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0870 - Plondfair, der Berufene

Titel: 0870 - Plondfair, der Berufene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erzählen müssen."
    „Im Gegensatz zu Ihnen glaube ich an diese Geschichten", verkündete Kuntlerai. „Was mich der Langeweile preisgibt, ist die Routine, nicht etwa die Ungläubigkeit."
    „Ich verstehe." Plondfair fühlte sich unbehaglich. Er hatte den Eindruck, daß Kuntlerai auf irgend etwas hinaus wollte.
    „Sie sind einer der besten Soldaten, die ich kenne", sagte der Dozent. „Sie sind mutig und klug, in der theoretischen Strategie macht Ihnen so schnell niemand etwas vor."
    „Danke", sagte Plondfair trocken.
    „Seltsamerweise", fuhr Kuntlerai fort, „scheinen Sie auf die Ausnutzung Ihrer Fähigkeiten keinen besonderen Wert zu legen."
    „Ich wünschte, ich wäre ein Agolpher oder ein Belte", gestand Plondfair freimütig.
    „Wissenschaft und Künste interessieren mich weitaus mehr."
    „Sie sind ein Lufke", erinnerte ihn der Lehrer. „Wir Lufken sind von der Evolution dafür geschaffen, Soldaten und Kämpfer zu sein."
    „Das bezweifle ich", sagte Plondfair spontan.
    Kuntlerai hielt unwillkürlich den Atem an. Er wirkte irritiert, und einen Augenblick lang dachte Plondfair, der andere würde das Gespräch abbrechen.
    Doch Kuntlerai sagte: „Erklären Sie mir Ihre Ansichten!"
    „Von Geburt an", sagte Plondfair, „sind wir alle gleich, welchem Stamm wir auch angehören. Erst durch unsere Erziehung werden wir zu Soldaten oder Künstlern. Ich wette, daß Sie einen Selten zu einem Lufken machen können und umgekehrt, wenn Sie sich nur genügend Mühe geben."
    Kuntlerai schüttelte den Kopf.
    „Sie vergessen, daß sich die verschiedenartige Evolution auch in den Körperformen niederschlägt."
    „Kein Wunder", lächelte Plondfair. „Es ist immerhin ein Unterschied, ob ich von Kindheit an mit einem Schwert oder mit einem Malerpinsel umgehen muß."
    „Wenn es stimmt, was Sie sagen, dürfte es keine verschiedenen Wynger-Stämme geben", sagte Kuntlerai. „Es gibt sie aber. Haben Sie dafür auch eine Erklärung?"
    „Ich weiß nicht", sagte Plondfair. „Wir leben in diesem System, das aus diesen oder jenen Gründen so gewachsen ist. Die Entwicklung ergab sich eben so. Das heißt nicht, daß sie die beste aller möglichen war."
    „Sind Sie ein Rebell?"
    „Keineswegs! Ich werde meine Pflicht tun."
    „Das klingt nach Resignation."
    Plondfair starrte ins Leere.
    „Manchmal", sagte er mehr zu sich selbst, „habe ich das bedrückende Gefühl, daß wir irgend etwas Entscheidendes übersehen. Ich komme mir dann wie eingeengt vor. Ich spüre Fesseln, die ich mir nicht erklären kann."
    „Wenn alle so dächten wie Sie", sagte Kuntlerai traurig, „würde das stolze Sternenreich der Wynger bald zusammenbrechen."
    „Das glaube ich nicht! Vielmehr erscheint es mir so, daß unser militärischer Stand künstlich in diesem Umfang aufrechterhalten wird. Es gibt in ganz Algstogermaht keine wirklichen Feinde für uns. Wir werden von niemandem bedroht. Die anderen Völker, mit denen wir Kontakt haben, lassen uns in Ruhe, weil wir sie anständig behandeln und ihre Freiheit nicht einschränken. Trotzdem müssen wir Lufken einen gigantischen militärischen Apparat unterhalten. Warum eigentlich? Wer ist wirklich daran interessiert?"
    „So ist nun einmal das Leben, wie es von dem Alles-Rad gelenkt wird", erwiderte Kuntlerai. „Das Alles-Rad hat es so gewollt. Wir leben danach."
    „Das Alles-Rad kann unmöglich gewollt haben, daß ein paar Millionen Wynger in der Flotte als Soldaten und Kämpfer dienen müssen, obwohl sie überhaupt nicht benötigt werden. Wäre das wirklich der Wille des Alles-Rades, gälte unsere Verehrung einem sehr uneinsichtigen Gott. Nein, ich glaube, daß sich diese Zwänge aus unserer Geschichte ergeben und daß wir uns allmählich von ihnen lösen sollten, um zu einer vernünftigeren Lebensweise überzugehen."
    Kuntlerai sagte entsetzt: „Das kann Sie Ihre Endlizenz kosten."
    „Na und?" fragte Plondfair lakonisch.
    Der Dozent stand auf. Er wirkte verlegen und wünschte wahrscheinlich, dieses Gespräch nie begonnen zu haben.
    „Mit zunehmendem Alter", prophezeite er, „werden Sie vernünftiger, Plondfair. Ich bin überzeugt davon, daß Sie einst ein hervorragender Kommandant einer Eins-Einheit werden, wahrscheinlich sogar eines ganzen Verbandes."
    „Das bezweifle ich nicht", versetzte Plondfair selbstbewußt. „Ich werde mich aber auch dann noch fragen, warum das so sein muß."
    Kuntlerai ging zur Tür.
    „Wir haben uns nie besonders gut verstanden", sagte er nachdenklich. „Sie haben

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