087 - Gefangen in der Unterwelt
drei Steine zu, die etwa zwei Meter groß waren.
„Aus diesem Stein hörte ich die Stimmen", sagte Boucher und deutete auf den größten.
Neugierig blickte ich in die große Öffnung.
„Ich höre nichts", sagte ich.
Coco hob einen kleinen Stein auf und warf ihn in die Öffnung. Der Stein verschwand darin. Nach einigen Sekunden hörten wir einen Schrei. Coco warf noch einen Stein hinein, doch diesmal blieb es still.
„Kannst du mich hören, Unga?" rief ich in die Öffnung. „Ich bin es, Dorian Hunter."
„Ich kann dich hören, Hunter", antwortete Ungas Stimme. Sie klang eigenartig hohl.
„Wo wirst du gefangengehalten, Unga?"
„Ich bin an einem Pfahl festgebunden", antwortete der Steinzeitmensch.
„Ich werde dich suchen, Unga."
„Nein, tu das nicht. Ich bin unwichtig. Du mußt den größten Menhir im Mittelpunkt der Unterwelt zerstören, denn dieser Menhir hält Hekates Reich zusammen. Suche und zerstöre ihn. Um mich brauchst du dich nicht zu kümmern."
„Wir wollen aber trotzdem zuerst zu dir, Unga", sagte Coco.
„Nein, laßt mich. Sucht dem Riesenstein."
„Er will nicht", sagte ich enttäuscht, „daß wir ihn suchen. Und wenn wir keinen Hinweis darauf haben, wo er gefangengehalten wird, ist eine Suche hoffnungslos."
Coco nickte. Sie sah Boucher forschend an.
„Nun zu Ihnen, Boucher. Die Geschichte, die Sie Dorian erzählt haben, ist erlogen. Sie sind Hekates Diener. Was geschieht, wenn man sich in eine Öffnung dieses Steines fallen läßt?"
„Ich habe die Wahrheit gesagt", antwortete Boucher beleidigt. „Mit Hekate habe ich nichts zu tun. Ich weiß nicht einmal, wer sie ist."
„Das glauben wir Ihnen eben nicht, Boucher. Ich möchte wissen, ob diese Steine einfach nur Akustiklöcher sind oder ob man durch sie zu Unga gelangen kann."
„Wie soll ich das wissen?" fragte Boucher gereizt.
„Wir werden einen Versuch machen", sagte ich. Ich packte den Wissenschaftler an der Brust und hob ihn hoch.
„Lassen Sie mich los, Hunter!" brüllte er verzweifelt.
„Ich will endlich die Wahrheit hören, Boucher. Raus mit der Sprache! Sonst werfe ich Sie in das Loch."
„Sie müssen mir glauben, Hunter!" keuchte er.
Ich stemmte ihn höher. „Reden Sie endlich!"
Sein Gesicht verzerrte sich. Er stieß einen durchdringenden Schrei aus.
„Hilfe!"
Ich mußte mir Gewißheit verschaffen. Möglicherweise gelangte man tatsächlich durch diese Öffnungen in einen anderen Teil der Höhle.
Plötzlich flimmerte die Luft neben uns. Drei unheimliche riesige durchsichtige Schattengeschöpfe tauchten auf.
Nun gab es für mich kein Zögern mehr. Ich stieß den laut brüllenden Boucher in die Öffnung. Er verschwand darin. Sein Körper löste sich einfach auf. Doch sein Schrei war zu hören. Es war ein endloser Schrei, der tausendfach aus den Löchern widerhallte.
Der Schrei war so furchtbar, daß ich glaubte, mir würde das Trommelfell platzen. Ich preßte beide Hände auf die Ohren und lief mit Coco über die Ebene. Den Schattenwesen schien der furchtbare Schrei auch nicht angenehm zu sein, denn sie verschwanden.
Der Schrei hörte nicht auf. Er wurde noch lauter. Ich stolperte über einen Stein und versuchte, das Gleichgewicht zu halten, doch es gelang mir nicht. Ich fiel der Länge lang auf den Boden. Dabei rutschte die Hand von meinem, rechten Ohr. Der Schrei bohrte sich schmerzhaft in meinen Kopf, und ich brach ohnmächtig zusammen.
Unga wußte nicht, wie lange er bereits an den Pfahl gefesselt war. Er hatte Hunger und Durst, doch er war zu stolz, um irgend etwas zu sagen.
Die Fledermäuse umkreisten ihn ununterbrochen. Er war sicher, daß sie es sofort gemeldet hätten, wenn er sich bewegt hätte.
Einmal war ein kleines Männchen aufgetaucht und hatte ihm eine Spritze verpaßt. Darauf war die Lähmung seiner Arme und Beine wieder stärker geworden.
Unga schlief wieder ein. Er erwachte, als etwas auf sein Gesicht fiel. Überrascht stieß er einen Schrei aus. Ein Steinbrocken hatte ihn geweckt. Verwundert blickte er sich um. Da prallte ein weiterer Stein gegen seine Brust, und plötzlich hörte er Hunters Stimme.
Er antwortete. Während der Unterhaltung merkte er, daß die Lähmung zurückgegangen war. Unga war sicher, daß er in wenigen Minuten die Gewalt über seine Glieder zurückerhalten würde. Dann konnte er sich mit eigener Kraft befreien. Dorian und Coco konnten ihm nicht helfen.
Er verfolgte die Unterhaltung mit Boucher. Deutlich verstand er jedes Wort. Dann hörte er den
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