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0869 - Die Tage des Ungeheuers

Titel: 0869 - Die Tage des Ungeheuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sonnenlampen heller und boten weite Sicht. Die Grünanlage wirkte leer und verlassen.
    Die Wasserfläche eines kleinen Teichs wirkte wie eine spiegelnde Glasplatte. Der Verdächtige hatte in dem feuchten Gras eine deutliche Spur hinterlassen. Die Häscher folgten ihr mit verbissenem Eifer.
    Kurz vor dem jenseitigen Rand der Anlage zog sich eine übermannshohe Hecke parallel der Parkgrenze entlang.
    Ungestüm brachen die Männer und Frauen durch das Gestrüpp. Der Schwung trug sie noch ein paar Dutzend Meter weiter. Dann merkten sie, daß die Spur verschwunden war.
    „Der Kerl muß seitwärts ausgebrochen sein!" rief der Anführer. „Teilt euch! Die eine Hälfte geht nach rechts, die andere links. Meldet euch, wenn ihr etwas findet!"
    Verwirrung entstand. Niemand wußte, ob er zur rechten oder zur linken Hälfte gehörte. Schritte raschelten im Gras.
    Mit halblauten Zurufen verständigten sich die Leute untereinander.
    In die Verwirrung hinein ertönte eine dunkle und nichtsdestoweniger durchdringende Stimme: „Sucht nicht weiter! Ich bin hier!"
    Die Leute fuhren herum. Vor der Hecke, die sie soeben durchbrochen hatten, stand eine junge Frau. Sie war von mittlerer Größe. Sie hatte tiefschwarzes Haar, das zu einem schweren Knoten geflochten war. Sie war von so unbeschreiblicher und zugleich fremdartiger Anmut, daß den Männern in der Schar der Verfolger, obwohl sie vor kurzem zur Lehre der Reinen Vernunft bekehrt worden waren, das Herz stockte.
    Indes - der Augenblick der Verwirrung verging.
    „Greift sie!" schrie der Anführer.
    Da hob die Fremde beide Arme. Eine Handvoll Frauen und Männer hatten sich schon angeschickt, dem Befehl des Anführers zu gehorchen. Aber es bedurfte nur der Armbewegung der Fremden, um sie mitten im Lauf zum Halten zu bringen.
    „Ich bedaure euch", sagte die Fremde mit vollklingender Stimme. Ihr Terranisch war mit einem schweren Akzent behaftet. „Man hat euch mißhandelt. Man hat versucht, euch in andere Wesen zu verwandeln. Man hat mit euch experimentiert, als wäret ihr Tiere!"
    „Ich sage euch: Greift sie!" schrie der Anführer von neuem.
    Da löste sich die Fremde aus dem Gestrüpp der Hecke und schritt auf den Anführer zu. Die Leute wichen vor ihr zur Seite - ohne den Blick von ihr zu wenden. Es war, als ginge eine geheimnisvolle Macht von ihr aus, der selbst die Lehre der Reinen Vernunft sich beugen mußte.
    Der Anführer, als er sah, daß die Frau sich unmittelbar auf ihn zubewegte, 'wollte sich verkriechen. Er wandte sich um, um davonzulaufen. Aber der Kreis von Leuten ringsum war so dicht, daß er keinen Durchschlupf fand. Die Stimme der Fremden bannte ihn an Ort und Stelle.
    „Dich haben sie als Befehlsgeber gewählt, weil aus deinem Bewußtsein die Menschlichkeit fast ganz gewichen ist.
    Aber fürchte dich, nicht. Ich will dir zurückgeben, was du verloren hast!"
    Dem Anführer blieb nichts anderes übrig: Er mußte die Frau anblik-ken. Ihre dunklen Augen zwangen ihn in ihren Bann. Er wußte nicht, wie ihm geschah. Sein Bewußtsein wurde umgestülpt. Die Gedanken wurden verdreht und verwandelten sich in ihr Gegenteil. Schließlich hielt er es nicht mehr aus.
    „Flieht!" schrie er in höchster Angst. „Sie hat den Teufel! Laßt euch von ihr nicht anschauen! Flieht! Lauft!
    Verschwindet!"
    Panik ergriff die Leute. Sie stoben davon. Ihre Furcht ergriff auch die anderen beiden Abteilungen, die soeben den Park von rechts und links umrundet hatten und herbeigekommen waren, um die Umzingelung zu vollenden. Die Flüchtenden rissen sie mit. Noch minutenlang war die Umgebung der verlassenen Grünanlage von wirren Angstschreien erfüllt.
    Demeter lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln. Sie wußte nicht, woher ihr die Macht kam, die sie soeben angewendet hatte. Sie war auf dem Weg zur Oberfläche des riesigen Raumfahrzeugs. Sie wollte sich nicht aufhalten lassen.
    Sie war erfolgreich gewesen. Sie schob die trüben Gedanken beiseite und setzte ihren Weg fort.
    Sie wußte nicht, daß sie den Bann der Aphilie gebrochen hatte. Aphilie - das war ihr ein unbekannter Begriff. Sie wußte auch nicht, daß an dieser scheinbar belanglosen Begegnung in einer der Grünanlagen des Hauptabschnitts QJentho Kanthalls Strategie zerbrach.
    Denn anhand des Vorfalls im Abschnitt Qbegriff Dargist, daß das Licht des Feldes es nicht ehrlich mit ihm meinte.
    „Wir haben knapp zweitausend Leute beisammen", erklärte Walik Kauk. Er sprach mit der Hast eines Mannes, der wußte, daß es um jede

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