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0861 - Manege der Hölle

0861 - Manege der Hölle

Titel: 0861 - Manege der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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ihm, dem Impresario P.T. Barnum - dem kleinen Mann mit den großen Träumen, die er in Bethel, Connecticut, sicher nie hätte erfüllen können. Dort war er geboren worden, von dort war er regelrecht geflohen, weil dieses Kaff ihm die Luft zum Atmen raubte.
    Alle diese Wesen, die Nybbas für seine ultimative Show hier in diese Zeitblase geholt hatte, kannten ihn nur als P.T., den Gehilfen, den Handlanger. Wieso nur konnte sich diese Tigerfrau an seine frühere Identität erinnern?
    P.T. war verunsichert. Er selbst hatte vieles von damals verdrängt… damals…
    ***
    Barnum war noch jung, gerade einmal 25 Jahre alt, und schon der Boss einer der verrücktesten Freakshows, die es im mittleren Westen der Vereinigten Staaten gab. Wahrscheinlich war es dann auch seine Jugend, die ihn und seine Leute immer wieder in solche Situationen brachte. P.T. konnte einfach nicht widerstehen, wenn man ihm einen Auftritt anbot. Dabei war es oft so klar absehbar, wie ein solcher Abend enden mochte.
    Farmer, Minenarbeiter, schräge Typen und biedere Puritaner - sie alle wollten ihren Spaß, und wenn die Show vorüber war, dann waren sie damit eben nicht immer ganz einverstanden. Dann machten sie ihre eigene Freakshow auf.
    An diesem Abend jagte Phineas Taylor Barnum die nicht mehr so ganz frischen Pferde mit brutaler Gewalt voran, denn die aufgeputschte Menge, der noch unbefriedigte Mob dieses schäbigen Kaffs, war hinter ihnen her. Ganz sicher. Phineas glaubte, schon die trommelnden Hufe der Gäule zu hören, die immer näherkamen.
    So knapp war es noch nie zuvor gewesen. Die Schlangenfrau hatten sie unrettbar verloren. Einer der Minenmänner hatte seine Pfoten nicht von ihr lassen können, doch Sial, die P.T. in einer Hafenkneipe entdeckt hatte, war nicht bereit, sich diese Unverschämtheiten bieten zu lassen. Sial stammte aus Indien, solche Sitten wie hier war sie nicht gewöhnt.
    Mit vier Kerlen waren sie über sie hergefallen… PT. wurde bei der Erinnerung daran übel. Die anderen waren geflohen - feige geflohen, sicher, doch sie wollten diesen Tag überleben.
    Dann… dann war dieser Bursche plötzlich im ersten Planwagen des kleinen Trupps aufgetaucht, direkt hinter Phineas' Kutschbock. »Ich kann dir helfen, damit das alles anders wird.«
    Phineas nahm diesen Satz wahr, doch er hielt die Worte darin für einen Scherz, den Spaß, den sich ein verschrobener Alter hier mit ihm und den anderen machen wollte.
    »Helfen?« P.T. ließ die Peitsche auf die Pferderücken sausen. »Dann los - hilf uns. Aber dazu wirst du wohl so etwas wie ein Wunder bewirken müssen, alter Mann.« Das Trommeln der Hufe ihrer Verfolger war nun keine Wahnvorstellung mehr. Sie kamen! Und sie waren schnell.
    »Gut, dann sehe ich den Vertrag zwischen dir und mir als geschlossen an.«
    Barnum lachte hysterisch auf. »Was immer du willst, Alter, was immer du willst.« Ein Blick über die Schulter ließ Barnum vor Schreck beinahe erstarren. Sie waren keine 100 Fuß mehr hinter ihnen… bald schon kamen sie in den Bereich der Gewehre der Männer.
    Ein böses Summen war plötzlich in der Luft, dann schlug das heiße Blei in den Wagenaufbau. Die Schüsse bellten nun im Sekundentakt. P.T. hörte die Schreie seiner Leute. Drei klapprige Planwagen hatten keine Chance gegen diese wütende Horde.
    Dann war da Feuer in Phineas' rechter Schulter… ein heißer Biss. Getroffen, sie hatten ihn erwischt. Doch nichts geschah - kein Schmerz, kein Blut, rein gar nichts.
    Der Alte lachte dröhnend. »Fahr nur weiter, kleiner Held, ich kümmere mich um den Rest.«
    Plötzlich waren Entsetzensschreie in der Luft, die von ihren Verfolgern stammen mussten; ein heller Schein flammte hinter Phineas' Wagen auf, dann ein zweiter, ein dritter. Barnum blickte nach hinten, und brachte die Gäule mit Gewalt zum Abbremsen. Feuer, doch es war nicht die schon weit hinter ihnen liegende Stadt, die in Flammen stand, nicht die karge Ebene, die in die Nacht führte.
    Es waren die Männer, die Verfolger auf ihren Pferden. Sie brannten lichterloh. Einer nach dem anderen wurde zur menschlichen Fackel. Die hinteren, deren Pferde den scharfen Ritt nicht hatten mithalten können, wandten ihre Tiere um, versuchten sich in Richtung der Stadt in Sicherheit zu bringen.
    Ein sinnloser Versuch… Keiner von ihnen entkam. Und all das wurde begleitet von dem donnernden Lachen des Alten, der wie ein Dirigent hinten im Wagen stand. Genau in dieser Sekunde wurde Barnum klar, das er sich in die Hände eines Teufels

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