0870 - Plondfair, der Berufene
hat ES uns herbestellt, wenn es in Tschuschik Wesen gibt, die doch in der Lage sein müßten, das Problem ebenfalls zu lösen."
Hamiller nickte zustimmend. Hinter dieser einfachen Frage, dachte er, verbarg sich der ganze Komplex der ungelösten Rätsel.
5.
Plondfair betrat Koßjartas Kabine mit gemischten Gefühlen. Der behandelnde Arzt hatte ihn darauf hingewiesen, daß Koßjartas Zustand sich weiter verschlechterte und ihr Aufregungen nur schaden konnten. Damit hatte er mehr oder weniger deutlich zum Ausdruck gebracht, daß Plondfair für alle negativen Entwicklungen verantwortlich war.
Vergeblich hatte der junge Lufke inzwischen versucht, Kontakt zu den Kryn an Bord zu bekommen. Sie behandelten ihn mit kühler Höflichkeit und ließen ihn spüren, daß sie ihn nicht gern an Bord der 4-BIRSCHOR sahen. Gainth bekam er überhaupt nicht zu Gesicht.
Die Ärzte waren überlastet und mürrisch, außerdem taten sie ihren Dienst fast alle an Bord von Raumschiffen und wußten angeblich nichts über das Torgnisch-System und die dort herrschenden Verhältnisse. So bemühte Plondfair sich vergebens, irgend etwas darüber herauszufinden, was ihn am Ziel erwartete.
Koßjarta sah blaß und erschöpft aus, aber sie war wach, als ihr Pflegesohn sich über sie beugte.
„Du siehst gut aus", log Plondfair. „Der Flug scheint dir zu bekommen. Wenn du über das Rad gegangen bist, wird wieder alles so sein wie früher."
Sie lächelte matt, ergriff seine Hand und drückte sie fest.
„Bald werden sich unsere Wege trennen", sagte sie.
Er schüttelte entschieden den Kopf.
„Ich bleibe bei dir, bis du über das Rad gegangen bist. Inzwischen habe ich erfahren, daß die Berufenen nicht sofort nach ihrer Ankunft nach Välgerspäre gebracht werden. Es vergeht eine gewisse Zeit der Vorbereitung, die wir auf einem der Monde zubringen. Ich werde also Gelegenheit haben, mich weiterhin um dich zu kümmern."
„Du darfst Die Berufung nicht aufs Spiel setzen, Plondfair."
„Unsinn! Wer sollte etwas dagegen einzuwenden haben, wenn ich in deiner Nähe bleiben will?"
„Die Kryn!"
„Das ist doch Unsinn! Die Priester waren damit einverstanden, daß ich an Bord dieses Schiffes gekommen bin, das beweist doch, daß sie Verständnis für unsere Situation haben."
Er wußte, daß er sie damit nicht überzeugen konnte. Die Wyngerin schien genau zu wissen, daß Plondfair an Bord dieses Schiffes nur ein ungebetener Gast war. Im Torgnisch-System würden die Kryn sich nicht mehr von ihm unter Druck setzen lassen, sondern dafür sorgen, daß er die Regeln einhielt. Doch darüber wollte er sich erst den Kopf zerbrechen, wenn er an Ort und Stelle mit den entsprechenden Problemen konfrontiert wurde.
„Hast du je darüber nachgedacht, ob man dich wirklich nur wegen deiner außergewöhnlichen Fähigkeiten in den Kreis der Berufenen aufgenommen hat?" fragte Koßjarta.
Er starrte auf sie herab.
„Wie meinst du das?"
„Es wäre doch denkbar, daß du bestimmten Wyngern unbequem geworden bist", sagte die Kranke. „Die Berufung wäre ein geeignetes Mittel, um dich loszuwerden."
Er hatte ihr mit zunehmender Bestürzung zugehört.
„Du unterstellst, daß Die Berufung, über die nur das Alles-Rad entscheidet, von den Kryn manipuliert werden kann", sagte er entsetzt. „Das darfst du nicht einmal denken."
„In meinem Zustand denkt man an alles", versetzte sie. „Da bedeuten alle möglichen Überlegungen auch kein Risiko, selbst wenn sie ketzerisch sein sollten."
„Ich dachte, die Tatsache, daß ich Die Berufung erhalten habe, würde dich glücklich machen", sagte er enttäuscht.
„Einerseits ja", antwortete Koßjarta. „Andererseits habe ich Angst um dich. Was geschieht mit den Wyngern, die nach Välgerspäre gebracht werden? Keiner von ihnen ist je zurückgekommen, um darüber zu berichten. Das könnte bedeuten, daß sie auf dem Riesenplaneten sterben."
„Sei still!" beschwor er sie. Aber seine Gefühle waren aufgewühlt. Er gestand sich ein, daß er insgeheim ähnliche Befürchtungen hegte. Sein Triumph, Die Berufung erhalten zu haben, war nur von kurzer Dauer gewesen. Inzwischen hatten bohrende Zweifel die Überhand gewonnen.
„Du mußt dich im Torgnisch-System umsehen", verlangte sie. „Vielleicht findest du irgend etwas ..."
Die Tür sprang auf, und ein Arzt stürzte förmlich ins Zimmer. Er riß Plondfair zur Seite und machte sich an der Kranken zu schaffen, die erschrocken verstummt war. Plondfair stand wie versteinert da.
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