087 - Gefangen in der Unterwelt
unsere Zimmer und zogen uns um. Cro weigerte sich, in die Kleider zu schlüpfen, die ich für ihn vorbereitet hatte.
Jeff trat ins Zimmer.
„Mir wäre es lieber, wenn Boucher nicht mitkommen würde", sagte ich.
„Ich kann es ihm kaum verbieten, Dorian", antwortete Jeff und setzte sich aufs Bett.. „Wir haben gemeinsam die Höhle entdeckt. Ich muß froh sein, daß er bis jetzt den Mund gehalten hat."
„Was hast du ihm von Cro erzählt?"
„Nichts. Nur Andeutungen. Er bestürmte mich zwar mit Fragen, doch ich wich ihm aus. Er war nicht begeistert darüber, daß ich dich hergeholt habe, und es kostete mich einige Mühe, ihn zu überzeugen. Ich kann ihm einfach nicht verbieten, daß er mitkommt. Verstehst du?"
Widerwillig nickte ich. Ich zog alte Jeans und ein grobes Baumwollhemd an. Dann schlüpfte ich in feste Kletterschuhe.
Als Coco ins Zimmer trat, starrte Cro sie verlangend an.
Coco hatte das pechschwarze Haar aufgesteckt. Die rote Bluse betonte ihren festen Busen, und die engen Jeans brachten ihre vollen Hüften und die langen Beine zur Geltung.
Der Blick des Steinzeitmenschen wollte mir gar nicht gefallen. Ich fürchtete, daß ihn irgendwann einmal sein Verlangen übermannen und daß er Coco vergewaltigen würde. Auf der Burg war er einige Male recht zudringlich geworden. Nicht nur Coco gegenüber. Auch Ira Marginter, die Restaurateurin, hatte er stürmisch bedrängt. Täglich mischten wir ihm Pulver ins Essen, das seine sexuelle Gier zügeln sollte. Doch dieses Pulver schien nicht mehr zu wirken. Irgendwann - möglichst bald - würden wir eine Gefährtin für Cro suchen müssen, was bei seinem Aussehen nicht allzu schwierig werden dürfte.
„Ich versuchte, Boucher zu hypnotisieren, hatte dabei aber keinen Erfolg", sagte Coco.
„Schade", sagte ich. Mehr konnte ich nicht sagen, da Boucher die Tür öffnete.
„Wir können losfahren", sagte er.
Als wir die Stufen hinunterstiegen, kam uns ein junges Mädchen entgegen. Cro blieb stehen und sah die hübsche Blondine fasziniert an. Das Mädchen lächelte ihm freundlich zu, und der Steinzeitmensch sah ihr verlangend nach.
Ich seufzte und packte seinen rechten Arm.
„Komm mit, Cro", sagte ich scharf.
Cro knurrte bösartig, und seine dunklen Augen schienen zu glühen. Er hob den linken Arm, und für einen Augenblick glaubte ich, daß er mich niederschlagen würde.
„Beruhige dich, Cro", sagte Coco sanft, und Cro ließ den Arm sinken.
Ich setzte mich zwischen Coco und Cro in den Fond, was dem Steinzeitmenschen gar nicht gefiel. Wieder warf er mir einen bösen Blick zu.
Doch nach wenigen Minuten änderte sich sein Verhalten. Wir fuhren die N 704 entlang. Es war ein heißer Augusttag, und die Luft flimmerte über dem Fluß.
Nach La Madeleine verließ Jeff die Straße und bog in einen schmalen Feldweg ein, der direkt zum Fluß führte. Im Schatten einiger Bäume parkte er den Wagen, und wir stiegen aus.
Cro war wieder unruhig geworden.
Sein Gesicht war angespannt, und er keuchte.
Plötzlich rannte er los, und wir hatten Mühe, ihm zu folgen. Während des Laufens riß er sich die Kleider vom Leib. Unter einem Felsvorsprung blieb er stehen, riß sich die Schuhe von den Füßen und schlüpfte aus den Socken und der Hose. Jetzt war er nur noch mit einem neckischen Leopardenhöschen bekleidet, das ihm Ira Marginter geschenkt hatte.
Cro richtete sich auf. Die linke Hand legte er auf den Rücken, während er die rechte ausstreckte und wilde Schreie ausstieß. Mit einem gewaltigen Satz rannte er los. Er blickte sich rasch um und blieb nach zwanzig Schritten stehen. Blitzartig kletterte er eine Felswand hinunter und verschwand in einer kleinen Öffnung.
„Er hat die Höhle gefunden", sagte Boucher überrascht. „Wer ist dieser Mann?"
„Später", sagte ich abweisend. Minuten später krochen wir in die Höhle. Jeff und Boucher gingen voraus. In der kleinen Vorhöhle fanden wir Cro. Er hockte vor einem Knochenhaufen und hob immer wieder wie beschwörend den rechten Arm. Dabei murmelte er völlig unverständliche Worte. „Was hat das zu bedeuten?" fragte Boucher. „Will mir nicht endlich jemand sagen, wer…"
„Ich werde dir später alles erklären", unterbrach ihn Jeff ungeduldig.
Cro packte einen schenkeldicken Knochen, stieß einen durchdringenden Schrei aus und schleuderte den Knochen durch die Höhle. Dann sprang er auf und betrat den Hauptgang. Wir folgten ihm. Ohne zu zögern kroch Cro in eine dunkle Kammer, die in eine gewaltige Höhle
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