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0871 - Der silberne Tod

0871 - Der silberne Tod

Titel: 0871 - Der silberne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihn. Er hatte dieses Gefühl noch nie gespürt. Es erschreckte ihn deshalb so stark und machte ihn auch kraftlos, so daß er Mühe hatte, sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Dann gaben seine Knie nach. Er sackte in sich zusammen. Die Umgebung war zu einem Kreisel geworden. Schneller, immer schneller, alles drehte sich, und er kam sich vor, wie von einem Windstoß gepackt, der ihn zu Boden drückte.
    Als Lacombe wieder einigermaßen klar denken konnte, fand er sich auf dem Boden wieder. Seine Knie drückten hart gegen den Belag der Straße, die Hände ebenfalls, denn er hatte die Arme ausgestreckt und seine Handflächen auf das Pflaster gepreßt.
    Er kniete vor dem Grauen. In dieser Haltung bat er seinen schaurigen Mörder um Gnade.
    Die würde er nicht kennen.
    Joseph atmete schwer. Und bei jedem Atemstoß zuckte auch sein Kopf nach vorn. Er hörte sich weinen. Er wollte es nicht, gleichzeitig aber tat es auch gut.
    Noch einmal schrak er zusammen. Das war genau der Moment, als etwas Kaltes ihn berührte. Genau unterhalb des linken Ohres.
    Es war die Mündung.
    Und Lacombe wußte, daß ihn jetzt nur noch Sekunden vom Tod und damit dem Aus trennten…
    ***
    Ich war gefahren, und ich hörte Ramona fluchen und weinen zugleich. Bei ihrem Temperament und ihrem Gefühlsausbruch glich es schon einem kleinen Wunder, daß sie nicht damit begann, auf mich einzuschlagen. Sie schleuderte mir Schimpfworte an den Kopf, von denen ich nur die Hälfte verstand, was auch sicherlich gut war.
    Im Fond saßen der Abbé und Suko. Beide verhielten sich still. Mit Bloch würde ich noch ein Wörtchen zu reden haben, was meinen Ahnherrn Hector de Valois anging. Schließlich hatte er gewußt, daß das silberne Skelett die Kathedrale der Angst verlassen hatte, um sich auf seine Rachetour zu begeben.
    Ramona kriegte sich nicht mehr ein. Ich aber starrte nach vorn, und dann sah ich die Lücke. Zum Glück nicht weit entfernt hinter der ersten Kurve. Mit etwas zu hoher Geschwindigkeit und deshalb auch mit quietschenden Reifen setzte ich den Fiat in die Lücke am Straßenrand.
    »Was ist jetzt los?« schrie Ramona.
    Ich ließ den Gurt an mir vorbei in die Höhe schnellen. »Ich werde wieder zurücklaufen!«
    »Bitte was?«
    »Ja, zurückgehen! Oder glauben Sie im Ernst, ich würde Ihren Onkel im Stich lassen?« Unter meinem scharfen Blick senkte sie die Augenlider.
    »Merde, was war ich nur für eine Idiotin!« Sie wühlte ihre Haare hoch, und ich stieß bereits die Tür auf. »Das haben Sie gesagt, aber ich werde Ihnen nicht widersprechen.« Nach diesen Worten drückte ich die Tür zu und ließ die drei allein.
    Auf Suko konnte ich nicht rechnen. Er war noch zu schwach, um schnell und sicher reagieren zu können. Daß dies der Fall sein würde, daran gab es für mich keinen Zweifel.
    Ich hatte in der Eile nicht nachrechnen können, wie lange wir gefahren waren. Ich hoffte nur, daß es auf keinen Fall zu weit gewesen war, und ich mußte mich bei meiner Annäherung auch vorsehen, jedenfalls durfte ich nicht laut über die Straße rennen.
    Bis zur Kurve tat ich es trotzdem, dann schlug ich mich links der Straße in das staubige Gelände hinein und duckte mich beim Weiterlaufen, um ungefähr die Höhe der Hügelrücken zu erreichen.
    Es war still..
    Keine Schreie, keine Stimmen.
    Auch ich sorgte dafür, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Jetzt gefiel mir der helle Himmel überhaupt nicht, denn ich hätte gern mehr Schatten und Dunkelheit gehabt.
    Den Blick hielt ich so gut wie möglich auf das graue Band der Straße gerichtet, denn dort würde sich das Drama abspielen. Manchmal war der Boden steinig und glatt, dann wiederum wuchs trockenes Gras mit scharfen Kanten, als wollte es meine Schuhe an den Seiten einfach aufschlitzen. Ich sah den Schimmer, stoppte sofort und schaute noch einmal hin. Er war tatsächlich vorhanden, ich hatte ihn mir nicht eingebildet, und er befand sich auch nicht mehr außerhalb der Straße, sondern war bereits auf die Fahrbahn gewandert.
    Um näher heranzukommen und dabei nicht entdeckt zu werden, drückte ich mich noch tiefer und kroch über den Boden. Es kam darauf an, wer schneller war. Für einige Augenblicke war mir die Sicht auf das Geschehen genommen. Als ich den Gestrüppgürtel passiert hatte und mich aufrichtete, zumindest halbhoch, da konnte ich erkennen, daß der Knöcherne bereits seinen Platz gefunden hatte.
    Er stand auf der Straße. Zwar am Rand, aber genau dort, wo wir Lacombe verlassen

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