0869 - Die Tage des Ungeheuers
Folgen haben würde.
7.
Jentho Kanthall verfolgte seinen Plan mit der Unbeirrbarkeit des reinen Vernunftwesens, in das er sich zurückverwandelt hatte. Die Forderungen der Aphilie, verankert in dem halborganischen Bewußtsein des Wesens namens Dargist, mußten erfüllt werden. Die Rekonditionie-rung der Besatzung machte Fortschritte. In den Hauptabschnitten Pbis Sgab es kaum noch Nicht-Aphi-liker. In seiner unmittelbaren Umgebung hatte Kanthall ganze Arbeit geleistet: Die gesamte Mannschaft des Zentralsegments war zur Lehre der Reinen Vernunft bekehrt worden.
Allerdings war der Erfolg nicht hundertprozentig. Gewisse Elemente, wie Kanthall sie im Gespräch mit seinen Untergebenen nannte, hatten sich seinem Zugriff entziehen können. Zu diesen Elementen gehörten Payne Hamiller und sein Stab und die fremde Frau namens Dunja Varenczy. Jentho Kanthall schien dies jedoch nicht als eine ernsthafte Beeinträchtigung seines Erfolgs zu empfinden. Wenigstens unternahm er vorerst keinerlei Anstalten, die heimlich Entwichenen wieder einzu-fangen.
Täglich einmal erstatte das „Licht des Feldes" Dargist Bericht. Kanthall hatte keine Ahnung, wo das Ungeheuer sich aufhielt. Aber jedesmal, wenn er sich des Rufkodes bediente, den Augustus ihm übermittelt hatte, bekam er sofort Verbindung. Dargist äußerte sich über den Fortschritt des Rekonditionierungsprozesses im allgemeinen zufrieden. Er verfügte nur über einen primitiven Wortschatz, so daß es manchmal schwerfiel, zu erkennen, was seine wahre Reaktion war. Seine Forderung lautete nach wie vor, daß das Feld „so rasch wie möglich" in den Besitz der Reinen Vernunft zurückgeführt werden müsse. Aber einen bestimmten Zeitpunkt hatte er dabei anscheinend nicht im Auge.
Darüber hinaus war weiterhin unklar, was geschehen würde, wenn die Rekonditionierung der Besatzung abgeschlossen war.
„Die Herren werden kommen", hatte Dargist auf eine solcher Fragen erwidert.
Wer aber die Herren waren und woher sie kommen sollten, das schien er selbst nicht zu wissen.
So strebte Jentho Kanthall, das Licht des Feldes, auf ein Ziel zu, von dem er nicht wußte, ob es mit Dar-gists Ziel identisch war. Die Entwicklung verlief ruhig und planmäßig bis zum Nachmittag des 9. Mai, als plötzlich eine unerwartete Wendungeintrat.
Diesmal war es Dargist, der sich mit Kanthall in Verbindung setzte.
„Die Rekonditionierung ist nicht genug!" dröhnte Dargists Stimme anklagend aus dem Empfänger.
„Ich verstehe dich nicht", antwortete Jentho Kanthall. „Du mußt Einzelheiten nennen!"
„Die Brigade der Reinen Arbeit hat sich soeben aufgelöst. Die Leute fliehen nach allen Richtungen!"
„Das ist undenkbar...!" stieß Jentho Kanthall hervor.
Die Brigade der Reinen Arbeit bestand aus den Männern und Frauen, die als erste von den Mannschaften der Hauptabschnitte Pbis Sin Lazaretten rekonditioniert worden waren. Die Behandlung hatte, wie bei Jentho Kanthall selbst, einen halben Tag gedauert. Danach waren insgesamt achthundert Leute als „zuverlässig rekonditionierte Anhänger der Lehre von der Reinen Vernunft" entlassen und vom Licht des Feldes persönlich in ihren neuen Aufgabenbereich eingeweiht worden.
Seitdem durchstreifte die Brigade der Reinen Arbeit, in Gruppen zu jeweils fünfzig, die Grenzbereiche der Hauptabschnitte Pbis S. Ihre Aufgabe war es, solche Leute einzusammeln, die sich der Rekonditionierung durch Flucht entzogen hatten. Jeder, der im Zustand der Unreinheit, also als Nicht-Aphiliker angetroffen Die Tage des Ungeheuers 31 wurde, war einzubringen und sofort in ein Lazarett zur Behandlung einzuliefern.
Die Brigade versah ihre Arbeit mit Eifer. Verschiedentlich im Lauf des 9. Mai stieß sie auf verdächtige Subjekte, die sie gnadenlos verfolgte, bis sie ihrer habhaft wurde.
Am frühen Morgen des 10. Mai sichteten zwei Gruppen gleichzeitig eine menschliche Gestalt, die sich im matten Schein der eben erst wieder kräftiger werdenden Beleuchtung entlang einer Grünfläche am Rand des Hauptabschnitts Qbewegte. Die Anführer beider Gruppen verständigten sich per Minikom miteinander. Der Verdächtige schien die Anwesenheit der Häscher bemerkt zu haben und bemühte sich, quer durch die mit Büschen und Bäumen bestandene Anlage zu entkommen. Die beiden Gruppen vereinbarten, mit einem Teil ihrer Mannschaft den Park von rechts und links zu umfassen und mit dem Rest der Leute den verdächtigen Flüchtling unmittelbar zu verfolgen.
Mittlerweile wurden die
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