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0871 - Der silberne Tod

0871 - Der silberne Tod

Titel: 0871 - Der silberne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Rächer gesehen, und sicherlich brannten ihnen die Fragen auf der Zunge, aber es war ihnen gleichzeitig anzusehen, daß sie sich vor den Antworten fürchteten.
    Ohne eine Lösung gefunden zu haben, ging ich langsam auf Nichte und Onkel zu. Ramona stellte mir mit kraftloser Stimme eine Frage. »Sagen Sie nicht, John, daß Sie es geschafft haben, das Skelett zu vertreiben.«
    »Nein, es ist von sich aus gegangen.«
    »Oh.«
    »Aber es wird zurückkehren. An seinem Plan hat sich dabei nichts geändert.«
    »Das heißt, es will meinen Onkel.«
    »Genau.«
    Ich ließ den beiden etwas Zeit. Joseph klammerte sich an seine Nichte fest. Suko hatte die Fondtür des Renault geöffnet und sich schräg hingesetzt. Die Füße hatte er auf die Straße gestellt. Auch er war gespannt, und ich berichtete mit leiser Stimme von dem Ultimatum.
    Er erschreckte alle Anwesenden. Selbst der Abbé, der Bescheid wußte, wurde noch einmal blaß. In Josephs Augen lag ein fiebriger Ausdruck. Die Angst war wie eine Zange, und dann stellte er die entscheidende Frage: »Flucht hat wohl keinen Sinn?«
    »Stimmt.«
    »Was dann?«
    Ich schaute auf meine Uhr. »Wenn ich das richtig gesehen habe, bleiben uns noch gute sechs Minuten. Ich denke, wir sollten zu einer Entscheidung kommen. Einen Wagen müssen wir hierlassen, wir werden mit dem kleinen Fiat fahren.«
    »Und ich bleibe zurück?« keuchte Joseph.
    »So ist es.«
    Ramona griff ein. »Das können Sie nicht machen, John. Himmel, das ist unmöglich und gleichzeitig Beihilfe zum Mord.«
    »Ich weiß.«
    Sie funkelte mich aus ihren dunklen Kirschaugen an. »Und sie tun es trotzdem?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil wir sonst alle sterben werden.«
    Sie schwieg, dachte nach und kam schließlich zu einem Entschluß. »Gut, wie Sie meinen.« Sie warf mir die Autoschlüssel zu. »Die Feiglinge können fahren, ich aber bleibe bei meinem Onkel. Tun Sie uns noch einen Gefallen, Sinclair, und geben Sie uns die Waffe zurück. Wenn mein Onkel nicht in der Lage ist, sich zu verteidigen, werde ich es tun. Ist das in Ihrem Sinne?«
    »Überhaupt nicht. Sie werden mitkommen, Ramona, und Ihr Onkel wird allein zurückbleiben.« Ich richtete meine Waffe auf sie. »Und jetzt steigen Sie ein!«
    Ramona wollte es nicht glauben. Sie holte geräuschvoll Luft. Erst dann konnte sie sprechen. »Sie feiger Hund, Sie! Deshalb sind Sie aus London geholt worden, um hier zu kneifen? Sie…«
    »Einsteigen!«
    Das tat sie, aber sie zerrte ihren Onkel mit, wogegen ich etwas hatte. Mit der Waffe schlug ich gegen ihren Arm. »Er bleibt hier«, sagte ich mit harter Stimme.
    »Mörder!« brüllte sie. Trotz der gezogenen Waffe schlug sie mir ins Gesicht.
    Okay, der Schlag brannte auf meiner Wange, aber ich gab um keinen Deut nach und schubste sie in ihren Fiat hinein. Suko nahm wieder auf dem Rücksitz Platz. Ramona fing an zu weinen, auch der Abbé bedachte mich mit keinem Blick, und ich kam mir plötzlich wie ein Schwein vor und ziemlich allein.
    Genau eine Minute vor Ablauf des Ultimatums startete ich den Wagen. Ich fuhr sehr schnell an, die Reifen radierten über den Asphalt, und Joseph ließen wir zurück.
    Jeder, der die schwankende Gestalt sah, mußte das Gefühl haben eine lebende Leiche zurückzulassen…
    ***
    Joseph Lacombe stand da und hatte den Kopf nach rechts gedreht. Er schaute dem schon wegrasenden Wagen nach und sah, wie die Heckleuchten in der Dunkelheit verglühten. Der Fiat verschwand um die nächste Kurve, und nur das Geräusch seines aufheulenden Motors wehte noch als Echo durch die Stille.
    Lacombe war allein.
    Sekundenlang war es ihm nicht möglich, dies zu begreifen. Er fühle sich nicht nur wie abgestellt, er hatte gleichzeitig den Eindruck, aus zwei Hälften zu bestehen.
    Einer normalen und einer zweiten, die neben ihm stand. Nur wußte er nicht, welche Hälfte zu wem gehörte, und in seinem Gehirn bewegten sich auch zwei Gedankenabläufe.
    Der eine erklärte ihm, daß es besser wäre, jetzt die Flucht zu ergreifen, der andere sprach davon, daß alles keinen Sinn hatte und er sich dem Schicksal stellen mußte.
    Dem Tod!
    Sein Herz schlug aufgeregt. Die Beine waren weich geworden. Er nahm die Gerüche der Nacht nicht mehr normal wahr. Alles hatte sich für ihn unter einem Schleier zurückgezogen.
    Ein Rascheln in der Nähe erschreckte ihn. Dann sah er, wie eine kleine Feldmaus über die Straße huschte und im dichten Gras der anderen Seite verschwand.
    Stille…
    Poch… poch… poch…
    Es war sein eigenes Herz,

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