0867 - Bardioc und die Kaiserin
Kosmobiologe dankte und schaltete ab. Er kehrte zu Jon Haix und dem Lebenserhaltungssystem zurück, das den Mittelpunkt der Lagerhalle im Mittelteil der SOL bildete. Mit Hilfe von Desintegratorstrahlern und Antigravprojektoren war ein fünf Meter tiefes Erdstück aus dem Boden des Planeten herausgelöst worden, auf dem BARDIOC gelebt und geträumt hatte. Mitsamt den darin enthaltenen Mikroorganismen, Mineralien und Kleinstlebewesen, mit großen und kleinen Pflanzen war es in die SOL gebracht worden - als Bereich, in dem das Gehirn Bardiocs überleben konnte.
Peysel stieg auf ein Podest, um auf die Bodenmasse hinabsehen zu können. Kurz darauf betrat Rhodan die Halle. Er kam allein. „Was ist es?" fragte er.
Peysel deutete auf eine pilzartige Pflanze. Sie war etwa einen Meter hoch und befand sich zwei Meter neben der Mulde, in der das Gehirn Bardiocs lag. „Der Pilz ist grün", erklärte er. „Normalerweise ist er krebsrot und sieht blank aus. Jetzt ist die Oberflächenhaut welk und weich. Wir haben einen Abstrich gemacht. Der Verfall hat bereits eingesetzt. Die Pflanze geht ein."
„Eine Pflanze von über zweihundert?" fragte Rhodan. „Kann das nicht ein ganz normaler Verfall sein?"
„Leider nicht", erklärte der Kosmobiologe. „Alle Voraussetzungen für ein gutes Gedeihen sind gegeben. Es ist uns ein Rätsel, weshalb die Pflanze abstirbt."
Er blickte Rhodan ernst an. „Ich hätte dennoch nichts gesagt, wenn es nur um diese eine Pflanze ginge. Doch so ist es nicht. Bei etwa zwölf Prozent aller anderen Pflanzen zeigen sich erste Anzeichen einer negativen Entwicklung. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, daß in zehn Stunden fünf Prozent der Pflanzen tot seih werden. In zwölf Stunden werden es schon elf Prozent und in vierundzwanzig Stunden dreißig Prozent sein. In achtundvierzig Stunden werden nach unseren Berechnungen alle Pflanzen abgestorben sein. Auch Bardioc wird dann nicht mehr leben."
Erschrocken blickte Rhodan auf das Bodenstück, in dem Bardioc existierte. „Wie lange werden wir noch unterwegs sein bis zu unserem Ziel?" fragte Haix. „Etwa siebzig Stunden", antwortete Rhodan. „Vielleicht sogar noch etwas länger."
„Das schafft Bardioc nicht."
„Haben Sie keine Erklärung für das Absterben der Pflanzen?"
„Überhaupt keine", erwiderte Dr. Peysel. „Wir haben alle notwendigen Untersuchungen durchgeführt und sämtliche positronisch gesteuerten Einrichtungen überprüft. Ergebnis negativ."
„Es ist alles so, wie es nach den von uns durchgeführten Analysen sein soll", ergänzte Jon Haix. Er war 108 Jahre alt, wirkte aber frischer und gesünder als Peysel, der erst 86 Jahre alt war. Er hatte blondes Haar, das stets ungekämmt wirkte. Er war über zwei Meter groß, obwohl er etwas nach vorn geneigt ging, als wolle er kleiner erscheinen. Rhodan wußte von ihm, daß er täglich mindestens eine Stunde in den Krafträumen des Trainingszentrums der SOL verbrachte. „Es sind die Umweltbedingungen, die die Pflanzen und Bardioc gewohnt sind. Sogar die Schwerkraftverhältnisse, Strahlenintensität und die Magnetfelder sind so, wie sie auf Bardiocs Planeten waren."
„Wir sind ratlos", gestand Peysel ein. „Wir haben alles perfekt kopiert. Theoretisch dürfte daher nichts passieren. Alles müßte in Ordnung sein, aber da ist eine Störung. Wir glauben, daß nur Bardioc die Antworten auf unsere Fragen geben kann."
„Ich werde mit ihm reden", sagte Rhodan. Er stieg auf das Bodenstück. Seine Füße sanken leicht im weichen Boden ein. Vorsichtig wich der Aktivatorträger allen Blumen und Gräsern aus, um nichts zu zerstören.
Neben der Bodenmulde, in der das Gehirn Bardiocs lag, streckte Rhodan sich aus. Er schloß die Augen und konzentrierte sich auf die Superintelligenz. „Bardioc, hörst du mich?" fragte er telepathisch.
Ich höre dich.
Rhodan schilderte, was mit dem natürlichen Lebenserhaltungssystem geschah. „Ich möchte wissen, ob du dafür verantwortlich bist", schloß er.
Ich bin es nicht, antwortete Bardioc, und so etwas wie Panik klang in diesen Worten mit. „Hast du eine Erklärung?" Nein.
Rhodan gab noch nicht auf. Er setzte das Gespräch fort, da er hoffte, doch noch herauszufinden, was der Grund für die Störung war. Je länger er jedoch mit Bardioc sprach, desto deutlicher wurde, daß dieser völlig hilflos war.
Ich kann nichts tun, beteuerte Bardioc schließlich. Ich bin auf dich angewiesen und darauf, daß du allein herausfindest, weshalb die Pflanzen
Weitere Kostenlose Bücher