0864 - Karas grausame Schwester
gewesen, mit Hilfe der Steine die Zeiten zu manipulieren, so waren wir dann eingetaucht in die Vergangenheit und hatten erlebt, wie mächtig sie dort schon gewesen war.
Sie mußte in einer direkten Verbindung zu Kara stehen. Zwar waren sie angeblich Schwestern, aber das konnte ich nicht glauben. Irgend etwas war da anders. Ich hoffte, es bald herauszufinden. Eines jedoch stand fest: Diese Roya hatte auch den Untergang des Kontinents überlebt, ebenso wie Kara und andere.
McNeill und Flint waren nicht zu sehen. In Luft konnten sie sich schlecht aufgelöst haben, unserer Meinung nach mußten sie noch irgendwo zwischen den Steinen herumturnen, immer auf der Hut vor einer Entdeckung.
Wenn eben möglich, wollten wir uns nicht wieder entführen lassen. Beide hatten wir den Eindruck, daß es hier, bei den Steinen, in deren Zentrum weitergehen würde. Der Fall hatte noch nicht sein Ende gefunden, es gab die weißblonde Person. Es hatte sie in der Vergangenheit gegeben, und sie war jetzt dabei, auch in unserer Zeit ihre Zeichen zu setzen.
»Wir trennen uns«, schlug Suko vor.
»Und dann?«
»Ich denke nicht, daß die beiden in ein Zeitloch gefallen sind, John. Die haben sich hier…«
Er schwieg.
Wir hörten etwas.
Es war ein Laut, der uns schon eine Gänsehaut über den Rücken trieb. Ein leises Heulen und Stöhnen, als wäre ein Mensch dabei, unter großen Qualen zu leiden.
Suko und ich schauten uns an.
»Woher?« flüsterte mein Freund.
Ich hob die Schultern.
»Du hast es auch gehört?«
»Sicher, ich bin nicht taub.«
Er holte einige Male Luft und schaute sich um. »Er oder es ist nahe«, flüsterte er, »da kannst du sagen, was du willst. Es ist hier in der Nähe, und es hat mit den beiden Typen zu tun.«
Das Röcheln ließ ihn verstummen und uns aufhorchen. Suko stand wie auf dem Sprung. Er stierte nach vorn, denn dort hatten wir es gehört. Zu sehen war nichts, nur ein dunkler, hochragender Stein, der einen Schatten auf den Boden warf.
Da konnte sich niemand verstecken, aber es war jemand da, sonst hätten wir die Laute nicht gehört.
»Nichts zu sehen«, murmelte Suko. »Aber ich könnte mir vorstellen, daß man ihn oder beide - na ja, du weißt schon, John.«
»In ein Zeitloch gerissen hat.«
»Genau so.«
Ein Zeitloch war da, aber nicht sichtbar. Das wußten wir, da waren wir schon Experten. Es hörte sich tatsächlich an, als wären die beiden Personen in einem Zeitloch verschwunden, um dort schreckliche Dinge zu erleben.
Ein Schrei drang aus dem Unsichtbaren zu uns. Es war ein Schrei des Schmerzens, und plötzlich geschah etwas Unheimliches.
Aus dem Nichts fielen Tropfen nach unten.
Rote Tropfen, die vor unsere Füße klatschten.
Blut!
Da wußten wir, daß die beiden Männer in unserer Nähe eine Hölle erlebten…
***
»Trink, Kara, bitte trink! Du mußt trinken. Es ist einfach wichtig für dich…«
Die Schöne aus dem Totenreich hörte die Stimme des kleinen Magiers so weit entfernt, daß sie an seiner Existenz schon zweifelte. Aber sie wollte nicht trinken, sie konnte es auch nicht, denn sie war einfach groggy, ausgelaugt, von der Rolle, erschöpft.
Sie lag auf dem Rücken, was sie selbst kaum fühlte. Denn sie hatte mehr den Eindruck einer Person, die über allem schwebte, aber trotzdem nichts sah. Sie war in ein tiefes Loch gesackt, sie hatte viele Dinge wieder erlebt, die bisher in ihren Erinnerungen tief verborgen gewesen waren, und sie spürte nun, daß alles anders werden sollte und die eigentliche Welt sie zurückbekam.
Da war ein leichter Druck auf ihrem Rücken, und die Kraft richtete sie vorsichtig auf. Wieder sprach Myxin sie an, daß sie endlich etwas trinken sollte, und Kara spürte an ihrer Unterlippe den leichten Druck des Glasrands.
Noch hielt sie den Mund geschlossen. Sie kam sich vor wie in einem Nebel gefangen. Sie wollte nichts mehr tun, sondern einfach nur liegenbleiben und sich den Träumen hingeben. Das war es, das zählte und nichts anderes.
Es war so wunderbar gewesen, den Problemen zu entwischen und in der Erinnerung zu baden.
Doch jetzt…
Etwas Kaltes benetzte ihren Mund. Sie öffnete ihn zuckend. Wieder drängte Myxin darauf, daß sie trank, und Kara tat ihm den Gefallen, auch wenn ihr nichts anderes übrigblieb.
Sie schluckte.
Das Wasser war sehr kalt und herrlich frisch. Es floß über die Zunge, sie schluckte die Flüssigkeit, hörte, daß der kleine Magier sie lobte, und öffnete endlich die Augen.
Myxins Gesicht sah sie dicht vor sich. Die
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