0864 - Demeters Flucht
spielt keine Rolle. Die Organe haben die gleiche Funktion wie bei uns. Die Frau wird allerdings bei gewissen Speisen vorsichtig sein müssen, weil sie nicht alle Proteinformen abbauen kann, aber das hat nichts mit den Medikamenten zu tun, die sie jetzt benötigt.'' „Dann glauben Sie, daß Sie sie aufwecken können?"
„Ich hoffe", erwiderte Konuna. „Es kommt entscheidend darauf an, daß es gelingt, das vegetative Nervensystem zu stimulieren und damit auch Atmung und Herzfrequenz zu verbessern. Vorläufig weiß ich noch nicht, wie der chemische Umsatz an den Nervenendfasern ist. Davon hängt ab, ob die Medikamente ansprechen oder nicht."
Boyt Margor begriff immerhin soviel, daß der Arzt nicht wußte, wie die Befehlsimpulse vom Gehirn der Demeter zu den Vollzugsorganen übermittelt wurden. Konuna begann mit einem medizinischen Vortrag, bei dem er versuchte, Margor die Schwierigkeiten auseinanderzusetzen. Der Mutant hörte jedoch nicht zu. Er verlor die Geduld. Er wußte, daß er sich mit Demeter nur für eine begrenzte Zeit in der Klinik aufhalten konnte, ohne allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen.
„Wenn Sie meinen, es verantworten zu können, dann geben Sie endlich die aktivierenden Medikamente", forderte er daher.
Konuna beugte sich seinem Willen. Er setzte eine Hochdruckspitze an den Arm Demeters und injizierte ihr ein Präparat, das das gesamte Nervensystem stimulierte.
„Wann wird sie aufwachen?" fragte Margor.
Konuna blickte ihn überrascht an. „Ich dachte, Sie wissen, daß ich Ihnen darüber keine exakte Auskunft geben kann", sagte er. „Wenn psychische Dinge die gravierende Ursache für den Schock sind, dann hilft dieses Präparat nicht. Sie sollten mir erzählen, was den Schock ausgelöst hat."
„Das erfahren Sie später", erwiderte Margor. Er befahl, Demeter mit einem leichten Tuch zuzudecken und zum Gleiter zu bringen. Der Arzt protestierte, doch der Mutant brach seinen Widerstand mit einem einzigen PSI-Impuls.
„Sobald ich gestartet bin, werden Sie vergessen, was geschehen ist", befahl der Mutant. „Vernichten Sie sämtliche Unterlagen, alle Analysen und Aufnahmen. Nichts darf mehr auf sie hinweisen."
Er zeigte auf Demeter, die nach wie vor schlafend auf dem Tisch lag.
„Sie werden sich nie mehr daran erinnern, daß es sie gibt. Bringen Sie sie zu meinem Gleiter und geben Sie mir Medikamente mit, damit ich die Behandlung fortsetzen kann."
Der Arzt gehorchte widerstandslos, machte Margor jedoch darauf aufmerksam, daß eine Verabreichung durch einen medizinischen Laien gefährlich war. Der Mutant ging über die Worte des Arztes hinweg.
Die Schwestern legten Demeter auf eine Antigravliege und transportierten sie darauf hinaus, nachdem sie sie mit einem dünnen Tuch zugedeckt und auch ihr Gesicht verhüllt hatten. Boyt Margor folgte der Antigravplatte. Er sah, daß einige Patienten und ärztliche Gehilfen aufmerksam wurden, sah darin jedoch keine Gefahr. Sie würden nicht erfahren, wer unter dem Tuch lag. Weder der Leitende Arzt noch die Schwestern konnten es ihnen sagen.
Margor achtete darauf, daß das Tuch nicht verrutschte, als sie Demeter in den Gleiter legten. Dann stieg er ein und startete, ohne sich von dem Arzt und seinen Helferinnen zu verabschieden.
Er war zutiefst enttäuscht, denn er war davon überzeugt gewesen, daß Demeter unter der ärztlichen Behandlung aufwachen würde. Damit, daß sie überhaupt keine Reaktion auf das Medikament zeigen würde, hatte er nicht gerechnet.
Er blickte auf das Bordchronometer. Es zeigte 14.35 Uhr Ortszeit an. Er ging auf Nordost-Kurs und beschleunigte. Er beabsichtigte, Demeter nach Taschkent zu bringen, wo er einen Unterschlupf mit mehreren zuverlässigen Helfern hatte. Dort, so meinte er, war sie sicher versteckt. Er konnte nach Terrania-City fliegen und mit Payne Hamiller sprechen, während sie in Taschkent blieb.
Als er etwa eine Stunde geflogen war, blickte er zufällig in den Spiegel.
Er sah, daß sich das Tuch bewegte, unter dem Demeter lag!
Boyt Margor war wie erstarrte. Er wollte sich umdrehen, wollte sehen, was sich hinter ihm tat, doch die Muskeln gehorchten seinen Befehlen nicht. Es war, als ob eine fremde Macht seine Nervenbahnen blockierte.
Plötzlich fror der Mutant. Etwas Eiskaltes schien ihm über den Nacken zu kriechen. Es war wie ein Stück Eis, das sich in Wasser verwandelte. Unmittelbar darauf wurde ihm so heiß, daß er glaubte, an ein glühendes Eisen gekommen zu sein. Sein Gesicht verzerrte sich gleichzeitig
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