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0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schaffen. Weiter, höher - er mußte es schaffen, dieser verdammte Deckel mußte von ihm einfach in die Höhe gestemmt werden.
    Little sorgte durch die Verlagerung der Kraft dafür, daß der Deckel zur Seite rutschte. Er wollte endlich den Kippunkt haben. Der Deckel mußte weg.
    Er fiel!
    Jim Little lag so starr da wie eine Leiche. Aber er lebte, und er lauschte dem entsprechenden Geräusch, als der Deckel aufprallte. Dies mit einem dumpfen und gleichzeitig schabenden Laut.
    Geschafft!
    Über ihm befand sich kein Hindernis mehr. Der Weg aus dem Sarg war endgültig frei.
    Little richtete sich so heftig auf, daß ihm schwindlig wurde. Für einen Moment drehte sich alles vor ihm. Es war nicht viel, was sich drehen konnte, eine tiefe, blauschwarze Finsternis, die sich in mehrere Kreisel auflöste.
    Etwas ungelenk fuhren seine Handflächen über die Ränder des Unterteils hinweg, bis er die Ränder mit einem harten Griff umschloß.
    So war es gut!
    Dann stand er auf.
    Wieder wunderte sich Jim Little, wie leicht ihm das fiel. Als hätte ihn eine Kraft zurück in das Leben geführt und ihm dabei noch mehr Kraft mit auf den Weg gegeben.
    Es war einfach wunderbar. Er jubelte innerlich auf, sein Gesicht war zu einem kantigen Grinsen verzerrt, als er sein rechtes Bein zuerst über den Rand schwang. Der Fuß fand Kontakt zu dem rauhen Boden, und dieser erste Halt gab ihm die nötige Sicherheit.
    Little fühlte sich besser.
    Noch besser erging es ihm, als er es geschafft hatte, die Totenkiste zu verlassen. Zwar schwankte er, das aber machte ihm nichts aus. Er stellte sich breitbeinig hin, er wollte sich erholen, er mußte endlich wieder er selbst werden.
    Er lebte.
    Little hörte sich atmen.
    Er saugte eine Luft ein, die diesen Namen nicht verdiente. Sie war einfach da, sie schmeckte alt und muffig, sie entstammte einer alten Gruft oder einem uralten Gemäuer.
    Ihm jedoch kam sie köstlich vor.
    Dann ging er einige Schritte. Den ersten, den zweiten, auch den dritten, und Little wunderte sich darüber, wie glatt und sicher seine Bewegungen waren.
    Er ging durch das Dunkel. Es war für ihn ein zweites Gefängnis, nur konnte er sich darin bewegen, und er versuchte auch, nachzudenken. Allmählich formierten sich seine Gedanken; die Erinnerung kehrte zurück. Er dachte daran, daß er in einem Verlies oder Gefängnis umherging, darin eingesperrt war.
    Das machte ihm keine Angst.
    Wer in einem Sarg und in dieser drangvollen Enge gelegen hatte, der brauchte sich davor nicht zu fürchten. Es ging alles glatt, es würde alles besser werden, es war schon besser geworden.
    Seine Gedanken brachen ab, als er eine Wand ertastete. Das also war das erste Hindernis. Er ging daran entlang, er tastete sich vor wie ein Blinder, er suchte den Weg. Vielleicht war es ja möglich, einen Ausgang zu finden.
    Er hatte ihn!
    Es war eine Tür, doch sie war verschlossen.
    Plötzlich wurde er nervös. Sogar Hektik überkam ihn. Er tastete mit seinen Händen an der Tür entlang, er suchte nach der Klinke oder nach einem anderen Mechanismus, um sie zu öffnen, aber er war nicht in der Lage, etwas zu finden.
    Ein klagender Laut der Verzweiflung löste sich aus seinem Mund. Die Gedanken überdrehten sich.
    Sollte alles vorbei sein? Sollte er es nicht schaffen?
    Die Verzweiflung sorgte bei ihm für einen weiteren Versuch. Ohne es eigentlich richtig zu wollen, drückte er mit der rechten Schulter gegen das Hindernis.
    Er hatte Glück.
    Zuerst vernahm er das Knarren. Ein unheimlich klingender Laut, der ihm da entgegenschallte. Er kam ihm so schrecklich anders vor, Little wußte auch nicht wie, aber die Tür ließ sich weiter aufdrücken.
    Freiheit!
    Dieser Gedanke schrillte jubelnd durch seinen Kopf. Er war frei, er kam weg, er würde es schaffen, und er stolperte über die Schwelle nach draußen.
    Wieder traf ihn die Dunkelheit.
    Diesmal nicht so dicht. Sie war mehr grau, so daß er Konturen unterscheiden konnte. Vor ihm befand sich ein Gegenstand, der leicht anstieg, als wollte er sich gegen die Decke drücken.
    Zuerst wußte Little nicht, was es bedeuten sollte, bis ihm klar wurde, daß es sich dabei nur um eine Treppe handeln konnte. Die Treppe in die Freiheit vielleicht, weg aus diesem verfluchten Gefängnis, raus aus der Enge.
    Noch immer von der grauen Dunkelheit umgeben, taumelte er auf die Treppe zu. Er nahm die ersten beiden Stufen, ohne zu stolpern, bei der dritten fiel er dann hin, raffte sich wieder auf, und so lief er die Treppe bis zu ihrem Ende

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