087 - Gefangen in der Unterwelt
Schrei.
In diesem Augenblick kam das kleine Männchen mit einer Tragtasche auf ihn zu. Hinter ihm gingen zwei Neger, die riesige Keulen trugen.
Unga mußte handeln. Es blieb ihm keine andere Wahl. Er sprang auf. Und er hatte sich nicht geirrt - er konnte seine Arme und Beine bewegen. Mit aller Kraft zerrte er an den Ketten, die ihn an den Pfahl banden. Sie rissen, als seien sie dünne Spagatschnüre.
Die hünenhaften Neger rannten wild schreiend auf Unga zu. Dieser packte den Pfahl, an den er gefesselt gewesen war, und riß ihn aus dem Boden. Er packte ihn, hob ihn hoch und schleuderte ihn den beiden Negern entgegen. Blitzschnell riß er eine Keule an sich und stürmte auf das kleine Männchen zu, das zu fliehen versuchte. Unga schlug ihn nieder und rannte weiter.
Die Fledermäuse verfolgten ihn. Einige versuchten, ihn anzugreifen. Doch jetzt war wieder sein magischer Abwehrschirm in Kraft. Und diesmal würde er vorsichtig sein. Er würde in keine Falle mehr gehen.
Sein Ziel waren die Menhire und Megalithen.
Er achtete nicht auf die unheimlichen Wesen und Dämonen, die ihn aufzuhalten versuchten. Sie konnten ihm nichts anhaben.
Vor einem schrägen Megalithen blieb er stehen, duckte sich und sprang hoch. Übermenschliche Kräfte wurden frei. Es schien, als würde von den Steinen Energie auf Unga hinüberfließen. Fast mühelos warf er den riesigen Stein um. Die Erde bebte, und der Steinzeitmensch grinste zufrieden. Er wollte Hekates Reich in ein Tollhaus verwandeln. Rasend schnell stürzte er drei weitere Steine um.
Risse zeichneten sich in der Erde ab. Der Boden warf Blasen. Ein dichter Nebel hing zwischen den gewaltigen Steinen. Immer wieder zuckten Blitze zu Boden.
Unga betrat das Megalithenlabyrinth nicht. Er umging es und stieß weitere Steine um. Damit löste er Kräfte aus, von denen er nichts ahnte. Das Gleichgewicht von Hekates Reich war empfindlich gestört. Und mit jedem weiteren Stein, den er umkippte, änderte sich das Bild. In den grollenden Donner mischten sich unmenschliche Schreie.
Hekate empfing den Hilferuf in Athen.
Sie konnte die Botschaft zunächst nicht fassen. Der Steinzeitmensch sollte sich befreit haben und ihr Reich verwüsten!
So rasch wie möglich kehrte Hekate zurück.
Das Bild, das sich ihr bot, war schlimmer, als sie es erwartet hatte. Das Gleichgewicht ihrer verborgenen Welt war zerstört. Die Kräfte der dunklen Magie wurden außer Kraft gesetzt. Das hatte sie nicht für möglich gehalten.
Sie hatte Unga gefangen, um von ihm Informationen zu erhalten. Und jetzt hatte der Steinzeitmensch den Spieß umgedreht. Er war dabei, ihr Reich zu vernichten. Wenn es ihr nicht bald gelang, den Steinzeitmenschen zu töten, dann würde er sein Zerstörungswerk vollenden.
Ein Dämon trat in die Höhle. Ungeduldig hörte sie ihm zu. Sie erfuhr, daß Dorian Hunter und Coco Zamis in ihr Reich eingedrungen waren. Doch die beiden waren im Augenblick für Hekate uninteressant. Von ihnen drohte ihr keine Gefahr.
Gefährlich war nur Unga.
Er mußte sterben. Gegen eine Gewehrkugel war auch er machtlos.
Als ich erwachte, waren die Schreie verstummt. Mühsam setzte ich mich auf. Coco hockte neben mir auf dem Boden. Die Erde bebte. Aus einigen Löchern zog stinkender Rauch. Die dunklen Wolken sanken tiefer. Es regnete, und ein heftiger Sturm fuhr mir ins Gesicht. Ununterbrochen rasten Blitze zu Boden.
„Sieht wie der Weltuntergang aus", flüsterte ich und stand schwankend auf. Coco stützte mich.
„Wer hat das ausgelöst?"
„Wahrscheinlich Unga", antwortete Coco.
„Wir müssen fliehen", sagte ich. „Vielleicht ist das Tor der Dämonen noch nicht zerstört."
„Warten wir noch einige Zeit", meinte Coco. „Ich fürchte, daß sich Unga in Gefahr befindet. Vielleicht können wir ihm helfen."
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Unsere Waffen sind wirkungslos."
„Nicht mehr", sagte Coco lächelnd. „In den letzten Minuten hat sich alles grundlegend geändert. Die Schwarze Magie ist nur noch teilweise wirksam."
Im Schein einiger Blitze glaubte ich Unga gesehen zu haben. Er warf gerade einen der riesigen Steinbrocken um.
„Dort ist Unga!" rief ich und rannte los. Coco folgte mir.
Wenn es stimmte, daß die Magie jetzt außer Kraft gesetzt wurde, mußten auch unsere Handgranaten funktionieren. Das wollte ich ausprobieren. Ich holte eine Granate hervor, löste den Zündmechanismus aus und schleuderte die Granate durch die Luft. Sie explodierte tatsächlich. Ein Menhir flog um und
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