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087 - Gefangen in der Unterwelt

087 - Gefangen in der Unterwelt

Titel: 087 - Gefangen in der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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griffen sie nach aus Knochen gefertigten Flöten und begannen zu spielen.
    Der Jagdzauber hatte begonnen.
    Nach dem schrillen Klang der Flöten wurde gesungen und getanzt, immer im Kreis herum.
    Oguna zeichnete zuerst mit schwarzer Farbe den Umriß eines Rentieres. Canga setzte immer wieder die Flöte ab und gab dem Künstler Anweisungen, wie groß er das Tier zeichnen sollte. In letzter Zeit hatte sie sehr zum Mißvergnügen Ogunas ziemlich große Bilder bevorzugt. So auch diesmal.
    Er mußte ein fast lebensgroßes Rentier zeichnen. Daher blieb ihm keine andere Wahl. Er mußte einige bereits vorhandene Zeichnungen übermalen. Bevor er an die detaillierte Ausführung ging, wandte er sich Onda zu. Für sie malte er ein kaum handgroßes Wisent an die Decke.
    Zwei Männer halfen jetzt Oguna, der unglaublich rasch malte. Sie hielten ihm die Farbtassen hin, und er arbeitete mit verschiedenen Pinseln aus Tierhaar. Aber er verwendete auch mit Fett beschmierte Zweige und Vogelfedern.
    Canga und Onda sprangen wie verrückt hin und her. Sie fielen zu Boden, wälzten sich herum und rissen den rechten Arm hoch.
    Als Oguna die Zeichnungen beendet hatte, sprangen beide gleichzeitig auf, packten die Kommandostäbe und blieben vor den Zeichnungen stehen, die auf ihre Anweisungen ausgeführt worden waren. „Ich sehe Rentiere", sagte Canga mit geschlossenen Augen. „Morgen werden unsere Jäger reiche Beute machen. Ich habe sie gerufen. Sie kommen. Ein riesiges Rudel. Das Tal wird voll mit ihnen sein. Ich rufe euch, kommt! Ich rufe euch." Gurgelnd brach sie ab und riß sich das Rentierfell vom Leib.
    Onda hob den rechten Arm und legte ihn auf das kunstvoll ausgeführte Wisent. Langsam schloß sie die Augen. Ein Zittern durchlief ihren fülligen Leib.
    „Ich rufe euch, Wisente", flüsterte sie fast unhörbar. „Ich rufe euch." Sie schwieg einige Zeit, als würde sie lauschen. „Ich spüre eure Nähe. Ich rufe euch." Der Klang ihrer Stimme änderte sich plötzlich. „Ich sehe fünf Wisente!" schrie sie. „Wenn die Sonne am höchsten steht, werden sie einen Steinwurf von unserem Abri entfernt sein. Unsere Jäger werden alle fünf Wisente erlegen."
    Auch Onda riß sich das Fell vom Leib. Dann brach sie erschöpft zusammen.
    Der Zweikampf war vorerst zu Ende.
    Cangas Voraussage war vage gewesen - so wie immer seit einigen Monden. Doch Onda hatte sich festgelegt. Wessen Prophezeiungen sich bewahrheiten würden, die würde die Siegerin sein und den Stamm führen. Sollte sich keine der beiden Voraussagen bewahrheiten, dann würde der Kampf weitergehen.
    Ein Mann hob Canga hoch und trug sie aus der Höhle, während Onda allein aufstand.
    „Ab morgen bin ich die Führerin!" schrie Onda und klammerte sich an ihren Gefährten.
    Unga und Tunda bewohnten mit drei anderen Paaren eine der unzähligen Nebenhöhlen, die durch Felle in verschieden große Räume abgeteilt waren. Sie schlüpften aus ihren Kleidern und schmiegten sich eng aneinander.
    „Onda wird gewinnen", flüsterte Tunda.
    Unga gab keine Antwort. Er legte sich halb auf Tunda, und seine festen Hände strichen über ihre prallen Brüste. Tunda seufzte sinnlich, als sich Unga mit ihr vereinte. Sie paßte sich seinen brutalen Bewegungen an und stöhnte vor Lust, als er rascher zustieß.

    Im Morgengrauen verließ Unga die Höhle. Der Himmel war bedeckt, und es regnete leicht. Der heftige Wind zerrte an seinem Haar. Unga stieg zum Fluß hinunter, steckte den Kopf ins Wasser und trank einen Schluck.
    Er war gespannt, welche der Prophezeiungen in Erfüllung gehen würde. Als er zurück ins Lager kam, hatten sich schon die meisten Jäger des Stammes um ein Feuer versammelt. Sie diskutierten erregt.
    Unga hörte schweigend kurze Zeit zu. Dann hob er den rechten Arm, und alle blickten ihn an.
    „Wir bilden zwei Gruppen", sagte Unga. „Eine der Gruppen macht sich auf die Suche nach den Rentieren. Die andere bleibt in der Nähe des Lagers."
    Unga deutete auf einige Männer. Diese standen auf und scharten sich um Ranga.
    „Wer soll in der Nähe des Abris bleiben?" fragte Ranga.
    „Das Los soll entscheiden", sagte Canga, die unbemerkt näher gekommen war.
    Unga und Ranga waren damit einverstanden.
    Canga bückte sich und hob zwei kleine Knochen auf. Einen nahm sie in die rechte Hand. Den anderen warf sie zu Boden. Dann stellte sie den rechten Fuß darauf.
    „Wer den längeren Knochen erwischt, der geht auf die Rentierjagd. Wer den kürzeren bekommt, der darf die Wisente jagen, die nicht

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