0864 - Karas grausame Schwester
sie. »Genau die sind es, die die Verbindung herstellen können. Sie und keine anderen.«
»Wie willst du es tun?«
»Wir müssen noch einmal hinein.«
»Wir?«
»Ja, du auch. Und der Eiserne ebenfalls. Ich… ich… weiß nicht, ob ich gegen Roya ankomme, denn das Schwert mit der goldenen Klinge befindet sich in ihrem Besitz. Sie hat es mir gestohlen, und sie ist damit wahrscheinlich durch die Zeiten gewandert.« Kara schüttelte den Kopf. »Aber so genau weiß ich es nicht. Ich glaube, es auf der Toteninsel gesehen zu haben.« Sie nickte jetzt. »Ja, da hat sie es bei sich getragen, aber es ist alles so anders gewesen. Da fiel plötzlich der Vorhang. So recht erinnere ich mich nicht…«
»Jedenfalls kann sie mit den Zeiten spielen.«
»Ja, das stimmt. Sie ist mächtig, denn nur die Mächtigen haben überlebt, das weißt du auch von dir!«
Myxin nickte. Er lächelte, bevor er Kara an die Hand nahm. Gemeinsam gingen sie auf die Steine zu, und der Eiserne Engel schloß sich ihnen an.
Nichts hatte sich hier verändert. Nichts deutete auf die Anwesenheit einer Feindin hin, und doch wußte Kara genau, daß sie beobachtet wurden. Sie glaubte sogar, die Blicke aus dem Unsichtbaren zu spüren, und sie registrierte jetzt, daß selbst der Wind eingeschlafen war. Er wehte nicht mehr.
Die Luft stand über den Flammenden Steinen, und die Luft war ungewöhnlich schwül und feucht.
Kara schaute zur Seite, wo Myxin ging. Seine Anwesenheit gab ihr eine gewisse Sicherheit, und auch die des Eisernen Engels bereitete ihr Schutz. Sie hatten das Thema John Sinclair nicht mehr angesprochen und wollten den Fall jetzt auch allein beenden.
»Wo könnte sie sich versteckt halten?« erkundigte sich der kleine Magier. »Hast du da eine Ahnung?«
»Das habe ich nicht.«
»In der Vergangenheit?«
»Alles ist möglich, Myxin. Vielleicht bringt uns die Kraft der Steine zu den Orten meiner Erinnerungen, wer weiß?« Sie schüttelte den Kopf. »Noch heute kann ich nicht begreifen, daß diese Person bei uns gelebt hat und als meine Schwester angesehen wurde.«
Myxin gab keine Antwort. Ihm erging es wie Kara. Aber in Atlantis waren die Gesetze eben anders gewesen. Da hatte es andere Regeln gegeben, an die sich die Menschen hielten.
Sie hatten den inneren Zirkel der Steine betreten, nur der Eiserne Engel wartete noch draußen. Erst als ihm Myxin zuwinkte, machte er sich auf den Weg.
Er hatte bisher so gut wie nichts gesagt. Jetzt aber, als er bei seinen Freunden stand, öffnete er zum erstenmal den Mund und streckte den Arm aus. »Es ist etwas hier«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich spüre das andere zwischen uns.«
»Roya?«
Der Engel nickte. »Sie hat die Steine benutzt, sie hat sie für mich entehrt. Es ist ihr Weg durch die Zeiten und zu verschiedenen Orten. Wir müssen ihr nach.«
»Du kannst sie also spüren?« fragte Myxin.
»Ich denke es.«
»Wo ist sie dann?«
Der Eiserne hob seine mächtigen Schultern. »Man kann es nicht genau erklären. Sie ist hier, aber sie ist zugleich sehr weit entfernt. Sie lauert irgendwo, wir müssen achtgeben, daß sie uns keine Fallstricke legt.«
»Wie kann sie das?«
»Ich rechne mit allem.«
Kara und Myxin hatten bemerkt, daß auch der Eiserne nicht mehr viel wußte, deshalb hielten sie sich zurück und nahmen ihre Aufstellung an bestimmten Plätzen.
Kara wollte sich nicht in die Mitte auf den Schnittpunkt stellen. Sie ging davon aus, daß es keinen Sinn hatte, denn ihre Waffe, das Schwert mit der goldenen Klinge, war ihr gestohlen worden. Deshalb mußte jemand anderer die Magie herstellen, und dafür bot sich natürlich der kleine Magier an.
»Du bist bereit?« fragte sie.
»Ja, das bin ich.«
Myxin verließ sich auf seine Kräfte. Sie waren außergewöhnlich und den normalen menschlichen überlegen. Durch sie konnte er auch die Magie zwischen den Steinen verstärken, so daß sie zugriffen und sie dorthin transportieren würden, wo eine gewisse Roya auf sie wartete.
Myxin konzentrierte sich.
Er hielt die Augen beinahe geschlossen. Die Arme hatte er ausgestreckt. Er wartete darauf, daß die andere Seite mit ihm Kontakt aufnahm, und schon sehr bald spürte er das Kribbeln in seinen Fingern.
Die Steine verloren ihre dunkle Farbe. In ihrem Innern entstand die erste Glut. Dünn wie das Tuch einer Fahne stieg sie von unten her in die Höhe und wanderte zitternd den Enden der Steinen entgegen. Alles verdichtete sich, die Farbe verlor ihre Blässe, sie nahm an Intensität zu. Sie war
Weitere Kostenlose Bücher