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0872 - Der Templer-Friedhof

0872 - Der Templer-Friedhof

Titel: 0872 - Der Templer-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen Blick in Richtung Wagen.
    Dort stand der Prinz. Er hatte sich gedreht und schaute dem Kampf zu. Über ihm zogen die Geier ihre trägen Kreise durch die Finsternis. Lebendige Schatten, die begierig darauf warteten, ihre spitzen Krummschnäbel in totes Fleisch hacken zu können.
    Als Bloch dieser Vergleich durch den Kopf schoß, da spürte er einen rasanten Lebenswillen in seinem Innern. Er schwor sich, nicht zu sterben, aber dafür mußte er andere Menschen aus dem Weg räumen. Wie diese beiden Totengräber.
    Bloch zog seine Waffe.
    Er wunderte sich selbst, wie kalt und gelassen er dabei vorging. In seinen Bewegungen war keine Hektik zu erkennen, er griff nach dem Revolver, als wäre dies die normalste Sache der Welt, und er schwenkte den rechten Arm herum, um auf einen der beiden düster wirkenden Männer anzulegen.
    Kugeln waren noch genug in der Trommel.
    Der Abbé war kein Gangster. Er war ein Mensch, der nach den Regeln seines Ordens lebte, dem er vorstand und immer als Beispiel diente.
    Er konnte nicht so ohne weiteres abdrücken, deshalb sprach er den rechten der beiden Totengräber an.
    »Bleib stehen!«
    Sie gingen weiter.
    »Keinen Schritt mehr!«
    Beide schauten sich an. Selbst in der Dunkelheit konnte der Abbé das Grinsen erkennen. Es sagte ihm, daß er nicht ernst genommen wurde. Sie hatten irgendwo auch recht, denn den Revolver in seiner Hand kannten sie in ihrer Zeit nicht. Und der Beutesäbel steckte nach wie vor im Gürtel des Abbés.
    Einer sprang plötzlich vor. Er hob die Schaufel noch einmal an, um sie auf den Abbé niedersausen zu lassen. Dabei brüllte der Mann, doch das Brüllen ging unter im Krachen des Schusses.
    Die Entfernung war gering. Selbst ein Kind hätte nicht vorbeischießen können, und Bloch traf ebenfalls. Die Kugel erwischte den Mann noch in der Bewegung. Der Aufprall glich einem harten, brutalen Schlag und wuchtete den Mann zurück.
    Plötzlich lag er am Boden. Bloch wußte nicht, wo er ihn getroffen hatte, aber tot war der Mann nicht, dann hätte er nicht so jammernd geschrieen.
    Der zweite griff nicht an. Er war geschockt. Er starrte auf seinen Kumpan und hatte die Haltung eines Denkmals eingenommen. Die Schaufel halb erhoben, aber noch nicht erkennbar, ob er in dieser Lage zuschlagen wollte oder nicht.
    Zumindest konnte er nicht begreifen, was da mit seinem Kumpan geschehen war. Er war durcheinander, deshalb versuchte der Abbé es im guten und sprach ihn an.
    »Verschwinde! Geh!«
    Die Stimme riß den Totengräber aus seinem Schock. Er bewegte sich wieder. Die Lippen zitterten.
    Über seinen Mund drangen Laute, aber keine Worte. Er kam nicht mehr zurecht: Was er da gesehen hatte, überstieg sein Begriffsvermögen.
    Sein Schrei ließ den Abbé zusammenschrecken. Er war nicht das Zeichen zum Angriff, sondern zum Rückzug, denn der andere warf sich auf der Stelle herum und rannte weg.
    Bloch ließ ihn laufen. Auch wenn dieser Mensch ein mehrfacher Mörder war, der Templer brachte es einfach nicht fertig, ihm eine Kugel in den Rücken zu schießen.
    Statt dessen kümmerte er sich um den Verletzten. Er wollte sehen, was mit ihm geschehen war, aber jemand machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Es war der Knochen-Prinz, der nicht mehr länger zuschauen konnte und wollte. Er stand nicht mehr an dieser alten Leichenkarre, sondern befand sich auf dem Weg zu Bloch. Bei jedem Schritt ruckte auch der Kopf nach vorn, fiel dann wieder zurück. Sein Ziel war Bloch.
    Einmal hatte der Abbé bereits geschossen und damit die Hemmschwelle überwunden. Er würde es auch wieder tun, und er legte auf das Skelett an.
    Dann feuerte er.
    Die Kugel traf.
    Er hörte sie sogar in das Knochengebilde einschlagen. Ein Knirschen oder Krachen entstand, es mochten sogar Splitter weggeflogen sein, Bloch wußte es nicht so genau, aber er mußte einsehen, daß er mit einer Kugel den silbernen Rächer nicht stoppen konnte. Er setzte gnadenlos seinen Weg fort, und Bloch dachte daran, daß er auch ohne Revolver gefährlich genug war. Er konnte sich gut vorstellen, die Knochenfinger an seiner Kehle zu spüren, wie sie langsam zudrückten und ihm allmählich die Luft nahmen. Noch einmal schoß er. Er wußte nicht, ob es die letzte Kugel war, aber auch mit dieser erzielte er keinen Erfolg. Sie strich durch irgendwelche Lücken in den Rippenbögen, und der Unheimliche hatte weiterhin freie Bahn. Plötzlich war er auch schnell.
    Bloch mußte zurück.
    Das wäre ihm bei einem normalen Untergrund auch gelungen.

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