0874 - Die Gravo-Hölle
den Eiskristallen glattgeschliffen, die über sie hinweggerast waren.
Die Impulse kamen von oben.
War dies der Wall, der die Kondi-tionierte Zone umgab? Der Berufene hatte die Umgebung der Hochenergieschleuse ganz anders in Erinnerung. Er war verwirrt. Nun wußte er überhaupt nicht mehr, was er von den geheimnisvollen Impulsen halten sollte.
Als er einen Einschnitt in den Felsen erreichte, trat ein, wovor er sich schon lange gefürchtet hatte. Das grüne Licht erlosch. Die geheimnisvolle Impulsquelle schwieg.
Er stöhnte enttäuscht auf. In seiner Angst raste er über die Felsen hin und her, fing sich dann jedoch, als er an eine Stelle kam, an der er zuvor schon einmal gewesen war.
Schlagartig wurde ihm bewußt, wie falsch er sich verhalten hatte.
Bei seiner panikartigen Reaktion hatte er alles außer acht gelassen, was er gelernt hatte. Er zwang sich zur Ruhe und hämmerte sich ein, daß er sich in unmittelbarer Nähe der Station befinden mußte. Die Schleuse konnte es nicht sein, da er sonst den rötlichen Schimmer des Energieschirms gesehen hätte. Kopflos in der Gegend umherzurasen, brachte ihn um die letzte Chance, die er noch hatte. Jetzt half nur ruhige Überlegung.
Er senkte sich auf die Felsen ab und sah sich um, bis er genau wußte, daß er an dieser Stelle schon einmal gewesen war. Er erinnerte sich auch wieder daran, aus welcher Richtung die Impulse gekommen waren.
Langsam ließ er sich in dieser Richtung weitertreiben. Gern hätte er hin und wieder Markierungen an den Felsen angebracht, aber das konnte er nicht, da er kein entsprechendes Werkzeug hatte.
Etwa fünf Minuten verstrichen. Die Felsen fielen wieder ab. Plond-fair überlegte, ob es besser war, wieder an den Ausgangspunkt zurückzukehren, als er plötzlich eine Kuppel vor sich sah. Im ersten Augenblick glaubte er, daß es ein buckeiförmiger, von Schnee und Eis glattgeschliffener Felsen war, doch dann glitt er näher an das Gebilde heran, und er sah, daß es wie Stahl schimmerte.
Er stieß einen Jubelschrei aus.
Er hatte die Station gefunden.
Für einige Sekunden war er wie von Sinnen vor Freude. Er verharrte auf der Stelle und dachte an nichts. Dann endlich begann er damit, die Kuppel zu umrunden. Irgendwo mußte ein Eingang sein.
Er machte sich keine Gedanken darüber, wie es in der Station aussah, und ob sich Morgdähn darin aufhielt. Auch dachte er nicht darüber nach, wie sich der Wächter verhalten würde, wenn er in die Kuppel eindrang.
Etwa eine halbe Stunde verstrich, dann tauchte eine Gruppe von Felsbuckeln vor Plondfair auf, die er bereits passiert hatte. Er begriff, daß er die Kuppel wenigstens zweimal umrundet hatte, ohne den Eingang zu finden.
Wieder drohte ihn die Panik zu übermannen, und er mußte sich zur Ruhe zwingen. Er verharrte auf der Stelle und kontrollierte seine Sauerstoffvorräte. Sie waren noch ausreichend.
Die Stimme eines Ausbilders klang in ihm auf.
Wer sagt denn, daß alles so ist, wie du meinst, daß essein müßte?
Er fluchte.
Warum hatte er sich in den Gedanken verbissen, daß der Eingang am Fuß der Kuppel zu finden war? Es erschien logisch, daß es so war, aber es gab auch eine Reihe von Gründen, die dagegen sprachen. Wenn es beispielsweise Methan regnete, konnte es geschehen, daß die Kuppel ganz oder teilweise versank. Dann konnte niemand mehr in sie hereingehen, und niemand konnte heraus.
Plondfair raste nach oben. Als er den höchsten Punkt der Kuppel erreicht hatte, sah er, daß sie hier eine Unterbrechung in der Rundung auf wies. Mehrere Gänge, die etwa vier Meter hoch waren, führten schräg aufsteigend in die Kuppel hinein. Plondfair folgte einem dieser Gänge und kam an eine Stelle, an der sich alle Gänge vereinigten.
Zu seinen Füßen zeichnete sich ein quadratisches Schott ab.
Er hatte den Eingang zur Station gefunden.
6.
Er war versucht, seine Freude laut herauszuschreien, als er einen armlangen Hebel entdeckte, der sich direkt über dem Schott an der Decke befand. Für ihn war sofort klar, daß er es damit öffnen mußte.
Eine Druckmechanik kam nicht in Frage, weil sie bei den Umweltbedingungen von Välgerspäre mit den ständig wechselnden Druckverhältnissen nicht funktionieren konnte. Auch ein Individualtaster als Schalter bot sich nicht an, da seine Möglichkeiten zu begrenzt waren. Dabei hielt Plondfair es für durchaus möglich, daß ein Individualtaster mit den Daten von Morgdähn vorhanden war.
Er stemmte den Hebel herum.
Das Schott unter ihm glitt
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