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0874 - Die Gravo-Hölle

Titel: 0874 - Die Gravo-Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schloß er die Augen, während er versuchte, seinen Flug zu stabilisieren.
    Er dachte an Morgdähn und daran, daß er ihn nicht aus den Augen verlieren durfte. Gleichzeitig kämpfte er gegen die in ihm aufsteigende Resignation an.
    Hatte es überhaupt noch einen Sinn, Morgdähn zu verfolgen? War dieser ihm nicht in dieser tobenden Holle unendlich weit überlegen, weil er sich hier ohne Schutzanzug bewegen konnte? Hatte der Wächter ihn vielleicht schon längst gesehen? Ignorierte er ihn, weil er genau wußte, daß er ihm nichts anhaben konnte?
    Druck und Temperatur stabilisierten sich. Es hörte auf, Methan zu regnen.
    Plondfair blickte nach unten, konnte jedoch nichts erkennen, da alles dunkel war. Er konnte noch nicht einmal sehen, ob er hoch über dem Boden war, oder ob er sich nur wenige Meter über dem Sumpf befand.
    Langsam ließ er sich sinken. Dabei beobachtete er die wenigen Instrumente und Lichtanzeigen, die ihm zur Verfügung standen. Doch schnell merkte er, daß er so gut wie nichts damit anfangen konnte. Der atmosphärische Druck wechselte ständig, so daß er nicht daraus schließen konnte, in welcher Höhe er sich befand.
    Er drehte sich mehrmals um sich selbst, weil er hoffte, das rötliche Leuchten des Energieschirms von Kermershäm zu sehen. Vergeblich. Es gab nichts, woran er sich hätte orientieren können.
    Plondfair ließ sich sinken, bis sich das Gefühl einstellte, festen Boden unter den Füßen zu haben. Er blickte nach unten und bemerkte, daß er bis über die Knie in einem Morast steckte. Es wurde ein wenig heller. Eiskristalle und Schneeverwehungen waren verschwunden. Dafür dehnten sich Seen und Sümpfe aus halbflüssigem Ammoniak nach allen Seiten.
    Plondfair war grenzenlos verwirrt. Er war nicht genügend auf eine solche Welt vorbereitet, die nicht nur physisch große Anforderungen stellte, sondern auch psychisch stark belastete.
    Irgendwo in der Dunkelheit vor ihm bewegte sich etwas.
    Der Berufene flog augenblicklich darauf zu, ohne daran zu denken, daß Morgdahn ihn bemerken würde, falls dieser sich ihm zuwandte. Aus dem Morast wuchsen einige kristalline Gebilde empor; die sich jedoch sogleich wieder verflüchtigten.
    Weit von Plondfair entfernt zuckten immer wieder Blitze auf den Grund des Wasserstoffozeans herab und verbreiteten ein geisterhaftes Licht.
    Als der Berufene einen dieser Kristalle erreichte, merkte er, daß er sich geirrt hatte. Er hatte Morgdahn nicht gefunden, sondern sich in der Wildnis von Välgerspare verirrt.
    Er konnte sich vorstellen, daß der Sturm, den er erlebt hatte, für die Verhältnisse von Välgerspare nichts weiter als ein linder Luftzug war. Ein wirklicher Sturm, bei dem die komprimierten Gasmassen des Planeten in heftige Bewegung gerieten, würde ihn über Tausende von Kilometern davontragen und ihm nicht die geringste Chance lassen.
    Jetzt erschien es ihm unglaubhaft, daß die Alten aus Laxau sich wirklich in die Wildnis von Välgerspare hinauswagten. Sie waren körperlich schwächer als er und hatten es daher noch schwerer als er, sich zu behaupten. Wenn sie die Konditionierte Zone tatsächlich verließen, dann sicherlich nur in Gruppen und unter einer Reihe von Sicherheitsmaßnahmen, Plondfair schalt sich einen Narren.
    Er hatte alles falsch angefangen. Es war nicht richtig gewesen, sich nur auf Godfart, Krodvan und Kars-kem zu verlassen. Viel besser wäre es gewesen, den Plan zusammen mit Kärsgäm zu verwirklichen, der einen Schutzanzug besaß und körperlich durchtrainiert war. Ein Mann wie er hätte ihm helfen können. Doch er hatte gar nicht erst versucht, ihn für eine Mitarbeit zu gewinnen, sondern hatte ihn sich zum Feind gemacht.
    Da der Berufene einsah, daß er vom Grund des Wasserstoffozeans aus nichts erreichte, stieg er erneut auf. Er hoffte, daß er den rötlichen Schimmer der Energieschirme von Kermershäm sehen würde, wenn er in Schichten geriet, in denen die Gasmassen nicht so dicht waren.
    Doch er irrte sich erneut.
    Er fand die Konditionierte Zone nicht, und schließlich gestand er sich ein, daß er sich hoffnungslos verirrt hatte. Ohne Hilfe würde er nicht mehr zur Schleuse zurückfinden.
    Er schaltete das Helmfunkgerät ein.
    Eine Stimme ertönte an seinem Ohr. Sie war so laut und kam so überraschend, daß er fast aufgeschrien hätte.
    „Sieh dich vor", brüllte es aus den Lautsprechern.
    Plondfair regulierte die Lautstärke neu ein.
    „Hallo, Leute", sagte er. „Hier ist jemand, der überhaupt keine Ahnung hat, wo er

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