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0870 - Tabitas Trauerhalle

0870 - Tabitas Trauerhalle

Titel: 0870 - Tabitas Trauerhalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sorgten schon dafür.
    Sie drehte sich.
    Die Tote lag jetzt auf ihren Armen. Es sah so aus, als sollte sie auf einem Tablett serviert werden.
    Dann lief sie weg.
    Sie ging quer über die Straße, und erst als sie beinahe ihr Ziel erreicht hatte, da löste sich der Schock der Menschen, die zwar in dieser doch menschenleeren Umgebung keine Zeugen geworden waren, die aber aus dem Schlaf oder von ihren TV-Apparaten gerissen worden waren und nun begriffen, was sich da ereignet hatte.
    Auf Tabita achtete niemand, so daß sie ungesehen zu ihrem Wagen gelangen konnte.
    Wenig später startete sie.
    In der Ferne heulten die ersten Sirenen.
    ***
    Man kann seine Vergangenheit nie oder nur schlecht loswerden. So erging es auch Jim Wayne, einem noch agilen Mann, der aber als Polizist zu alt geworden war und in den Ruhestand hatte gehen müssen. Dieser Ruhestand hatte sich bei ihm zu einem Unruhestand entwickelt, denn die alten Gewohnheiten ließen sich nicht so schnell abstreifen.
    Da Wayne jemand war, der zumeist in der Nacht seinen Dienst angetreten hatte, gehörte es zwangsläufig dazu, daß er die Nacht kaum zum Schlafen nutzte. Er konnte sich einfach nicht umstellen, denn alles in seinem Körper hatte sich an diesen Rhythmus gewöhnt.
    Folglich war er in der Nacht viel unterwegs, um wenigstens das Gefühl zu haben, auf Streife gehen zu können, obwohl das nächtliche Umherlaufen keinen Vergleich zu seinem Dienst aushielt. Der pensionierte Polizist konnte eben nicht anders, er mußte gehen, er mußte seine Augen offenhalten und wünschte sich, wieder in einem Streifenwagen zu sitzen. Das konnte er zwar, aber nicht mehr dienstlich. Ihn hatten sie ausgemustert, abgeschoben, und darunter hatte er zu leiden. Wurde es dunkel, dann mußte er einfach raus, dann hielt ihn niemand mehr, auch seine Frau nicht, denn seine Frau hatte ihn schon vor mehr als zehn Jahren mit einem anderen Mann verlassen.
    Wayne war einsam, er litt darunter, und mit seinen ehemaligen Kollegen kam er auch nicht mehr zurecht. Die stammten aus der Turnschuh- und Computergeneration und sahen die beruflichen und privaten Dinge ganz anders als er.
    Aber die Nacht blieb ihm.
    Hinzu kam die Einsamkeit, wenn er die Straßen durchstreifte. Nicht in seinem ehemaligen Revier, da wollte er sich nicht aufhalten und womöglich auffallen. Zumeist fuhr er mit dem Wagen in die Vororte und schaute sich dort um.
    Einige Male schon hatte er die Kollegen rufen müssen, denn seinem geschulten Auge waren gewisse Dinge nicht entgangen, die auf einen ungesetzlichen Akt hindeuteten. Wayne hatte sich dabei nie mit dem Namen gemeldet, er war und blieb der stille Beobachter.
    Auch in dieser schwülfeuchten Nacht, die nach Regen roch, war er wieder unterwegs. Es hatte geregnet, sogar geschüttet. Das Wasser war wolkenbruchartig aus den dunklen Wolken geströmt und hatte die Kanalisation überflutet. Es hatte die Straßen glatt gemacht, und es war zu Unfällen gekommen. Menschen liefen barfuß durch die Pfützen, aus Freude, daß nach dieser langen Hitzeperiode endlich Regen gefallen war.
    Regen, Wasser, aber kaum Abkühlung, dafür Nebelschwaden, die träge durch Straßenschluchten zogen. Es wehte kaum Wind, die Luft stand und drückte.
    Wayne ging durch die Straßen. Ein hochgewachsener Mann mit glatten, nach hinten gekämmten, grauen Haaren. Durch die dichten Augenbrauen wirkte sein Gesichtsausdruck stets ein wenig böse, aber das, täuschte. Wayne war ein friedlicher Mensch, und auch damals im Dienst hatte er stets auf Menschlichkeit geachtet. So fürchtete er sich auch nicht vor irgendeiner Rache eines bösen Buben wie andere Kollegen, die als hart bekannt waren.
    Gehen, schauen. Hände in den Taschen vergraben. Durch Pfützen wandern, deren Wasser hochspritzen lassen, das längst seine Hosenbeine benetzt hatten.
    Kein Mond war zu sehen. Kein Stern bohrte ein Lichtloch durch das Gebilde der Wolken. Autos fuhren über die Straße, eingehüllt in Gischtfontänen. Sie kamen zumeist aus einer Richtung, wo sich die Einsamkeit der reinen Wohngegend verlor und den kleinen Restaurants, Geschäften und Kneipen Platz geschaffen hatte.
    Dort war es auch heller. Er wußte, daß es in dieser Straße ein Kino gab, das nicht zu den modernen Palästen zählte, sondern aus der anderen Zeit übriggeblieben war. Es war nicht geschlossen worden, und im Zuge der Nostalgie, die vor allen Dingen auf junge Menschen abfärbte, konnte sich der Eigentümer auf die Schulter schlagen, denn seine Vorstellungen

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