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086 - Und nachts kam der Vampir

086 - Und nachts kam der Vampir

Titel: 086 - Und nachts kam der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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Sich leicht im Sitzen.
    »Aber alles stand doch bestimmt nicht in den Zeitungen. Könnten Sie mir nicht noch ein wenig mehr erzählen?«
    Die Bedienung brachte drei Schnäpse.
    »Ich erzähle Ihnen alles, was Sie wissen wollen«, erklärte Högl mit weit ausholender Geste.
    »Was ist mit diesem Ballier und seiner Frau noch passiert?« fragte der Wirt.
    »Ballier? Er wird durchkommen. Aber er hat nur mehr eine Flüsterstimme, und der Hals bleibt steif. Es wurden Sehnen verletzt.«
    »Und seine Frau?«
    »Die ist fast schon wieder so ungenießbar, wie sie vorher war. Die hat sich mehr darum gekümmert, daß sie in die Zeitung kam als um die Überführung ihrer Tochter. Haben Sie diese weinerlichen Ergüsse im ABEND-KURIER gelesen?«
    »Widerlich«, gab der Gastwirt zu. »Aber eines habe ich immer noch nicht ganz verstanden: warum ist diese Fledermaus auf einmal so ins Riesenhafte gewachsen?«
    »Das wird wohl nie ganz geklärt werden können«, meinte Högl unlustig. »Unsere Ärzte haben sie untersucht und festgestellt, daß sie nichts als eine Laune der Natur gewesen sein konnte. Eine sehr gefährliche Laune. Schließlich gibt es auch unter uns einmal Leute, die bis zu zwei Meter fünfzig groß werden. Aber hören Sie sich doch einmal meinen Freund an. Der Herr Reporter hat schon wieder eine abenteuerliche Theorie parat. Und zum Teufel damit, ich habe es mir angewöhnt, von seinen Theorien etwas zu halten. Erzähl’ doch mal, Ferdy.«
    Der Wirt drehte sich dem Reporter zu.
    »Lassen Sie sich nicht so lange bitten, Herr Wilkin. Schießen Sie los.«
    Ferdy Wilkin hob beschwichtigend die Hände.
    »Nicht so schnell. Meine Theorie braucht einen Anlauf!«
    Er räusperte sich.
    »Ich habe von Kregers Stiefvater erfahren, daß der wirkliche Vater Kregers an den Spätfolgen einer KZ-Behandlung gestorben ist. Gestern habe ich mich weiter darum gekümmert und herausgefunden, daß Markus Kreger die meisten Jahre seiner Gefangenschaft in Niederwaiden verbracht hat. Dort war ein gewisser Doktor Orloff Lagerarzt. Der Herr hat schon öfter Schlagzeilen gemacht. Unter anderem hat er ausgesuchte Lagerinsassen strahlenden Mineralien ausgesetzt und darüber Buch geführt, wie sie langsam starben. Auch Markus Kreger ist mit Sicherheit so einer Behandlung unterzogen worden. Wir wissen nur nicht, welchen Strahlungen er ausgesetzt wurde. Fest steht nur, daß er das Lager nach der Befreiung als Wrack verlassen hat. Er hat trotzdem noch geheiratet, als es ihm scheinbar wieder besser ging. Ganz baute er ab, als seine Frau verunglückte und er mit einem Kind zurückblieb, dem die Ärzte latente Schizophrenie attestierten. Ich habe in seinen Akten einige Andeutungen darüber gefunden. Markus Kreger ist dann gestorben, ohne daß man jemals die wahre Todesursache herausgefunden hätte.
    Und ich nehme jetzt an, daß Kreger bei Orloffs Experimenten nicht nur äußerlichen, sondern auch inneren Schaden genommen hat. Ich vermute eine Veränderung seiner Gene, die sich erst bei seinem Sohn ausgewirkt hat. Die Ärzte haben Abweichungen in seinem Blutbild festgestellt. Sie fanden Stoffe, gegen alle Regeln zusammengesetzte Eiweißmoleküle und Enzyme, die weder bisher bekannt sind noch erhalten werden konnten. Wenige Stunden nach Herrman Kregers Tod zerfielen die Moleküle.
    Und dieselben Stoffe hat man auch in der Fledermaus gefunden. Kreger hat mir selbst gesagt, daß er das Tier, als es noch ganz klein und vermutlich eine stocknormale Fledermaus war, mit seinem Blut ernährt hat. Das wiederum dürfte die verheerenden Veränderungen an dem Tier zur Folge gehabt haben.«
    »Ist das nicht eine ziemlich abartige Theorie, Herr Wilkin?« fragte der Wirt ein wenig von oben herab.
    Ferdy grinste.
    »Was hätten Sie mir erzählt, wenn ich vor zwei Wochen in Ihr Lokal gekommen wäre und hätte Ihnen ganz im Ernst gesagt, daß keine dreißig Kilometer vor Georgenburg ein dressierter Vampir von der Größe eines Kalbes in aller Kürze drei Menschen ermorden würde?«
    Gustl Weiland stutzte.
    »Sie haben recht«, sagte er schließlich. »Entschuldigen Sie.«
    Und dann rief er durch das Lokal:
    »Hallo, Erna! Bringen Sie uns noch einmal drei Klare!«
    Jetzt grinste auch Klaus Högl.
    ***
    ENDE

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