087 - Das Daemonenauge
vermeiden. Asmodi darf auf keinen Fall wissen, daß ich auf Ihrer Seite bin.“
„Ich verstehe“, sagte Hunter. „Vali erwähnte, daß sie ein Pfand von Asmodi habe. Wer dieses Pfand besitzt, der kann damit den Herrn der Finsternis vernichten, sagt sie.“
„Davon weiß ich nichts“, behauptete Olivaro. „Aber ich erinnere mich an ein Gespräch mit Asmodi. Er war wie von Sinnen, daß es Ihnen gelungen war, Valiora zu entführen. Ich stellte beiläufig fest, daß ihm sehr viel an dem Mädchen liegen müsse, und er antwortete mir: ‚Sie ist mein Leben, Olivaro. Ich gebe zu, daß sie mich früher gereizt hat, aber das ist schon längst vorbei. Jetzt muß ich befürchten, daß sie meine Existenz gefährdet. Deshalb muß ich sie zurückholen.’ Das waren seine Worte. Und ich gewann den Eindruck, daß er die Wahrheit sprach. Ich schnitt dieses Thema nicht mehr an, da ich Angst hatte, ihn mißtrauisch zu machen, aber eines steht eindeutig fest: Er hat eine sehr enge Beziehung zu Vali. Und er ist über jeden Ihrer Schritte informiert.“
Hunter seufzte. „Es muß mir gelingen, herauszubekommen, wo das Pfand steckt.“
„Hoffentlich gelingt es Ihnen, Dorian. Und noch etwas: Den Zombie haben Sie ausgeschaltet. Vorerst wenigstens. Von ihm droht im Augenblick kaum Gefahr, was sich aber bald ändern kann. Es ist auch nicht nur der Zombie, der hinter Ihnen her ist. Einige Anhänger Loa Marassas trachten Ihnen ebenfalls nach dem Leben. Es sind fanatische Burschen, die vor nichts zurückschrecken.“
„Danke für die Warnung“, sagte der Dämonenkiller. „Wer ist dieser Loa Marassa?“
„Das habe ich noch nicht herausbekommen“, sagte Olivaro. „Auf jeden Fall ist er ein treu ergebener Diener Asmodis. Wenn nicht …“
„Sie meinen, daß hinter Loa Marassa Asmodi stecken kann?“
„Das wäre möglich“, gab Olivaro zu. „Ich muß verschwinden. Das Feuer wird Ihnen Ihre Gefährten wieder zuführen.“
„Noch eine …“
Hunter brach den Satz ab, da Olivaro verschwunden war.
Die Flamme raste noch immer über das Plateau. Sie verfolgte Parker und trieb ihn in Hunters Richtung. Dann ließ sie von ihm ab, zog sich zurück, dehnte sich aus und zuckte wie ein Blitz über die Hochebene. Sie veränderte die Farbe, wurde grellweiß und schien zu explodieren. Für Sekunden wurde das Plateau in taghelles Licht getaucht.
Vali war nur hundert Meter entfernt. Sie kauerte hinter einem mannshohen Stein und schien völlig erschöpft zu sein. Das Licht erlosch.
„Komm mit, Jeff!“ rief Hunter. „Wir müssen Vali holen.“
Es dauerte einige Sekunden, bis sich der Dämonenkiller wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Der Mond stand nun tief. Sein Licht verwandelte die Hochebene in eine Alptraumlandschaft.
Vali stand auf und kam den beiden langsam entgegen. Sie warf sich Hunter in die Arme.
„Ich hatte Angst“, sagte sie. „Diese unheimliche Flamme. Einmal berührte sie mich. Eine eisige Kälte ging von ihr aus. Sie glitt über mich hinweg und ließ mich dann in Ruhe, aber mir ist noch immer entsetzlich kalt, und ich bin hundemüde.“
Hunter dachte an Olivaros Warnung. Loa Marassas Anhänger waren hinter ihnen her.
„Wir müssen weiter“, drängte er. „Du mußt uns den Weg zur Mamaloi Jorubina zeigen.“
„Können wir nicht eine kurze Rast einlegen?“ keuchte Parker. „Die Hetzjagd hat mich ganz schön fertiggemacht.“
Hunter blickte seine Begleiter an. Es hatte wohl keinen Sinn, wenn sie jetzt weitergingen. Eine kurze Rast konnte nichts schaden. Allerdings wußte er nicht, wie nahe die Verfolger schon waren. „Gut“, sagte er schließlich. „Fünf Minuten.“
Sie setzten sich. Vali schmiegte sich an Hunter. Sie zitterte vor Kälte. Hunter rieb ihre Hände und strich über ihren Rücken.
„Hoffentlich erwarten uns nicht noch einige so hübsche Überraschungen wie die Flammen“, brummte Parker. „Eines muß dir der Neid lassen, Dorian, es ist immer etwas los, wenn man mit dir zusammen ist.“
Hunter antwortete nicht. Während er Vali aufzuwärmen versuchte, blickte er sich ununterbrochen um. Nichts rührte sich. Kein Geräusch war zu hören.
Der Übergang von der Nacht zum Tag vollzog sich fast unmerklich. Seit dem Erlöschen der unheimlichen Flamme war mehr als eine Stunde vergangen. Sie waren rasch vorwärtsgekommen und nicht behelligt worden, aber Hunter war sicher, daß irgendwo Loa Marassas Männer auf sie lauerten.
Sie ließen das Plateau schließlich hinter sich und stiegen in
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