0867 - Bardioc und die Kaiserin
Superintelligenzen die Flötentöne beigebracht haben. Die Kaiserin von Therm und BARDIOC wären ohne uns nicht ausgekommen. Sie hätten sich gegenseitig zerfleischt und wahrscheinlich völlig vernichtet."
„Das sind Hypothesen."
„Die auf einem betonharten Fundament stehen. Das kann niemand leugnen." Er sprach lauter und akzentuierter als vorher, ohne zu merken, daß die Gespräche an den benachbarten Tischen verstummten. Die Männer und Frauen in der Messe wandten sich ihm zu. „Bardioc befindet sich in akuter Lebensgefahr. Die Superintelligenz ist nicht in der Lage, sich selbst zu helfen. Sie kann uns nicht einmal ein paar einfache Auskünfte geben, obwohl sie das biologische Geschehen im Überlebenssystem aus nächster Nähe beobachtet.
Sie braucht unsere Hilfe. Und das in einer Situation, in der es für Bardioc um die äußerste Konsequenz geht. Wenn wir nicht helfen, geht er ein wie eine primitive Pflanze, die zuwenig Wasser bekommen hat."
Jon Haix suchte vergeblich nach einer Möglichkeit, den Redefluß Gavro Yaals zu stoppen.
An einigen weiter entfernten Tischen erhoben sich mehrere Männer und Frauen und kamen näher, um Yaal besser verstehen zu können. Sie waren alle noch jung.
Keiner von ihnen war älter als vierzig Jahre. Sie alle waren auf der SOL geboren und groß geworden. „Aber nicht nur das", fuhr Gavro Yaal leidenschaftlich fort. „Führen wir uns doch einmal die Situation vor Augen, in der wir uns befinden. An Bord fliegt Bardioc mit. Ja warum denn eigentlich? Haben Sie vergessen, daß Bardioc vor seiner vierten Inkarnation, vor BULLOC, flieht? Was wird Bardioc denn machen, wenn wir ihn beispielsweise in eine Space-Jet packen und zum Teufel jagen? Antworten Sie, Jon Haix, wenn Sie es wissen!"
„Er wird sterben. Das wissen Sie so gut wie ich."
„Bardioc wird sterben", bestätigte Yaal triumphierend. „Entweder an seiner eigenen Unfähigkeit oder an BULLOC. Muß ich an die vielen Abenteuer erinnern, die im Zusammenhang mit den sogenannten Superintelligenzen standen? Muß ich im einzelnen schildern, was diese Superintelligenzen geleistet haben?"
„Übertreiben Sie nicht", bat Jon Haix hilflos. Gavro Yaal war wie ausgewandelt und kaum noch wiederzuerkennen. Der sonst so unauffällig und fast fad wirkende Mann besaß plötzlich eine ungewöhnliche Ausstrahlung. Seine Worte schlugen die Zuhörer in den Bann.
Er beherrschte den Raum bis in den letzten Winkel hinein, und niemand fand sich, der ihm auch nur ein einziges Gegenargument geboten hätte. „Ich übertreibe nicht", stellte der Kosmobiologe fest. „Es ist eine Tatsache, daß wir uns von den Superintelligenzen haben bluffen lassen. Es steckt weitaus weniger dahinter, als wir angenommen haben. Und das ist es, was ich meine. Wenn sich hinter BARDIOC und der Kaiserin von Therm nicht mehr verbirgt, als wir bisher wahrgenommen haben, dann, mein Lieber, dann wird es Zeit, daß wir endlich ebenfalls zum Überwesen befördert werden. Nicht Sie oder ich allein. Nein, Haix, wir alle als ein Gemeinschaftswesen. Wir, die SOL, SENECA und die SOL-Besatzung als die neue Superintelligenz."
Die Solgeborenen spendeten Yaal frenetischen Beifall. Sie klatschten in die Hände und trampelten mit den Füßen, so daß die Messe dröhnte. Der Kosmobiologe blickte sich kurz um und setzte seine Mahlzeit danach fort, als sei nichts gewesen. „Wir sind keine Superintelligenz", widersprach Jon Haix. „Wirklich nicht?" fragte Gavro Yaal. „Sind Sie sich dessen tatsächlich so sicher? Dann gehen Sie doch einmal in sich. Dann überlegen Sie doch einmal in aller Ruhe und Unvoreingenommenheit, was WIR geleistet haben. Sie werden zu dem Schluß kommen, daß ich recht habe. WIR sind die neue Superintelligenz. WIR sind die ERBEN!"
Gavro Yaal betrat die Lagerhalle, in der Bardioc lebte. Er kam in Begleitung von acht Frauen und zwölf Männern, mit denen er lebhaft diskutierte. Die Sicherheitskräfte stellten sich ihnen entgegen und hinderten sie daran, weiter in die Halle vorzudringen.
Augenblicklich erhob sich wütender Protest, doch die Wachen ließen nur Gavro Yaal durch.
Joscan Hellmut, der zusammen mit einigen Wissenschaftlern in der Nähe Bardiocs stand, eilte hinzu. „Seien Sie vernünftig, Gavro", bat er. „Sehen Sie ein, daß wir nur Sie, nicht aber Ihre Freunde zu Bardioc lassen dürfen."
Gavro Yaal blickte sich in der Halle um, als habe er die Worte Hellmuts nicht gehört. Dann nickte er. „Also gut", sagte er einlenkend. „Sie wollen keine
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