein ...«
    »Sie drücken sich sehr vorsichtig aus Sergeant .«
    »Nun ja, Inspektor. Das würden Sie an meiner Stelle auch tun. Ich
weiß schließlich nichts Genaues. Es sind eben bloß – Gerüchte ...«
    »Gerüchte interessieren mich. Ist das Haus verhext? Gehört es in
die Kategorie der sogenannten haunted houses ?« Bill Pauling wiegte
bedächtig den Kopf, während er die Spitze seiner Zigarre abbiss und in hohem Bogen davonspie. »So einfach ist es leider nicht. Es heißt, dass hier mal ein Schloss gestanden haben soll ... ein Spukschloss .«
    »Und wo ist das Spukschloss geblieben ?« , wollte Inspektor Garison wissen.
    »Keine Ahnung. Ich hab's nie gesehen. Wahrscheinlich wurde es
irgendwann mal abgerissen, die Steine wurden ins Meer geworfen, oder teilweise
zum Bau des Hauses benutzt. Wer weiß ...«
    »Wie hieß das Schloss ?«
    »Weiß ich nicht, Inspektor. Ich sag Ihnen ja, ich hab mich um die
Geschichte nie gekümmert .«
    »Sie stammen aus Cromer , nicht wahr? Sie
sind dort geboren ?«
    »Wir sind Zugereiste, Inspektor. Meine Eltern kamen aus Essex.
Hier in Norfolk hatten wir Verwandte, einen Onkel. Er war der Bruder meines
Vaters und durch eine kleine Fabrik zu Wohlstand gekommen. Von dem Wohlstand
war allerdings nicht mehr viel übrig, als er starb. Er trank reichlich Alkohol,
nur die teuersten Sorten, und zwar regelmäßig. Als der Notar das Testament
verlas, in dem mein Vater als Alleinerbe eingesetzt war, wurde ihm schnell
klar, dass außer einem alten Mietshaus in Cromer nichts übriggeblieben war. Vater ließ es renovieren,
und wir zogen dort ein. Ich war vier Jahre alt, als wir umzogen .«
    »Nun, dann haben Sie immerhin Ihr ganzes Leben in Cromer verbracht und sind fast ein Einheimischer. Erzählen
Sie mir mehr über das Schloss , das hier mal gestanden
haben soll .« Der rundliche Sergeant mit dem gutmütigen
Gesichtsausdruck lachte leise. »Da sagen Sie etwas Wahres, Inspektor. Gestanden
haben soll ... kein Mensch weiß, ob es das Schloss überhaupt jemals gab .«
    »Warum reden dann die Leute davon ?« Pauling zuckte die Achseln. »Sie wissen davon, wie hartnäckig sich manche
Gerüchte halten. Das ist doch das Gleiche bei Wunderheilern und Ufos.
Irgendwann bringt jemand eine Geschichte auf, und andere tragen sie weiter.
Wenn ich ganz ehrlich sein soll, Inspektor: hier hat's nie ein Schloss gegeben. Etwas, das keinen Namen trägt, hat auch
nie existiert .«
    Bill Pauling hatte sich inzwischen die Zigarre angezündet und sog genussvoll daran. Die beiden Männer machten einen letzten
Rundgang um das Haus und blieben am Ende des Gartens stehen, der direkt auf dem
Plateau abschloss , von wo der Felsen steil abfiel.
Donnernd brach sich die Brandung an den glatten schwarzen Steinen. Gischt
spritzte in die Höhe. Die Untersuchung durch die Polizei wurde schnell
abgeschlossen. Zeugen gab es keine, neue Informationen
kamen nicht hinzu. Die Eigentümerin des einsamen Hauses, die in London in einer
Wohnung lebte, selbst schon sehr alt und gebrechlich war, bestand darauf, dass die Untersuchung so schnell wie möglich abgeschlossen
würde. Sie war auf die Einnahmen durch das Haus angewiesen, und Petulia Mansing hatte schon seit
einigen Monaten ihre Miete nicht mehr bezahlt.
    Dies führte dazu, dass ein Großteil des
Eigentums der Toten von der Hausbesitzerin veräußert wurde. Die Möbel erzielten
einen annehmbaren Preis,

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