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0860 - Die Blutbank von Venedig

0860 - Die Blutbank von Venedig

Titel: 0860 - Die Blutbank von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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entgehen«, sagte sie.
    »Da bin ich mir nicht sicher«, erwiderte der Parapsychologe.
    Er legte am Kai an, von dem es nur wenige Schritte bis zum Bahnhofsvorplatz waren, und vertäute das Boot. Als er Nicole beim Aussteigen helfen wollte, sprang sie katzenhaft geschmeidig an Land.
    Das Motorboot war rechts am Bug zerbeult und zerschrammt, hatte jedoch keinen größeren Schaden davongetragen. Die beiden gingen über den Bahnhofsvorplatz zum Polizeipräsdium. Hier handelte es sich um einen typischen Behördenbau neueren Datums, der völlig anders als die Palazzi und alten Häuser und recht bescheiden wirkte.
    Hier meldete sich Zamorra beim Pförtner an, der in einer kugelsicheren Loge saß. Der Türöffner summte. Im Vorraum erschien bald ein jünger Kriminalbeamter, der den hochgewachsenen Parapsychologen und seine hübsche Begleiterin in den ersten Stock führte.
    Hier erwartete sie in einem Büro mit zwei Schreibtischen, in dem er zurzeit allein war, ein dicker Mann mit Zigarrenasche am dunklen Hemd, Doppelkinn und lockigem, ziemlich langem Haar. Er hätte dringend mal wieder zu einem Friseur gemusst. Gut rasiert war er auch nicht.
    »Commissario Francesco Gabelotti«, stellte er sich vor. »Sonderdezernat. Was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Einiges. Ein junges Schweizer Ehepaar wird vermisst. Auf uns ist ein Überfall verübt worden, von Leuten, die sich Wächter der Scalbas nennen. Zudem treibt sich der berüchtigte Hexenjäger Pasquale D'Annocchio in der Stadt herum. Wir haben so manches gehört, was uns Sorgen macht. - Mein Name ist Zamorra, Professor der Parapsychologie. Ich komme aus Frankreich, wie schon erwähnt. - Vielleicht haben Sie schon von mir gehört?«
    Zamorra gab dem dicken Kriminalisten seine Karte. Der las sie und drehte sie zwischen den Wurstfingern. Sein junger, schlanker Untergebener stand bei der Tür. Zamorra und Nicole hatten sich vor Gabelottis Schreibtisch gesetzt, auf dem ein Computer stand und auf dem sich ein Aktenwust stapelte.
    Der Schreibtisch glich mehr einer Müllhalde als einem geordneten Arbeitsbereich. Zigarrenasche war über die Akten und Papiere gestäubt. Irgendwo in dem Wust steckten zwei Telefone. Eine Kaffeekanne und benutzte Tassen und ein angebissenes Baguette vervollständigten das chaotische Stillleben.
    »Ich habe von Ihnen gehört«, sagte Gabelotti sanft. »Sie arbeiteten des Öfteren erfolgreich und eng mit staatlichen Stellen zusammen und sind auch in Italien kein Unbekannter. - Herzlich willkommen in Venedig, Professore Zamorra und Signorina Duval. - Sie sind noch hübscher, als Kollegen aus Rom Sie mir geschildert haben, Signorina. Das ist die schönste Frau, die du jemals gesehen hast, Francesco, sagte einer zu mir. In ihrer Nähe knistert die Luft von ihrem Flair. - Bene, bene, bella, bellissima.«
    Zamorra fragte sich, ob der Dicke sie auf den Arm nahm. Doch er wirkte ganz ernst.
    Nicole war einem Kompliment niemals abgeneigt. Sie lächelte Gabelotti an. »Danke für das Kompliment, Commissario.«
    Zamorra war mehrfach in Rom gewesen, er kannte dortige Kriminalbeamte. Rasch klärte er mit Gabelotti ab, wer die gemeinsamen Bekannten waren. Entsetzt und zutiefst betroffen erfuhren er und Nicole, das Marietta Zuber nicht mehr vermisst wurde.
    »Wir haben ihre Leiche im Leichenschauhaus, in der Kriminalpathologie«, erklärte der Commissario. »Sie ist heute morgen blutleer in der Lagune treibend gefunden worden.«
    Nicole schlug die Hände vors Gesicht. Sie brachte kein Wort hervor. Diese hübsche, nette junge Frau , dachte sie, und sie sah Marietta vor sich, wie sie ihren Mann im Hotel angestrahlt hatte.
    Wie verliebt die beiden gewesen waren, voller Vertrauen ins Leben, das ihnen wie eine herrliche, leicht zu begehende Straße voller Wunder erschien.
    Und dann so ein Ende!
    »Diese dreckigen Vampire«, entfuhr es Nicole. »Wir werden sie dafür pfählen.«
    »Das, Signorina, dürfte beim Alten Umberto und seiner Brut nicht so einfach sein«, erwiderte der Commissario. »Sonst wäre es längst geschehen. Es gibt da ein gräßliches Geheimnis, das seit Jahrhunderten weitergegeben wird.«
    Er wusste also Bescheid über die Vampire.
    »Was ist mit Christoph Zuber?«, fragte Zamorra.
    Gabelotti spitzte die Lippen. »Er wird noch existieren , aber er dürfte kein Mensch mehr sein«, antwortete er. »Die Vampire werden ihn genauso wie seine arme Frau ausgesaugt haben.«
    Als Zamorra den Überfall der Wächter der Scalbas im Canal erwähnte, winkte Gabelotti

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