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086 - Spukschloss im Mittelpunkt der Erde

086 - Spukschloss im Mittelpunkt der Erde

Titel: 086 - Spukschloss im Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Und dann kam jene Nacht, in der ich mich losreißen konnte aus den
Fesseln, die meine Peiniger mir angelegt hatten. Nun konnte ich ihnen beweisen, dass ich ihnen überlegen war, dass ich mehr war als ein Stück Vieh, das nur zufällig menschliche Gestalt hatte.
Ich bereitete alles zur Flucht vor. Auf dieser Flucht wollte ich alles mitnehmen.
Auch meinen steinernen, unüberwindlichen Käfig. Mein Geist war bereit, die
Helfer aus dem Schattenreich ebenfalls. Um Mitternacht geschah es. Das Castle
löste sich aus dem Felsenboden. Das gewaltige runde Gebäude wurde, wie ich es
wollte, in das Land versetzt, das ich liebte, und aus dem man mich gnadenlos
entführt hatte. Indien ... Die Flucht gelang. Aber das Ziel, das ich angestrebt
hatte, erreichte ich nicht. Etwas hatte ich falsch gemacht, oder Anhänger des Zen , die ihre Meditationsübungen machten, schufen, ohne zu
ahnen, eine Gegenkraft, die sich meinen Absichten entgegenstellte. Geistige
Kräfte kollidierten. Nicht nur sie. Das Castle materialisierte im Dschungel und
zwar genau an einer Stelle, an der ein Zen-Kloster stand. Das hölzerne Gebäude
wurde unter der Wucht der dicken Mauern und des felsigen Fundamentes des
Castles zermalmt. Sämtliche Pflanzen, ob Baum oder Strauch, vergingen unter dem
Gewicht des materialisierenden Castles. Eine kreisrunde Fläche wurde förmlich
aus dem Dschungel herausgeschnitten .«
    Karlheinz Weyer, der wie die anderen Zeuge dieser Ausführungen
wurde, stöhnte leise. »Der runde Fleck ! Dies also ... war seine
Entstehung ... dort, wo das durch geistige Kraft versetzte Spukschloss aufkam, wächst heute noch kein Grashalm ... Der Boden ist verseucht ...«
    »Verseucht durch die Kraft des Bösen, durch den Hauch von Satan
und Dämon ...«, fuhr die schauerliche Geisterstimme fort. Sie schien aus
sämtlichen Wänden gleichzeitig zu kommen. »Der Tempel verschwand. Nichts blieb
von ihm übrig. Aber das Castle, mit dem ich in meine Heimat zurückkehren
wollte, konnte sich an diesem heiligen Meditationsort ebenfalls nicht
verankern. Seine Reise ging in den Mittelpunkt der Erde. Eine magische
Schutzhülle legte sich um das Castle, und mein herkömmliches Dasein fand ein
Ende. Ich wurde selbst zum Geist, und nur in diesem Zustand konnte ich mein
neues Dasein erkennen und meine Rachepläne entwickeln. Erst wollte ich fliehen.
Aber durch den Kontakt mit den Kräften, die mich seither schützen, die meinen Geist
und meine Seele erhalten haben, änderten sich meine Absichten ...«
    »Sie benutzten dich als Werkzeug« murmelte Morna Ulbrandson, als
eine kurze Sprechpause entstand. »Das Böse hat noch nie etwas erhalten, sondern
stets nur zerstört .«
    »Offenbar ist es das, was ich seit meinem Hass auf alle, die mir Übles taten, aus tiefstem Herzen dann selbst gewollt habe«,
fuhr der Unsichtbare fort. »Mein Aufenthalt in dem von einer magischen
Schutzhülle umgebenen Castle würde nur eine begrenzte Zeit sein. Ich würde
wiederkommen in die Welt und zu den Menschen. Ich will den Tod eines jeden, den
ich sehe und der mir begegnet .« Das war die Sprache
der Hölle. Das Geistwesen, das an diesem Hort die Jahrhunderte überdauert und
seine Stunde abgewartet hatte, schien zu einem Teil der dämonischen Macht
geworden zu sein, die er einst in Wut, Verzweiflung und Zorn anrief. »... ich
kann ein und ausgehen dort, wo ich mich einst aufhielt. Ich kann den gleichen
Platz aufsuchen, weil die Wartezeit beendet ist. Der Tod der Opfer, die ich erwählt
habe, hat meine Wiederkunft gestärkt. Der Mann, der die Zwischenwand im Keller
jenes Hauses entdeckte, das heute an der Stelle steht, wo das Castle sich einst
befand, konnte nicht ahnen, dass er einen Fehler
beging. Damals, als das Castle verschwand, wurde das riesige entstandene Loch
mit Felssteinen und Erde zugeschüttet, und im Lauf der Jahrhunderte ist im
wahrsten Sinn des Wortes Gras über die Stelle gewachsen. Der Lord ließ damals
sämtliche Schriften vernichten, die von der Existenz des Käfigs seiner
Monstrosität aus dem fernen Indien berichteten. Nur noch mündlich wurde
flüsternd von dem Mann berichtet, der ein eigenes Castle besaß, der zwei Köpfe
hatte ... auch die Erinnerung daran wurde schwächer. Denn viele hielten die
Existenz von Schloss und Monstrosität für eine
Legende oder gar für eine Erfindung. Der Mann, der vor einigen Jahren zuerst
starb, schuf das erste Loch in mein Reich. Er entfernte Reste einer Wand im
Keller des Hauses, die einst zum Mauerwerk des Castles gehörten.

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