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086 - Und nachts kam der Vampir

086 - Und nachts kam der Vampir

Titel: 086 - Und nachts kam der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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Autos aus den Städten da. Seehamm ist ziemlich berühmt geworden.«
    »Diese vermaledeiten Zeitungsfritzen«, schimpfte Breitinger. »Nichts Wie Unruhe machen die nur, das sage ich dir. Nichts wie Unruhe.«
    Herrman schwieg auch diesmal. Wenn sein Bauer schlecht aufgelegt war, mußte man ihn in Ruhe lassen.
    »Aber das eine sage ich dir: Wenn sich einer von diesen Brüdern auf meinem Hof sehen läßt, dann werfe ich ihn eigenhändig wieder hinaus.«
    Der Bauer schnaubte zufrieden. Diese Vorstellung gefiel ihm und machte ihn gleichzeitig friedfertiger.
    Draußen auf dem Hof knirschte Sand. Jemand kam über den Platz gelaufen.
    »Wer könnte denn das schon wieder sein?« brummte Breitinger und schob das Schneidebrett von sich weg zur Mitte des Tisches.
    Es klopfte.
    Breitinger sah keinen Anlaß, sich freundlich zu geben. Er wußte ja nicht, wer draußen stand. Sein »Herein« hätte deshalb anderen Leuten vielleicht schon den Mut zum Eintritt genommen.
    Aber Ferdinand Wilkin war kein Mensch, der sich so leicht einschüchtern ließ. In seinem Job als Reporter hatte er eine Haut wie ein Elefant bekommen.
    »Hallo!« lächelte er und trat ein. »Spreche ich mit Herrn Breitinger?«
    »Hm«, machte der Bauer, der seinen frühen Besucher noch nicht richtig abschätzen konnte-. Er wußte nur, daß er fremd war.
    »Drüben im Gasthof hat man mir gesagt«, begann der Reporter, »Sie würden auch Zimmer vermieten.«
    Andreas Breitinger schaute sein Gegenüber mißtrauisch an.
    »Sie sind doch keine Urlauber«, sagte er schließlich.
    »Ganz bestimmt nicht«, gab der junge Mann zu. Herrman Kreger hatte ihn schon draußen gesehen, als er aus dem englischen Sportwagen stieg. Aber jetzt hatte er seine Kamera nicht mehr dabei.
    »Ich komme von der NACHTDEPESCHE. Mein Name ist....«
    »Das reicht mir schon«, schnitt ihm Breitinger das Wort ab. »Zeitungsschmierer bekommen bei mir keine Zimmer.«
    Ferdinand Wilkins Gesicht zeigte ein jungenhaftes Grinsen. An Empfänge dieser Art war er gewöhnt, und sie störten ihn nicht weiter.
    »Die NACHTDEPESCHE ist erstens keine Zeitung«, erklärte er ruhig, zweitens werden dort keine Schmierer beschäftigt, In jedem Beruf gibt es solche und solche. Bestimmt kennen Sie auch in Ihrem Berufsstand Kollegen, denen der Jauchewagen am besten zu Gesicht steht, und andere, die sich daheim in der guten Stube mit einer Silberkette um den Bauch am besten machen.«
    Andreas Breitinger war irritiert. Auf Worte verstand er sich weitaus schlechter als auf die Arbeit eines Bauern. Wilkin bemerkte die Unsicherheit und hakte sofort nach.
    »Nachdem dieses Mißverständnis hoffentlich geklärt ist, haben Sie sicher auch nichts dagegen, mir ein Zimmer zu geben. Ich zahle Ihnen 30 Mark pro Übernachtung und für drei Tage im voraus — oder sagen war gleich, ich gebe Ihnen 100 Mark für die ersten drei Tage. Vielleicht reise ich auch schon früher ab. Das Geld können Sie behalten.«
    Andreas Breitinger schluckte erst einmal. Sein Verstand arbeitete nicht so zügig. Der ortsübliche Preis für ein Zimmer mit Frühstück war sieben Mark am Tag, und der junge Mensch hier wollte...
    Ferdinand Wilkin hatte schon gewonnen, und er wußte das auch. Der Bauer war mit seinen Überlegungen noch nicht ganz am Ende, als er auch schon einen Hundertmarkschein in den Fingern hatte.
    »Ich hole nur schnell mein Gepäck«, sagte der Reporter und war schon wieder verschwunden.
    Breitinger starrte auf den Geldschein in seiner Hand. Als er seinen Blick wieder hob, traf er sich mit dem Herrmans, der die Szene teilnahmslos verfolgt hatte.
    »Aber zahlen tun sie gut, die Zeitungsschmierer«, sagte der Bauer.
    ***
    Nachdem Ferdinand Wilkin sein Gepäck untergebracht hatte — Herrman Kreger hatte ihm sein Zimmer gezeigt —, ging der Reporter sofort wieder hinüber zum Gasthof. Vielleicht konnte er dort irgend etwas Interessantes aufschnappen. Auf jeden Fall konnten die Leute ihm gute Ideen liefern, selbst wenn sie dummes Zeug daherredeten. Vor allem bot sich die beste Gelegenheit, einen Eindruck von der Stimmung im Dorf einzufangen. Hatten sie Angst? Glaubten sie an Geister und Gespenster? Wie sprachen sie über den Mord?
    Trotz der geöffneten Fenster hingen dicke Qualmwolken im Raum. Die Tabaknebel waren beinahe undurchdringlich.
    Ferdinand Wilkin fluchte in Gedanken die ganze Litanei hinauf und hinunter und, beleidigte dabei jeden Heiligen, den er kannte. Vor drei Monaten hatte er sich unter äußerster Willensanstrengung dem Tabak

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