Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0867 - Emily

0867 - Emily

Titel: 0867 - Emily Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»War dein Geist es auch? Hast du irgendwelche Empfindungen gehabt? Ist etwas Fremdes durch deinen Kopf gedrungen? Hat dieses Fremde dich zu sich gerissen? Löste sich dein Geist vom Körper?«
    »Nein, so war es nicht.«
    »Das kannst du behaupten?«
    »Ja, weil ich… weil ich… Suko, ich habe an nichts mehr gedacht. Ich war leer. Ich konnte mich weder körperlich noch geistig bewegen, das mußt du dir mal vorstellen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, würde ich sagen, daß ich gar nicht mehr vorhanden gewesen bin. Aufgelöst, atomisiert, was auch immer.«
    Suko stimmte ihr durch das Nicken zu. Er schaute nach vorn, wo der Boden ein Muster aus Licht und Schatten zeigte, denn die Sonnenstrahlen waren durch die Lücken in den Baumkronen gedrungen und hatten für diesen Fleckenteppich gesorgt. »Aber jetzt bist du wieder voll da, bist okay, oder spürst du noch etwas?«
    »Nein.«
    »Das ist gut.«
    Shao löste ihre Hand von Sukos Händen und stand auf. »Es ist nicht gut«, widersprach sie.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich nicht weiß, wie es geschehen ist. Versteh mich nicht falsch, Suko, ich verspüre auch keine Nachwirkungen, was mir komischerweise Sorge bereitet. Du weißt, daß ich ein Mensch bin, der gern hinter die Kulissen schaut und immer wissen will, was dort abläuft. Aber das ist nicht mehr da. Ich bin geblockt. Mir ist, als hätte man mir die Erinnerung genommen oder das Wichtigste aus dem Gehirn herausgeschnitten.«
    »Es hängt mit Emily zusammen.«
    »Entschuldige, Suko, aber das weiß ich selbst. Nur drängt sich eine Frage auf. Warum hat es gerade mich erwischt und nicht dich oder John? Warum mußte ich daran glauben?«
    »Wenn ich das wüßte, ging es mir besser. Oder uns besser.«
    »Demnach könnte es mit mir zusammenhängen.«
    »Auch.«
    »Was heißt auch?«
    »Denk an Barry F. Bracht. Zwar ist er noch eine unbekannte Größe, aber ich kann mir vorstellen, daß ihm etwas ähnliches geschehen ist wie dir. Es ist nur ein Verdacht.«
    »Klar, mehr kann man auch nicht haben. Die Beweise fehlen uns. Ach ja, Beweise. Was ist mir John? Wo steckt er?«
    »Er wollte Emily besuchen.«
    »Und?«
    Auch Suko stand auf. »Ich kann dir nichts weiter sagen, er ist noch nicht zurück.«
    »Dann sollten wir auch ins Haus gehen.« Sie schaute zum Himmel. »Das Gefühl sagt mir, daß sich der Tag allmählich vom Abend vertreten läßt. Die Luft wird noch dicker. Allmählich bin ich die Schwüle leid.«
    »Wir können es nicht ändern. Viele Europäer haben sich einen Supersommer gewünscht. Jetzt müssen sie damit auch leben.«
    »Am Strand schon, aber nicht in der Großstadt.« Shao drehte sich und lächelte Suko an. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, mir geht es ausgezeichnet. Mit dir an der Seite bin ich sicher, es zu schaffen. Alles klar?«
    »Wir werden gewinnen.«
    Shao gab keine Antwort. Zusammen mit Suko verließ sie den Schatten unter der Baumkrone. Gesunken war die Sonne nicht, nur gewandert, und sie legte ihre Strahlen schräg über den Garten, so daß die Schatten schon sehr lang geworden waren.
    Die Luft lag über dem Boden wie ein feuchter, dünner Film. Sie entdeckten, daß es eine Stelle gab, wo sich dieser durchlässige Film schon verdichtet hatte und aussah wie eine Nebelwolke. Es lag an dem kleinen Teich, dessen Oberfläche ihnen dunkel entgegenschimmerte. Um das Haus zu erreichen, mußten sie ihn passieren, und sie schauten gemeinsam nach rechts, aber in der Nähe des kleinen Gewässers regte sich nichts, abgesehen von tanzenden Mückenschwärmen.
    Shao, die bisher normal gegangen war, sorgte durch eine plötzliche Langsamkeit ihrer Schritte bei Suko für eine Verunsicherung. Er blieb stehen und drehte sich nach ihr um.
    »Was hast du?«
    Shao gab keine Antwort. Statt dessen blickte sie sich um. »Ich kann es dir auch nicht sagen. Irgendwo fühlte ich mich stark verunsichert.«
    »Wie macht es sich bemerkbar?«
    Sie füllte ihre Lunge mit einem tiefen Atemzug. »Ich habe allmählich den Eindruck, daß sich in unserer Nähe etwas zusammenbraut. Daß gleich was passieren wird.«
    »Was könnte das sein?«
    »Das ist eben die Frage. Ich habe keine Ahnung, komme damit nicht zurecht. Es ist hier, aber ich weiß nicht, wo ich es suchen soll. Tut mir leid.«
    »Emily…?«
    »Das wird es wohl sein. Aber frage mich nicht nach irgendeiner Richtung, Suko. Ich empfinde auch keine Ströme aus einer bestimmten Richtung. Es ist einfach etwas da.«
    »Ihr Geist…«
    »So ähnlich.«
    »Aber sie selbst

Weitere Kostenlose Bücher