0867 - Bardioc und die Kaiserin
optimalen Bedingungen, wie sie gegeben wären, wenn ich mit einem von mir zusammengestellten Team arbeiten könnte.
Nun gut. Ich werde es auch so schaffen."
Er drehte sich um und gab seinen Freunden ein Zeichen. Widerspruchslos zogen sie sich zurück. Joscan Hellmut atmete auf. Er wollte keine Schwierigkeiten zwischen Terranern und Solgeborenen. Er suchte den Ausgleich.
Als Gavro Yaal an ihm vorbeigehen wollte, legte Hellmut ihm rasch die Hand auf die Schulter. „Hören Sie, Gavro", sagte er. „Sie sollten sich etwas mehr zurückhalten."
Der Kosmobiologe blieb überrascht stehen. Er glaubte, sich verhört zu haben. „Warum sollte ich das tun?" fragte er verblüfft. „Wieso sagen ausgerechnet Sie mir so etwas? Was ist los mit Ihnen?"
„Gavro, die Situation, in der sich die SOL befindet, ist kritisch. Wir können uns keine Spannungen leisten. BULLOC verfolgt uns. Wahrscheinlich lauern irgendwo die Hulkoos auf uns. Höchste Aufmerksamkeit ist geboten. Störungen an Bord können zur Katastrophe führen. Und das ist gerade das, was Sie nicht wollen."
„Sie haben völlig recht, Josc", antwortete Yaal. „Das Problem läßt sich jedoch recht leicht lösen. Wir brauchen nur Bardioc auszuschleusen, und alles ist in Ordnung. BULLOC wird sich auf Bardioc stürzen, und die Hulkoos werden uns in Ruhe lassen."
„Sie scherzen", sagte Hellmut. „Leider finde ich das überhaupt nicht komisch."
„Es sollte auch nicht komisch sein. Ich wollte Sie als Solgeborenen nur dazu anregen, etwas mehr als bisher nachzudenken. Wie sieht denn die Wirklichkeit aus? Es entsteht doch ein Machtvakuum, wenn Bardioc nicht mehr ist. Wer soll dieses Vakuum ausfüllen? BULLOC etwa? Das kann nicht Ihr Ernst sein."
„Schweigen Sie, Gavro", bat Hellmut. „Beginnen Sie lieber mit der Arbeit."
„Noch nicht", entgegnete der Kosmobiologe. „Haben Sie sich noch nie gefragt, Weshalb wir überhaupt in diesem Sektor des Universums sind? Ist Ihnen noch nie der Gedanke gekommen, daß eine höhere Macht uns gelenkt hat? Ist es denn wirklich bedeutungslos, daß wir ausgerechnet zu einem Zeitpunkt hier sind, an dem Bardioc am Ende seiner Existenz angelangt ist? Und wann beginnen Sie endlich damit, Josc, uns alle als Gemeinschaftswesen zu verstehen, das für sich eine Superintelligenz mit einem völlig legalen Machtanspruch darstellt?"
Joscan Hellmut preßte die Lippen zusammen. Er war unsicher geworden und wußte nicht, was er darauf erwidern sollte. Gavro Yaal legte es jedoch nicht auf eine Diskussion mit ihm an. Er ging an ihm vorbei und gesellte sich zu dem Team der Wissenschaftler, das Dr.
Peysel zusammengestellt hatte. Er war der einzige Solgeborene unter ihnen.
Während er mit Dr. Peysel sprach, stellte er fest, daß Fellmer Lloyd sich in der Nähe aufhielt. Er war sich darüber klar, daß der Telepath jeden seiner Gedanken überwachte. Es störte ihn nicht.
Sie sind ein wesentlicher Teil des Gemeinschaftswesens, der Superintelligenz, Fellmer, signalisierte er voller Überzeugung. Warum zögern Sie, an sich selbst zu glauben? Warum diese falsche Bescheidenheit? Sie sind doch wer. Ohne Sie wären wir weitaus weniger wert.
Wann verwirklichen Sie sich endlich selbst?
Er blickte zu Lloyd hinüber, doch dieser ließ nicht erkennen, ob er diese Gedanken aufgefangen hatte.
Gavro Yaal lächelte. Daß Fellmer Lloyd sich gleichgültig gab, befriedigte ihn mehr, als wenn er wütend reagiert hätte. Seine Gelassenheit überzeugte ihn nicht. Sie erschien ihm vorgetäuscht. Daher glaubte Gavro Yaal, Fellmer Lloyd zum Nachdenken angeregt zu haben Dr. Peysel berichtete ihm, welche wissenschaftlichen Untersuchungen sie bisher angestellt hatten und welche Ergebnisse sie dabei erzielt hatten. Augenblicklich vergaß Gavro Yaal alle Gedanken an die Mächtigkeitsballung, die zur Zeit von niemandem beherrscht wurde.
Er konzentrierte sich ganz auf die Arbeit.
Von Spannungen zwischen ihm und dem Terraner war in diesen Minuten nichts zu spüren. Dr. Peysel unterwarf sich ganz der wissenschaftlichen Disziplin, und Gavro Yaal war mit Leib und Seele Forscher. Über sechs Stunden lang untersuchte er die Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen, die auf und in dem ausgeschnittenen Bodenstück lebten, ohne dabei neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dann zog er sich mit den Unterlagen, die Dr. Peysel ihm gegeben hatte, und den gewonnenen Untersuchungsergebnissen in sein Laboratorium zurück. Überrascht stellte er fest, daß ihn Jon Haix erwartete. Der Biologe hatte einen Teil
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