0861 - Manege der Hölle
kämpfen. Kämpfen bis zum Letzten.« Die zustimmenden Rufe unterdrückte er mit einer Handbewegung. »So wie diese verfluchten Fremden hier kämpfen werden, wenn ich ihren eigenen Willen einfach abschalte! Schaut her, was dann geschieht!«
Nybbas streckte den blauen Stein gegen die außen sitzenden Löwen, darin gegen Leoparde und Jaguare. Ein erschreckender Wechsel vollzog sich im Verhalten der eher lethargisch wirkenden Katzen. Wie von der Sehne geschnellt stürzten sich die Löwen auf die anderen - und in wenigen Sekunden wurden die euphorisch schreienden und anfeuernden Zuschauer Zeugen eines entsetzlichen Gemetzels. Laertes wollte seinen Blick abwenden, doch er schaffte es einfach nicht. Wie hypnotisiert ließ er es zu, dass sich dieses sinnlose Töten in sein Bewusstsein brannte. Kalte Wut schnürte ihm die Kehle zu.
»Doch nun, verehrte Stygia, will ich mein Versprechen an dich einlösen.« Auf seinen Wink hin öffnete sich das Gitter des mittleren Käfiggangs. »Ich schenke dir das Leben der schönsten aller Katzen. Ich hoffe, du wirst mit mir zufrieden sein.«
Laertes sah, wie sich ein Kopf am Ende des Gitterschlauches zeigte. Langsam, unwillig und doch nicht fähig, sich dagegen zu wehren, machte das elegante Raubtier Schritt für Schritt voran. Auf den Rängen war es merkwürdig still geworden. Stygia hatte sich aufgerichtet, beobachtete aufmerksam jede Bewegung der wunderschönen Tigerin.
Als die Raubkatze den Innenkäfig erreicht hatte, zuckte sie jäh zusammen. Der Anblick der Raubkatzen, die sich gegenseitig zerfleischt hatten, löste Abscheu und Panik in ihr aus.
Eine mehr als menschliche Reaktion. .. - und Laertes war sich bereits in diesem Augenblick vollkommen sicher, dass er niemand anderes als Nicole Duval vor sich hatte. Langsam erhob sich der Uskuge von seinem Sitz.
»Erkennst du deine Feindin, meine Fürstin?«
In Stygias Gesicht zeigte sich keine Regung, als Nybbas sie ansprach. Sie ahnte etwas, doch da war noch keine Sicherheit.
»Dann werde ich dir dabei behilflich sein. Komm, kleine Tigerfrau, komm nur her. Wir wollen Stygia deine ganze Schönheit zu Gesicht bringen.«
Nybbas hob den blauen Stein, richtete ihn direkt auf Nicole. Der Tigerkörper begann sich sofort dramatisch zu verändern. Er begann sich zu strecken, wurde länger, dabei zugleich schmaler. Geschlechtsmerkmale zeigten sich… auf Pfoten wurden schlanke Hände, ranke Fesseln. Die Tigerin brüllte vor Schmerz auf… und das Brüllen wandelte sich zu dem Schrei einer Menschenfrau.
Laertes Kopf zuckte umher - wo blieb Zamorra? Wenn er nicht gleich auftauchen würde, konnte der Vampir nicht mehr warten. Dann musste er allein eingreifen, und dieser Gedanke gefiel ihm nicht besonders gut, denn das musste ein Mehrfrontenkampf werden, den er nun wirklich nicht bevorzugte. Schlimmer noch - er saß mitten unter den Feinden, um die er sich im Grunde überhaupt nicht kümmern konnte, denn seine ganze Energie würde er für den Dämon benötigen… und für Stygia, die sicher nicht tatenlos zusehen würde, wenn einer ihrer Untergebenen angegriffen wurde.
Die Verwandelung der Tigerin war nun abgeschlossen.
Das wunderschöne Fell war geblieben… der lange Schwanz ebenfalls… der Rest jedoch war ohne jeden Zweifel niemand anderes als Nicole Duval.
Der Triumph in Stygias Augen überstrahlte selbst die hellsten Lichter im Zelt.
***
P.T. hing unter dem Stoffhimmel des Zeltes, ganz wie ein Affe in einer Baumkrone.
Sein Übergewicht machte Barnum die Sache hier nicht eben leichter, doch er war wie in Trance, als er diese Höhe erkletterte. Im Grunde war es Schwachsinn, was er hier tat. Diese Aktion hätte er auch vom Boden aus starten können, doch dann wäre er nicht mehr der P.T. Barnum gewesen, den die Welt gekannt hatte. Mochten sie über ihn reden was sie wollten - er hatte die größte Sensation des Erdenrundes wahr gemacht… immer und immer wieder.
Nun wollte er es sein, der eine solche noch größere Sensation zum Scheitern brachte.
Seine Seele war eh auf immer verloren. Was konnte ihm schon noch passieren? Doch Stallknecht und Sklave wollte Barnum nun nicht länger sein.
Jeder Zirkûs, ganz gleich wo auf dem Erdenrund er sein Zelt aufgebaut hatte, fürchtete ganz besonders den einen Feind aller Schausteller. Das Feuer!
Einen Dämon mit Feuer zu bekämpfen - P.T. war sich dieses blanken Unsinns bewusst, doch in diesem Fall mochte das Sinn machen.
Es war nicht leicht, sich hier oben einigermaßen komfortabel zu
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