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0870 - Plondfair, der Berufene

Titel: 0870 - Plondfair, der Berufene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kampfspiele dargeboten.
    Junge, muskulöse Lufken hieben mit Holzschwertern aufeinander ein. Die Gefahr, daß sie sich dabei umbrachten, war gering, aber Koßjarta sah, daß auf dem Kampfplatz nicht nur Schweiß vergossen wurde. Einige der Teilnehmer bluteten aus den Wunden, die ihnen ihre Gegner zugefügt hatten. Unwillkürlich schaute sich Koßjarta um, ob einer ihrer Nährsöhne unter den Kämpfern weilte. Sie hatte sechs Kinder aufgezogen, vier davon waren männlichen Geschlechts.
    Nach Plondfair brauchte sie allerdings keine Ausschau zu halten, denn dieser stille junge Mann würde sich kaum an solchen rauen Spielen beteiligen, obwohl er ein Kräftemessen mit Gleichaltrigen nicht zu scheuen brauchte. Bei dem Gedanken an Plondfair wurde Koßjarta warm ums Herz. Eine Nährmutter sollte alle Pflegekinder gleich behandeln und gleich lieben, aber Plondfair hatte bei ihr immer eine bevorzugte Rolle gespielt.
    Das Band erreichte das zweite Handelstablett, aber diese Umgebung war noch weniger nach Koßjartas Geschmack als die obere Stufe. Hier lag das Vergnügungszentrum mit seinen Rauschdampfräumen, Lichterfallen, Liebesbrunnen, Lotteriewagen, Musikschächten und Experimentierstuben. Einen Augenblick nahm Koßjarta den Wirbel bunter Sinneseindrücke in sich auf, sie atmete die parfümierte Luft und lauschte den Klängen exotischer Stimmen von extrawyngerischen Ausrufern. Dann blieb dieses Tablett über ihr zurück. Unwillkürlich atmete sie auf.
    In diesem Augenblick riß das Band.
    Es gab ein seltsames Geräusch, als knalle jemand mit einer Peitsche. Koßjarta hörte einen Aufschrei, dann hatte sie das Gefühl, daß der Boden unter ihren Füßen nachgab und wegsackte. Für den Bruchteil einer Sekunde schien sie schwerelos zwischen zwei Tabletten zu hängen, dann machte ihr Körper den rasenden Sturz des Bandes mit. Im Fallen sah sie, wie die Wynger auf dem Band durcheinander purzelten wie kleine leblose Holzfiguren. Einige der Passagiere wurden seitwärts davongeschleudert, sie prallten auf die Einfassung des Bandes und klammerten sich (wenn die Glück hatten) daran fest oder stürzten kopfüber in die Tiefe.
    Wie ist das möglich? schoß es Koßjarta durch den Kopf. Wie kann das passieren?
    Das Band galt als absolut sicher, in all den Jahren, da es Wynger zwischen den Tabletten von oben nach unten transportierte, hatte es nie einen Unfall gegeben.
    Koßjarta wunderte sich, daß ihr die Zeit blieb, über all diese Dinge nachzudenken, als sei der Sturz, der über eine Strecke von etwa sechzig Metern führte, in eine zeitlich endlose Dimension verlagert. Zum erstenmal kam ihr in den Sinn, daß sie bei dem Unfall sterben könnte. Sie erlitt einen Schock und empfand plötzlich eine Angst, die jedes andere Gefühl zu ersticken drohte.
    Oh, Alles-Rad! dachte sie entsetzt. Rette mich!
    Sie prallte auf die Markise eines in unmittelbarer Nähe des Bandes gelegenen Geschäfts und durchschlug sie. Ihr Sturz wurde abgebremst und erhielt eine andere Richtung. Halb betäubt registrierte sie, daß ihr Körper an der Wand eines Gebäudes entlang scheuerte. Instinktiv suchte sie mit den Händen nach einem Halt. Sie bekam einen Schmuckvorhang zu fassen, der vom Dach des Hauses bis zum Eingang hinabhing und krallte sich darin fest. Der Stoff riß ein, aber ein paar Meter weiter unten verknäulte er sich und hielt Koßjarta auf. Sie hing an der Wand und dachte, daß sie in dieser Haltung nur ein paar Augenblicke überstehen konnte. Neben ihr wurde ein Fenster aufgerissen.
    Zwei Lufken beugten sich heraus und zogen den Schmuckvorhang mit Hilfe einer am Ende abgewinkelten Stange zu sich heran. Einer von ihnen bekam Koßjarta zu fassen. Er zerrte sie über das Fensterbrett, so daß auch sein Helfer zugreifen konnte. Koßjarta gab wimmernde Laute von sich, in ihrem Rücken bohrte ein unerträglicher Schmerz. Sie nahm die Umgebung nur verschwommen wahr. Die beiden Männer hoben sie hoch und trugen sie quer durch ein Zimmer. Dort legten sie sie auf ein mit Fellen bespanntes großes Ruhekissen. Die ganze Zeit über sprachen sie keinen Ton, so konzentriert waren sie auf ihre Arbeit. Sie gingen im Raum auf und ab, dann kehrte einer zum Lager Koßjartas zurück und hielt ihr einen Becher an den Mund. Sie dachte, daß sie nun trinken mußte, um den Mann nicht zu beleidigen. Noch immer war sie von Schmerzen überwältigt. Sie glaubte, daß sie eine sehr schlimme Verletzung erlitten hatte. Es mußte beim Aufprall auf die Markise geschehen sein. Sie

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