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0874 - Die Gravo-Hölle

Titel: 0874 - Die Gravo-Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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versuchte er, hinter aufragenden Eisblöcken Deckung zu finden. Morgdähn rückte ihm unerbittlich näher. Die Gestalt wuchs mehr und mehr auf, als zöge sie Materie aus ihrer Umgebung an. Doch das täuschte. Plondfair war sich dessen bewußt, daß die Furcht vor diesem Wesen der Grund für diesen Eindruck war.
    Er glaubte, keine andere Wahl zu haben, drehte sich um und griff erneut an. Er beschleunigte mit voller Kapazität und rammte den Wächter. Dieses Mal war dieser jedoch darauf vorbereitet. Plondfair glaubte, es würde ihm gelingen, Morgdähn erneut zu Boden zu schleudern. Doch der Wächter verharrte wie ein Fels auf der Stelle. Der Berufene spürte den Aufprall. Er schrie auf. Hart schlug er mit dem Kopf gegen die Sichtscheibe seines Druckanzugs.
    Grelle Lichter tanzten vor seinen Augen. Er streckte die Arme aus und suchte Halt.
    Morgdähn schlug nach ihm.
    Der Berufene konnte nichts sehen. Blut lief ihm über die Augen. Die Scheibe beschlug. Er versuchte, sich das Blut mit Hilfe des Schweißentferners abzuwischen und die Scheibe mit einem Gebläse zu trocknen, während ihn Hieb auf Hieb traf.
    Er konnte sich diesen fürchterlichen Schlägen nicht entziehen. Sie kamen zu schnell und zu gezielt. Sobald er sein Fluggerät umlenkte, packte ihn der Wächter und riß ihn zurück. Und dann kam auch schon der nächste Hieb.
    Plondfair handelte, ohne nachzudenken. Er folgte den Trainingsanweisungen, die sich ihm während seiner langen Ausbildung eingeprägt hatten. Doch auch das half nichts. Morgdähn durchbrach seine Verteidigung ebenso mühelos, wie es ihm gelang, die Schläge durch den schützenden Energieschirm hindurch spürbar werden zu lassen.
    „Morgdähn", schrie Plondfair, als er einsah, daß er dem Wächter weit unterlegen war. „So höre doch."
    Zwei weitere Schläge trafen ihn. Er hatte das Gefühl, daß Dolchklingen den Panzer durchdrangen und seinen Körper durchbohrten. Erschöpft sackte er in seinem Schutzanzug zusammen, unfähig, sich gegen weitere Angriffe zu behaupten.
    Der Wächter registrierte überraschenderweise sofort, daß er besiegt war. Er zog sich einige Meter weit zurück.
    „Du bist weit über das hinausgegangen, was zu vertreten ist", dröhnte Morgdähns Stimme über Helmfunk. Plondfair vernahm sie wie durch ein Wattepolster hindurch.
    „Ich habe euch erlaubt, Laxau und Kermershäm zu verlassen", fuhr der Wächter fort, „doch das ist dir offenbar nicht genug."
    „Ich wollte ...", brachte Plondfair würgend hervor, doch der Unförmige schnitt ihm sogleich das Wort ab.
    „Vielleicht wäre es besser, dich zu töten", erklärte er. „Wenn du das Leben in Laxau nicht mehr ertragen kannst, dann suche nach einem Ausweg. Du wirst einen finden. Ich bin es nicht. Wer mich angreift, hat alle Rechte verspielt."
    Obwohl Plondfair halbwegs bewußtlos war, begriff er, daß Morgdähn glaubte, einen der Alten aus Laxau vor sich zu haben, der aus einer Frustration heraus gegen ihn vorgegangen war. Auf den Gedanken, es mit einem Berufenen zu tun zu haben, kam der Wächter nicht.
    Plondfair beschloß, von nun an zu schweigen. Er hoffte, daß Morgdähn verschwinden würde, ohne ihn näher zu untersuchen. Ihm war klar, daß der Wächter ihn durch sein Erscheinen ungewollt vor Kärsgäm und seinen Freunden geschützt hatte. Fraglos hätten diese Alten ihm den Schutzanzug abgenommen. Doch das wagten sie nicht unter den Augen Morgdähns.
    „Du bist verloren", erklärte der Wächter. „Allein wirst du niemals zur Schleuse zurückfinden.
    Dafür bist du zu weit von ihr entfernt. Deine Strafe ist, hier zurückzubleiben. Wenn deine Vorräte verbraucht sind, geht dein Leben zu Ende."
    Etwas Unförmiges zuckte vor und traf Plondfair. Es schleuderte ihn über einige Eiskegel hinweg in einen Spalt hinein. Er prallte mit dem Kopf gegen einen harten Gegenstand und wurde für einige Sekunden bewußtlos.
    Als er wieder zu sich kam, war er allein.
    Einige Minuten lang verharrte er bewegungslos auf der Stelle, bis sich seine Sinne wieder geklärt hatten. Er fürchtete sich davor, die Stimme von Kärsgäm zu hören. Nach wie vor war er davon überzeugt, daß sich der Veteran in der Nähe aufhielt.
    Doch alles blieb ruhig. Die Minuten verstrichen, ohne daß etwas geschah. Plondfair verließ sein Versteck und sah sich um. Es war etwas heller geworden, so daß die Sicht etwa fünfzig Meter weit reichte. Aus einem schwärzlichen Sumpf ragten graue Eiskegel hervor, die sich in ihrem Umfang ständig veränderten, so

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