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0864 - Karas grausame Schwester

0864 - Karas grausame Schwester

Titel: 0864 - Karas grausame Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dort hatten wir zum erstenmal den Gesang dieser Person gehört. Wieder waren klagende Töne, die aus ihrem Mund drängten. Gleichzeitig mischten sich schrille Laute in den Gesang, denn Suko und ich lauschten. Wir sahen, daß die Person die Arme vorgestreckt hatte, als wollte sie das Schiff aufhalten.
    Überhaupt nahm das Schiff unsere weitere Aufmerksamkeit in Anspruch. Zwar fuhr und tanzte es auf den Wellen, aber es sah aus, als wäre es jetzt in den Bann einer anderen Kraft gelangt.
    Der Gesang und die ausgestreckten Hände waren damit beschäftigt, das Schiff zu sich heranzuholen.
    Der tatsächliche Steuermann war nicht mehr die Person an Deck, sondern die Frau mit den beiden Schwertern.
    Wir standen nahe genug, um mitzubekommen, was da geschah. Noch hielt sich das Schiff auf dem Wasser, es tanzte im Rhythmus der Wellen, es wurde mal in ein Tal gedrückt, dann stieg es wieder in die Höhe, kippte dann nach vorn und verlor keineswegs an Fahrt. So kam es den gefährlichen Klippen immer näher. Es geriet auch in die Strudel hinein, wo es geschüttelt und gedreht wurde.
    Gischt schäumte an den Bordwänden hoch, trieb über das Deck hinweg. Das Segel blähte sie noch mehr. Wenn wir genau hinschauten, konnten wir schon die Gestalten an Deck sehen. Sie hatten den Überblick verloren. Sie wußten, daß sie nicht mehr zurechtkamen. Ihnen war die Gewalt über das Schiff entglitten. Es gab für die Menschen keinen Ausweg mehr. Sie würden an den Strand gespült werden und zuvor wahrscheinlich an den Felsen zerschellen.
    Die Sirene sang noch immer. Sie befand sich in einem Zustand, in dem sie sich einzig und allein auf ihren Gesang konzentrierte. Wir waren dabei vergessen. Sie schaute ausschließlich nach vorn, als wollte sie das Schiff hypnotisieren.
    Es kam, wie es kommen mußte.
    Von einem Strudel erfaßt, legte es sich auf die Seite. Gleichzeitig drehte es sich um sich selbst, und mit dem Heck rammte es einen Felsen.
    Der war scharf, er schlitzte es auf. Für uns wirkte es so, als hätte es einen wahnsinnigen Schlag bekommen. Eine Titanenhand hatte mit aller zur Verfügung stehenden Brutalität dagegen geschlagen.
    Wasser drang durch das riesige Leck, aber das Schiff fuhr noch immer. Angetrieben von einer kaum erkennbaren Kraft, von einem Motor, der Segel hieß, stampfte es durch das Wasser, wo weitere Fallen und Hindernisse lauerten.
    Diesmal erwischte es den Bug.
    Wir konnten es wunderbar sehen, denn das Boot lag vor uns wie auf dem Präsentierteller.
    Es rammte den Felsen. Das gewaltige Krachen dröhnte über den Strand hinweg. Gleichzeitig wurde der Bug in die Höhe geschleudert, als wollte sich der Kahn senkrecht auf das Heck stellen.
    Nichts blieb mehr da, wo es einmal gewesen war. Die Besatzungsmitglieder purzelten über das Deck, wir hörten Schreie, und eine nächste Welle sorgte für einen weiteren Schub.
    Mit einem Ruck glitt das Schiff weiter.
    Die Reste stemmten sich erneut gegen einen Felsen. Diesmal kippte auch der Mast. Wie ein Spielball tanzte das Boot auf den Wellen. Die Männer waren längst in der Gischt verschwunden. Hatten sie noch eine Chance?
    Keiner wußte es genau. Darauf wollte Suko und ich es nicht ankommen lassen. Deshalb starteten wir, um zu versuchen, Menschenleben zu retten, falls es noch möglich war…
    ***
    Kara hörte das Singen der Sirene!
    Es waren nicht allein die schaurigen Laute, die ihr entgegenwehten und sie so verunsicherten. Es ging für sie einzig und allein um die Tatsache, wer gesungen hatte.
    Sie hatten sich wieder erinnert, denn die Stimme und der Gesang waren ihr wahrlich nicht unbekannt. Zwar lag es Jahre zurück, aber vergessen konnte sie die Melodien nicht.
    So hatte nur eine gesungen - Roya, ihre angebliche Schwester, und die Person, die für einige Zeit in dem Haus ihres Vaters gelebt hatte. Roya war irgendwann gegangen, einfach so, still und heimlich, und niemand hatte so recht gewußt, was aus ihr geworden war. Es hatte Gerüchte gegeben, schlimme Gerüchte, nun ja, es waren eben Gerüchte und keine Tatsachen. Kara hatte auch nicht mehr nach dem Verbleib ihrer angeblichen Schwester geforscht, weil sie genug mit sich selbst zu tun hatte.
    Jetzt aber, dicht vor der Küste der Toteninsel, hörte sie das Singen wieder. Für sie gab es keine andere Lösung. Das mußte Roya, die Sirene von Atlantis, sein.
    Direkte schwesterliche Gefühle hatte Kara der anderen nie entgegengebracht. Sie waren manchmal so etwas wie Freundinnen gewesen, aber sie hatten sich doch zu sehr

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