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0873 - Die Manipulierten

Titel: 0873 - Die Manipulierten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aufgenommenen Spur weiterhin zu folgen und die Wahrheit herauszufinden.
    „Du wirst beschattet. Weißt du das eigentlich?" fragte eine helle Stimme neben ihm.
    Er fuhr herum. Vor ihm stand Verthe. Sie gehörte ebenfalls zu den Berufenen und war eine Wyngerin vom Stamm der Lufken wie er. Bisher hatte er sie so gut wie nicht beachtet, obwohl sie ein anziehendes Wesen besaß. Sie machte einen skeptischen und selbstsicheren Eindruck. Ihr konnte man nicht einfach irgend etwas vorsetzen, mit ihr mußte man sich auseinandersetzen. Einerseits waren Plondfair diese Frauen wesentlich lieber als jene, die davon überzeugt waren, daß körperliche Attribute bereits den Wert eines Menschen ausmachten. Andererseits wollte er gerade jetzt niemanden, der jeden seiner Schritte kritisch betrachtete.
    „Beschattet?" fragte er mürrisch. „Was soll das? Mich beschattet niemand."
    „Nur der Kryn dort", erwiderte sie. Sie strich sich das silberne Haar aus der Stirn, und in ihren Augen blitzte es spöttisch auf. Sie war wesentlich kleiner als er und mußte zu ihm aufblicken.
    „Und wenn es so wäre? Was geht es dich an?"
    „Eigentlich überhaupt nichts", erklärte sie. „Ich wollte nur wissen, ob es dich beunruhigt."
    „Es beunruhigt mich nicht", sagte er heftig.
    Sie lachte.
    „Also doch", stellte sie fest.
    Er wurde unruhig.
    „Das geht dich doch gar nichts an", sagteer. „Das ist mein Problem." • „Sicher", entgegnete sie. „Auf der einen Seite schon. Auf der anderen Seite möchte ich auch wissen, was hier eigentlich los ist. Irgend etwas ist faul. Es sieht fast so aus, als hätte jemand das Alles-Rad übernommen oder doch derart beeinflußt, daß das Alles-Rad nicht mehr frei in seinen Entscheidungen ist."
    Plondfair blickte sie verblüfft an. Damit hatte er nicht gerechnet. Plötzlich sah er, daß sich ihm eine Chance bot, seine Gedanken mit einem anderen kritischen Gehirn abzustimmen. Damit wurde die Wahrscheinlichkeit, daß er sich irgendwo verrannte, geringer.
    „Also gut", 'sagte er und versuchte, seine Unsicherheit vor ihr zu verbergen. „Der Kryn beschattet mich. Aber was für einen Grund sollte ein Priester haben, das zu tun?"
    „Vielleicht stecken die Kryn hinter all den Veränderungen?" erwiderte sie. „Vielleicht sind sie es, die das Alles-Rad beeinflussen?" ,Sie ging ganz selbstverständlich von Veränderungen aus. Auf den Gedanken, daß es' vielleicht schon immer so gewesen war, schien sie nicht zu kommen.
    Die Veränderung könnte auch in uns selbst liegen, wollte er sagen, doch er spürte rechtzeitig, daß sich daran uferlose Fragen anschließen würden, die keiner von ihnen beantworten konnte.
    „Ich möchte wissen, warum der Kryn dich beschattet", sagte sie in einem Ton, der erkennen ließ, daß sie bei ihm bleiben würde. Verthe sah es als selbstverständlich an, daß ihre gemeinsamen Erkenntnisse und Interessen auch zu gemeinsamen Schritten führten. Plondfair seufzte. Er blickte sich hilflos in der Halle um. Unwillkürlich suchte er nach einem Vorwand, Verthe loszuwerden, obwohl er sich im Grunde genommen darüber klar war, daß er sich nicht mehr von ihr trennen wollte.
    „Ich kann es mir schon denken", erwiderte er zögernd. „Von einem Berufenen erwartet man vermutlich absoluten Gehorsam. Vermutlich habe ich mich anders verhalten als andere. Nun will man wissen, was mit mir los ist. Dabei ist das alles gar nicht so schwer zu erraten. Die Sorge um Koßjarte, meine Nährmutter, bringt mich fast um."
    Es war sonst nicht seine Art, anderen gegenüber von seiner Nährmutter zu sprechen. Doch in diesem Fall hatten sich ihm die Worte auf die Zunge gedrängt, und sie waren heraus, bevor er sich dessen bewußt wurde. Erschrocken blickte er Ver-the an, doch das Mädchen blickte ihn verständnisvoll an. Sie nickte.
    „Das wäre bei mir nicht anders gewesen", erklärte sie. „Was ist mit Koßjarta?"
    „Sie hat eine Rückenverletzung. Sie kann sich nicht mehr bewegen.
    Wahrscheinlich ist das Rückenmark verletzt. Deshalb habe ich sie begleitet, doch bis jetzt scheint keine Änderung eingetreten zu sein."
    „Scheint?" fragte sie.
    „Ich weiß nicht mehr, wo sie ist", antwortete er.
    Sie strich sich nachdenklich das Haar aus der Stirn.
    „Ich habe gehört, daß hier irgendwo in der Nähe ein Krankenzentrum sein soll", sagte sie. „Könnte es nicht sein, daß man sie dorthin gebracht hat?"
    „Du willst mir helfen, sie zu finden?" fragte er.
    „Warum nicht?" Sie lächelte. „Wir beide gehören zu

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