0870 - Plondfair, der Berufene
Einfall. Wenn es überhaupt eine Rettung für Koßjarta gab, dann nur im Torgnisch-System. Der Riesenplanet Välgerspäre besaß siebenundvierzig Monde, von denen zwölf wiederum von eigenen Satelliten umkreist wurden. Diese zwölf Monde waren die Stationen einer Reise, die von den Wyngern aller Stämme als „über das Rad gehen" bezeichnet wurde. Schon viele todkranke Wynger waren ins Torgnisch-System gekommen, um über das Rad zu gehen. Dabei war es zu Heilungen gekommen, die man nur als Wunder bezeichnen konnte.
„Ich werde zum Kryn-Büro gehen und mit den Priestern reden", erklärte Plondfair. „Sie werden Material anfordern und dir erlauben, über das Rad zu gehen. Wir werden zusammen reisen."
„Hilfesuchende und Wynger, die Die Berufung bekamen, fliegen immer in verschiedenen Schiffen", erinnerte sie ihn.
„Warum sollte man in diesem Fall nicht eine Ausnahme machen?" ereiferte sich Plondfair. „Niemand kann etwas dagegen haben, wenn ich bei dir bleibe. Unser beider Ziel ist das Torgnisch-System. Ich werde noch erleben, wie du wieder gesund wirst."
Er sah die Skepsis in ihrem Gesichtsausdruck. Vielleicht waren alle Anstrengungen tatsächlich vergebens, aber Plondfair wollte keine Möglichkeit zur Rettung seiner Nährmutter außer acht lassen.
Er erhob sich von ihrem Bett.
„Ich werde mich sofort darum kümmern. Je eher ich die Genehmigung erhalte, desto besser für dich. Du mußt am Tag des Blumenwindes reisefertig sein."
„Sie werden dich fragen, ob ich das Große Flehen intensiv genug betrieben habe."
Einen Augenblick wurde Plondfair in seiner Entschlossenheit schwankend, denn er wußte, daß Koßjartas Einwand berechtigt war. Die Kryn würden keinen Wynger unterstützen, von dem sie nicht sicher waren, daß es sich um einen überzeugten Anhänger des Alles-Rads handelte.
„Du hast es getan - auf deine Art!" sagte Plondfair. Er strich seiner Nährmutter über das Gesicht und eilte hinaus.
So schnell konnten sich die äußeren Lebensumstände ändern, dachte er ein bißchen wehmütig. Gestern hatte er noch das ruhige Leben eines Schülers geführt, nun stand ihm eine Reise mit Ungewissem Ausgang bevor.
3.
Im Kryn-Büro von Banschura herrschte nicht ein so großer Andrang, wie Plondfair befürchtet hatte. Er wurde von einem untersetzten, zur Fettleibigkeit neigenden Priester empfangen und in eine der Sprechkabinen geführt. Plondfair war zum erstenmal in diesem Büro. Er wunderte sich über die fast nüchterne Einrichtung, denn insgeheim hatte er die Kryn immer der Verschwendungssucht bezichtigt. Es gab insgesamt sechs Sprechkabinen. Sie sollten garantieren, daß kein Wort von dem, was in ihrem Innern gesprochen wurde, nach außen drang. Vier der Kabinen waren besetzt.
Plondfair wies sich aus. Der Kryn gab die persönlichen Daten des Besuchers in einen Datenspeicher. Sein feistes Gesicht erhellte sich zu einem Lächeln, als er erkannte, daß Plondfair Die Berufung erhalten hatte.
„Die Neugier hat Sie vermutlich hergetrieben", meinte er.
„Nein", sagte Plondfair. „Es geht nicht um mich, sondern um meine Nährmutter. Sie heißt Koßjarta und ist eines der schwerverletzten Opfer des Bandunglücks, das sich gestern ereignet hat."
„Eine schlimme Sache", sagte der Kryn bekümmert. „Das Alles-Rad in seiner Weisheit wird jedoch dafür sorgen, daß den Betroffenen geholfen wird."
„Darum geht es mir", sagte Plondfair direkt. „Koßjarta liegt in der Klinik. Sie wurde operiert, aber ihr Zustand ist bedenklich. Ich möchte, daß sie im Torgnisch-System über das Rad geht."
Der Priester runzelte die Stirn.
„Einen Tag nach dem Unfall? Hat sie schon mit dem Großen Flehen begonnen?"
„Sie befindet sich im Zustand der Meditation", log der Lufke nach einem kurzen Augenblick des Zögerns.
„Dann wollen wir doch zunächst einmal das Ergebnis abwarten", schlug der Kryn vor und lächelte freundlich. „Die Unkosten für eine Pilgerfahrt sind hoch, und es gibt eine Reihe schwerer Fälle, denen wir den Vorzug geben müssen."
„Bis zum Tag des Blumenwinds wird sich entscheiden, ob ihr das Große Flehen geholfen hat", sagte Plondfair hartnäckig. „Dann könnten wir gemeinsam ins Torgnisch-System fliegen."
„Sie meinen, Ihre Nährmutter und Sie an Bord eines Schiffes?"
„Ja."
„Das ist unmöglich."
Plondfair hatte den Eindruck, daß der Priester ärgerlich war, und eine innere Stimme riet ihm, nicht weiter in diesen Mann zu dringen. Doch er war hergekommen, um seine Idee
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