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087 - Das Daemonenauge

087 - Das Daemonenauge

Titel: 087 - Das Daemonenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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Schritt war eine Qual. Er sehnte sich nach einem Bad, einem ausgiebigen Essen und einem weichen Bett. Aber all das würde ihn kaum erwarten.
    Ein schmaler Weg schlängelte sich zwischen Felsbrocken hindurch.
    Dorian blickte auf die Uhr. Es war nach vier Uhr morgens.
    Vali blieb stehen.
    „Wir sind da“, sagte sie.
    Hunter folgte ihrem Blick. In einer Talsenke standen fünf einfache Hütten, die relativ weit auseinander lagen. Kein Mensch war zu sehen. Die Reste eines Feuers verglimmten. Ein dünner Rauchfaden stieg in den wolkenlosen Himmel.
    „Sieht ja nicht sehr einladend aus“, nörgelte Parker.
    Zehn Minuten später blieben sie vor dem ersten Haus stehen. Ein fremdartiger, durchdringender Geruch hing in der Luft. Zögernd gingen sie weiter. Vor den glosenden Holzscheiten blieben sie erneut stehen. Dorian unterdrückte den Wunsch, einfach Hallo zu rufen.
    Parker blickte sich mißtrauisch um. Er hatte das Gefühl, von Dutzenden von Augen beobachtet zu werden.
    Plötzlich wurden die Türen von vier Häusern geöffnet, und zwanzig junge Neger traten ins Freie. Ihre Oberkörper waren nackt und glänzten ölig. In den Händen hielten sie große Macheten. Geduckt kamen sie näher.
    Gegen diese Übermacht haben wir keine Chance, schoß es Hunter durchs Hirn.
    „Ich sehe für unsere Köpfe üble Zeiten nahen“, murmelte Parker in einem Anflug von Galgenhumor.
    Die Neger blieben einige Schritte vor ihnen stehen. Die Gesichter der Neger waren ausdruckslos. Aus der fünften Hütte klang gedämpftes Trommeln. Die Tür wurde von unsichtbaren Mächten geöffnet.
    Die Neger setzten sich langsam in Bewegung. Dorian und seinen Gefährten blieb keine andere Wahl: Sie mußten mitgehen. Langsam schritten sie auf die Hütte zu. Die Neger rückten immer näher.
    Vali betrat als erste die Hütte. Dorian und Jeff folgten ihr. Kaum waren sie eingetreten, da schloß sich die Tür wieder. Ein betäubender Duft hüllte sie ein. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Dämmerlicht.
    Die Hütte schien nur aus einem fensterlosen Raum zu bestehen. Die Wände waren mit kunstvoll geknüpften Teppichen geschmückt. In der Mitte stand ein runder niedriger Tisch, um den Sitzkissen aufgeschichtet waren. Auf dem Tisch standen ein fünfarmiger silberner Kerzenleuchter. Die Kerzen waren armdick und rot.
    Aus den Schatten löste sich plötzlich eine Gestalt, die langsam näher kam. Das Licht der flackernden Kerzen fiel auf das Gesicht der Gestalt.
    Dorian hatte schon viele alte Frauen gesehen, aber so ein Gesicht hatte er noch nie erblickt. Hunderte von Falten überzogen das Gesicht, das die Farbe brüchig gewordenen Pergaments hatte. Das schlohweiße Haar war zottelig und fiel wie ein Schleier über die schmalen Schultern. Dominierend in diesem abstoßenden Gesicht waren die großen Augen, die wie schwarze Edelsteine funkelten und voller Leben waren. Der Körper der Alten wurde von einem scharlachroten Umhang bedeckt, der reichlich mit Zaubersymbolen bestickt war.
    Die Hexe blickte zuerst Dorian an. Er glaubte, von ihren dunklen Augen aufgesogen zu werden. Sie starrte ihn einige Sekunden an, dann wandte sie sich Parker zu, schloß die Augen und trat einen Schritt zur Seite, bis sie Vali gegenüberstand. Jetzt erst merkte Dorian, wie klein die Hexe war. Ihre faltigen Hände glitten aus dem Umhang und hoben sich langsam.
    „Du bist doch gekommen, Valiora“, sagte sie auf kreolisch. Ihre Stimme klang rauh wie das Krächzen eines Papageis.
    „Ja, Mamaloi Jorubina“, sagte Vali.
    „Es ist lange her“, sagte die Alte. „Zu lange. Mein Gedächtnis ist schwach geworden. Und ich bin müde. Zu müde.“
    „Erinnerst du dich nicht mehr?“ fragte Vali drängend.
    „Woran, mein Kind?“
    „An das Pfand, das ich dir zur Aufbewahrung gab.“ „Ach ja“, sagte die Mamaloi. „Daran erinnere ich mich. Du willst es wiederhaben?“
    Vali nickte. „Ja, deshalb bin ich hier.“
    „Du kommst zu spät, Valiora. Ich habe das Pfand nicht mehr.“
    „Aber das ist nicht möglich! Ich weiß, daß …“
    Die Alte schüttelte den Kopf.
    „Es wurde mir gestohlen“, sagte sie. „Gestern.“
    Die Mamaloi bückte sich. Ihr Kopf verschwand unter dem Tisch. Sekunden später richtete sie sich wieder auf. In der rechten Hand hielt sie eine Statue, die sie auf den Tisch stellte.
    „Sieh selbst, mein Kind!“
    Vali trat zwei Schritte vor, dann zuckte sie zurück. Eine Schlange wand sich ein Tischbein hoch, kroch auf die Tischplatte und schlängelte sich um die

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