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0867 - Emily

0867 - Emily

Titel: 0867 - Emily Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vampirwelt, die Dracula II aufgebaut hatte und die für ihn zu einem Feindbild geworden war.
    Das war vergangen. Er mußte sich auf die Gegenwart konzentrieren und damit auf ein Telefon.
    Noch in das Handtuch eingewickelt ging er in sein kleines Arbeitszimmer. Erst da schaute er auf die Uhr, um festzustellen, daß es für einen Anruf eigentlich noch zu früh war. Er würde John Sinclair nicht in seinem Büro antreffen.
    Bracht versuchte es bei ihm privat.
    Auch dort hob niemand ab.
    Denselben Mißerfolg erzielte er in der Wohnung nebenan, bei Suko und dessen Partnerin.
    Was tun?
    Bracht zog sich an: die helle Hose, das rotschwarz gestreifte T-Shirt. Er kochte Kaffee und wärmte in der Mikrowelle einige tiefgefrorene Croissants auf. Die aß er lustlos und trocken, dazu trank er bitteren Kaffee und hing seinen Gedanken nach, die keinesfalls positiv waren und sich mit einer düsteren nahen Zukunft beschäftigten.
    Nachdem er auch das letzte Hörnchen vertilgt und seine Lippen abgewischt hatte, stellte er das benutzte Geschirr in die kleine Küche, in der die Luft ebenfalls dumpf brütete, trank noch einen Schluck Saft und ärgerte sich darüber, daß er schon wieder schwitzte.
    War jetzt Zeit für den Anruf?
    Bracht schaute auf die Uhr. Ja, er konnte es riskieren. Das Büro mußte besetzt sein.
    Und es war besetzt, denn eine gewisse Glenda Perkins meldete sich, eine Person, die Bracht kannte.
    »Das ist aber eine Überraschung, Mr. Bracht. Damit habe ich am frühen Morgen wirklich nicht gerechnet.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Was darf ich denn für Sie tun?«
    »Nun ja, es ist etwas kompliziert. Im Prinzip aber ganz einfach!« Barry F. redete manchmal etwas umständlich. »Mir geht es eigentlich darum, John Sinclair zu sprechen.«
    »Das tut mir leid.«
    Barry umfaßte den Hörer härter. Er hätte es sich denken können, daß John Sinclair nicht im Hause war, und er schickte das leise Stöhnen der Enttäuschung durch die Leitung an Glendas Ohr.
    »Da kann man nichts machen.« Sie räusperte sich. »Ist es denn dringend?«
    »Im Prinzip schon.«
    »Kann ich ihm etwas bestellen?«
    Bracht horchte auf. »Dann wissen Sie, wo Sie John erreichen können, Miß Perkins.«
    »Möglicherweise. Er ist nicht im Land. Er ist…«
    »In Frankreich?« warf Bracht als Frage ein.
    »Donnerwetter, Mr. Bracht. Haben Sie das geraten?« fragte Glenda.
    »Nein, nicht direkt.«
    »Aber es stimmt.«
    »Wo hält er sich denn auf?« Barry war noch immer überrascht. »Etwa in der Nähe von Paris?«
    »Sogar in der Stadt.«
    »Das ist interessant. Könnte ich ihn dort erreichen?«
    »Ich gebe Ihnen die Nummer des Hotels, in dem die drei wohnen.«
    »Shao und Suko sind auch mit von der Partie?«
    »Richtig.«
    Barry F. Bracht lächelte versonnen und auch irgendwo bestätigend. »Das ist natürlich nicht schlecht, finde ich.«
    »Warum?«
    »Es ist schwer, dies zu erklären. Wenn ich jetzt bitte die Nummer des Hotels haben könnte.«
    »Gern, sofort.« Glenda gab sie ihm durch, und Bracht notierte sie auf einem Zettel.
    Er bedankte sich noch einmal. Bevor Glenda nach dem Grund seines Anrufs fragen konnte, hatte er schon aufgelegt. Tief atmete er durch. Wieder stand der Schweiß auf seiner Stirn. Diesmal lag es nicht nur an der Hitze, er spürte auch seine innere Aufgeregtheit, denn die heiße Spur, im Traum beginnend, hatte er als Barry F. Bracht aufnehmen können. Er hätte den Stein ins Wasser geworfen und mußte nun zusehen, daß er auch die Wellen einfing.
    Er rief im Interconti an.
    Es war besetzt.
    Auch in den nächsten Minuten schaffte er die Verbindung nicht. Als er schließlich durchkam, verband man ihn weiter, aber in Sinclairs Zimmer hob niemand ab.
    Bracht war sauer.
    Ausgerechnet jetzt, wo es darauf ankam, waren weder John noch Suko zu erreichen. Einige Male holte er Luft. Er zwang sich zur Ruhe, obgleich seine innere Unruhe überwog. Die Lippen hielt er fest zusammengepreßt, er räusperte sich die Kehle frei, durchmaß seine Wohnung mit langen Schritten und telefonierte schließlich mit dem Verlag, in dem er arbeitete, um zu erklären, daß er an diesem Tag später kommen würde.
    Dann versuchte er es noch einmal in Paris.
    Im Zimmer war John Sinclair nicht. »Ist er denn überhaupt noch in Ihrem Hotel?« fragte Bracht.
    »Ich werde nachschauen lassen.«
    »Das ist nett.«
    Warten. Nervosität. Schweiß auf der Haut. Das Trommeln der Fingerspitzen auf der Unterlage. Er spürte Hitze und Kälte nicht. Durch seine Adern kroch

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