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0870 - Plondfair, der Berufene

Titel: 0870 - Plondfair, der Berufene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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trank einen Schluck und behielt die Flüssigkeit im Mund.
    Endlich sprach einer ihrer beiden Retter.
    „Wir brauchen einen Arzt, Haisert."
    „Einen Arzt? Was, glaubst du, ist jetzt dort draußen los? Ich schätze, daß drei- bis vierhundert Wynger auf dem Band waren, als es riß."
    „Und was sollen wir tun?"
    „Wir lassen sie hier liegen, bis wir einen Arzt bekommen können", erwiderte der Lufke, der Haisert hieß. Er beugte sich zu Koßjarta hinab. „Es ist alles in Ordnung, Sie sind gerettet."
    „Trotzdem brauchen wir einen Arzt", beharrte der erste Sprecher. „Ich rufe jetzt in der Klinik an und bestelle jemanden."
    Koßjarta versuchte, die Flüssigkeit in ihrem Mund hinabzuschlucken, dabei geriet etwas davon in ihre Luftröhre. Sie bekam einen Hustenanfall und bäumte sich auf. Die beiden Lufken hielten sie in sitzender Stellung und klopften ihr sanft auf den Rücken, damit sie wieder Luft bekommen sollte.
    Koßjarta verlor fast das Bewußtsein.
    „Versuch dein Glück, Boldair", sagte der zweite Mann. „Es scheint ihr tatsächlich sehr schlecht zu gehen."
    Wie aus weiter Ferne hörte Koßjarta den Lärm der Rettungsfahrzeuge. Im Hintergrund des Raumes sprach Boldair mit jemand über Bildkontakt.
    „Das ist ein Skandal", sagte Haisert mit dumpfer Wut. „Sie hätten das Band längst einmal abstellen und überprüfen müssen."
    Was soll das alles noch? fragte sich Koßjarta müde. Sie wünschte, sie wäre ohnmächtig geworden, dann hätte sie diese Schmerzen in ihrem Rücken nicht länger ertragen müssen. Sie versuchte, ihre Gedanken auf das Alles-Rad zu konzentrieren, aber das gelang ihr nicht.
    „Jemand kommt", sagte Boldair. „Wir können froh sein, daß ich ein paar Wynger dort kenne, denn sie bereiten sich jetzt darauf vor, die Verletzten aufzunehmen."
    „Warum transportieren wir sie nicht in die Klinik?" fragte Haisert.
    „In diesem Zustand? Wenn sie innere Verletzungen hat, bringen wir sie vielleicht dabei um." Er ging zum Fenster und verschloß es. Das Schrillen der Sirenen und das Geschrei der Verletzten und Helfer wurde etwas gedämpft.
    Ich kann mich nicht auf das Alles-Rad konzentrieren! dachte Koßjarta enttäuscht. Dabei konnte sie nur von ihm Hilfe erwarten.
    Trotzdem spürte sie, daß sie innerlich ruhiger wurde. Sie begann sich mit dem, was geschehen war, allmählich abzufinden. Als Nährmutter hatte sie gelernt, mit anderen Wyngern Geduld zu haben.
    Ein paar Minuten später kam ein dritter Mann ins Zimmer. Gemessen an der Art, wie Boldair und Haisert ihn begrüßten, konnte es nur der Arzt sein. Er trat an das Ruhekissen, und Koßjarta nahm ihn als großen dunklen Schatten wahr, der sich über sie beugte. Er öffnete ihre klimatisierte Kombination aus hellgrauem Kunststoff und legte ihr das Ende einer Diagnosesonde auf die Brust.
    „Es ist ein Wunder, daß sie lebt", sagte Boldair. „Sie hat sich draußen im Vorhang festgehalten. Wir hörten den Lärm nach dem Unfall und standen am Fenster."
    „Verstehen Sie mich?" wandte sich der Arzt an Koßjarta.
    Sie nickte.
    „Können Sie nicht sprechen?" fragte der Mediziner.
    „Ja", antwortete Koßjarta mühsam. „Es wird schon gehen."
    „Das ist der Schock", meinte der Arzt. „Sie sind ziemlich schwer verletzt, Wyngerin. Wir müssen warten, bis einer der Spezialtransporter frei ist. Die der Klinik sind jetzt alle besetzt, aber es ist schon Verstärkung aus Lonschau unterwegs."
    Lonschau war die nächstgelegene große Stadt.
    Der Arzt gab Koßjarta eine schmerzstillende Injektion.
    „Mehr kann ich nicht tun", sagte er. „Sie wird so schnell wie möglich abgeholt und in die Klinik gebracht. Es ist möglich, daß sie operiert werden muß."
    „Wir wissen nicht einmal, wer sie ist", meinte Boldair. „Vielleicht hat sie Angehörige, die wir verständigen sollten."
    „Plondfair", sagte Koßjarta matt. „Benachrichtigt Plondfair."
    Anstatt an das Alles-Rad dachte sie nur an ihren Pflegesohn. Erleichtert registrierte sie, daß die Injektion ihre Wirkung tat. Koßjarta war nie besonders religiös gewesen, aber in diesem kritischen Augenblick hätte sie sich eigentlich überwinden und das Alles-Rad anrufen sollen. Die Worte des Arztes hatten ihr indirekt zu verstehen gegeben, wie es um sie stand. Vielleicht mußte sie sterben.
    Sie stellte sich vor, wie Plondfair zu ihr ans Bett trat, ihre Hand hielt und zu ihr sprach.
    Dieser Gedanke war tröstlich.
    Der Arzt öffnete die Taschen ihrer Kombination und holte ihre persönlichen Unterlagen

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