0864 - Karas grausame Schwester
plötzlich von einem feurigen Rot, das auch in den inneren Raum der Steine hineinstrahlte.
Myxins Augen glühten schockgrün auf.
»Ich habe sie!« keuchte er.
»Wo?« schrie Kara.
»Stonehenge! In unserer Zeit, denn das ist ihr Sprungort in der Gegenwart.«
»Warum? Ich…«
Karas Frage wurde nicht beendet, denn plötzlich erwischte sie die Magie der Steine.
Ihre Körper lösten sich in einem schwimmenden Rot auf. Die Steine sahen aus, als würden sie explodieren, sie standen unter einem wahnsinnigen Druck.
Dann waren sie verschwunden!
***
Rote Tropfen aus dem Nichts - Blut!
Es war vor unseren Füßen auf den Boden geklatscht und hatte die feuchten Flecken im Staub hinterlassen. Es brauchte uns niemand zu sagen, wessen Blut es war. Die Kollegen Flint und McNeill waren in die Falle der Weißblonden hineingetappt und würden nun das Grauen und die Folter am eigenen Leibe erleben.
Und wir konnten nichts tun.
Da stand die unsichtbare Barriere zwischen uns. Dieser Moment zählte zu denen, wo mir auch kein Kreuz half, denn gegen die atlantische Magie kam ich mit meinem Talisman nicht an.
Wir hörten das Stöhnen und leise Schreien. Gerade diese Laute zeigten uns an, wie hilflos wir letztendlich waren. Hier war nichts mehr zu machen, die andere Seite hielt sich nicht nur im Unsichtbaren verborgen, in ihrer Hand befanden sich auch die Trümpfe.
McNeills Stimme war überdeutlich zu verstehen. »Morgan, verdammt, was ist mit dir?«
»Mein Arm.«
»Wo ist diese Frau?«
»Weg!«
»Scheiße, und wo sind wir hier?«
»Ich weiß es nicht, McNeill, ich weiß es nicht, aber es ist so verdammt dunkel…«
Suko und ich hatten gespannt zugehört. Beide standen wir auf dem Fleck wie Kurzstreckenläufer vor dem Start. Aber wir konnten nicht weg, es gab keinen Pistolenschuß, der uns zum Ziel hintrieb, weil wir nicht wußten, wo es sich befand.
Nichts zeichnete sich in unserer Umgebung ab. McNeill und Morgan Flint befanden sich in einer anderen Dimension, vielleicht in einer anderen Zeit, aber sie…
Meine Gedanken wurden unterbrochen, weil ich wieder Flint Morgans Stimme hörte. »Ich, werde verrückt!« keuchte er. »Verdammt noch mal, das kann nicht wahr sein!«
»Was denn?«
»Dreh dich um, McNeill?«
Wir hörten in den folgenden Sekunden nichts, bis der Kollege McNeill aufstöhnte und dann mit zitternder Stimme uns Zuhörern berichtete, wo sie sich befanden.
»Knochen, Gebein, Schädel. Das ist ein… ein Friedhof, Flint. Wir sind auf einem riesigen Friedhof gelandet. Sogar Lanzen mit aufgespießten Schädeln stecken hier. Verflucht noch mal, ich komme damit nicht mehr zurecht! Wo hat man uns hingeschafft?«
Flint Morgan schwieg so lange, bis er die seiner Meinung nach richtige Antwort gefunden hatte.
»Das sind alles ihre Opfer, McNeill. Sie hat diese Leute umgebracht, gekillt. Das Massengrab der Blonden. Ich werde irre…«
Das wurden Suko und ich zwar nicht, aber wir wußten jetzt, wo sich die beiden Männer befanden.
Auch wir kannten diesen Ort. Es war die verfluchte Toteninsel, ein Eiland, das zu Atlantis gehörte und in der Vergangenheit lag.
»Erst wir, dann sie!« murmelte ich.
»Ja, aber wir sind entkommen.«
Ich gab keine Antwort. Auch Suko sprach nicht mehr. Wir konzentrierten uns auf die nächsten Worte und hofften, obwohl es grausam war, daß sie noch gesprochen wurden.
Stimmen vernahmen wir nicht. Dafür aber Tritte. Die Geräusche drangen wie aus dem Maul eines großen Trichters zu uns, sie hüllten uns ein, sie waren wie eine Decke, die über unseren Köpfen herfloß. Ich zuckte bei jedem Knirschen oder leisen Knacken zusammen, denn mir war klargeworden, daß wieder ein Knochen oder ein Schädel unter dem Druck der Füße gebrochen war.
Wenn wir uns sehr genau konzentrierten, war sogar das Rauschen der Wellen zu hören, die an den Strand liefen.
»Was tun wir?«
Ich hob die Schultern. »Wir können nur darauf warten, daß unsere Freundin erscheint.«
»Freiwillig?«
»Herholen kannst du sie nicht.«
»Da hast du recht, John.« Allmählich verstummten die Tritte.
Auch das Knirschen und Knacken hatte aufgehört.
»Was macht dein Arm?« fragte McNeill.
»Das Schwert ist verflucht scharf. Wie eine Rasierklinge«, erwiderte Morgan. »Es hat mich erwischt. Ich hätte besser aufpassen müssen, doch sie war einfach zu schnell. Sie wollte auch nicht, daß sie angegriffen wird. Mist!«
»Was tun wir, wenn sie kommt?«
»Schießen.«
»Nein!« McNeill war dagegen. »Wenn du sie
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